Manche sagen ja, dass eine Rennabsage besser gewesen wäre als diese armselige Farce von einem Grand Prix. Die sechs Autos waren ein Symbolbild für vieles. Ganz sicher aber für die Sturheit vieler Beteiligter, die es nicht schaffen, über den eigenen Tellerrand zu blicken, beispielsweise in Richtung der Motorsportfans.

Bernie Ecclestone gestand dem Guardian nach dem Rennen: "Ich bin höchst verärgert - weil das alles so entsetzlich dumm ist. Die guten alten Tage, als ich einfach das Richtige tun konnte, sind leider vorbei. Ich habe Millionen von Versuchen unternommen. Als ich sie wenigstens in die Startaufstellung gebracht habe, dachte ich, ich sei zumindest zur Hälfte vor dem Ziel."

Doch dem war nicht so. Die Formel 1 wurde quasi einer Prüfung unterzogen. Michelin erlaubte sich einen fatalen Fehler - die Frage lautete nun: Können wir alle an einem Strang eine Lösung finden? Das Ergebnis war eine Farce. Wäre man böse, könnte man sagen: Die Formel Sturschädel ignoriert ja nicht absichtlich die Fans - das passiert so nebenbei, weil einfach jeder nur an seine eigenen Interessen denkt.

Ausbaden müssen es mitunter andere. Tony George, der Veranstalter, darf sich auf Millionenklagen freuen. Ecclestone: "Seien wir doch ehrlich. Wenn Sie Tony George wären, würden Sie dieses Risiko nicht noch einmal wagen." Ecclestone spricht eine Vertragsverlängerung mit dem Indianapolis Speedway an - viele rechnen damit, dass dieses Kasperltheater vom Sonntag der letzte Auftritt der Formel 1 im legendären Nudeltopf war.

Wo die Formel 1 in Amerika steht, beschreibt Gerhard Kuntschik in den Salzburger Nachrichten. In einer überregionalen Umfrage eines US-Radiosenders mussten die Zuhörer sich dafür entscheiden, "ob Fernando Alonso ein neuer Rennfahrer aus Spanien, ein neuer Popstar aus Mexiko oder ein neuer Zauberer aus Las Vegas" sei. Neunzig Prozent der Hörerschaft setzte auf den Zauberer...

Ecclestone : "Wir haben gerade erst begonnen, ein großartiges Image bei den amerikanischen Fans und TV-Zuschauern aufzubauen. Und das ist jetzt alles ruiniert worden."

Doch von wem ist es ruiniert worden? Ecclestone sagt vorsichtig: "Es lag an dem Unwillen der Teams und einiger anderer Personen, einen Kompromiss einzugehen." Wobei man bedenken sollte, dass neun von zehn Teams einer Schikanen-Lösung zugestimmt hätten. Dass die Michelin-Teams sogar eine Rückversetzung in der Startaufstellung oder gar WM-Punkte nur für die Bridgestone-Teams akzeptiert hätten, damit man ein ordentliches Rennen liefern kann.

Ferrari tat nichts Schlimmes - man sagte lediglich, man überlasse alles der FIA. Aufgrund dieser Passivität konnte aber auch kein einstimmiger Beschluss in punkto Schikane getroffen werden. Die FIA wiederum sagte "No!" zur Schikane. Mosley: "Michelin wollte eine Änderung der Streckenführung, um über deren Probleme hinwegzukommen."

Und da eine solche Kursänderung nicht im Regelwerk vorgesehen ist, lehnte die FIA diese Lösung ab. Mosley: "Die FIA schlug Michelin verschiedene Lösungen vor, um sicher innerhalb des Limits ihrer Reifen am Rennen teilnehmen zu können. Aus irgendeinem Grund akzeptierten sie diese Vorschläge nicht."

Dass Mosley diese Vorschläge nicht nennt, kommt wahrscheinlich auch nicht von ungefähr. Sind sie doch ein wenig haarsträubend, so wie vieles aus dem Hause FIA. Die beiden FIA-Vorschläge: Entweder sollten die Michelin-Autos jede Runde durch die Boxengasse fahren oder sie sollten in der Steilwandkurve mit stark reduzierter Geschwindigkeit antreten. Beides hätte das Mickey Mouse-Rennen in punkto Slapstickfaktor wahrscheinlich noch übertroffen.

Max Mosley erkennt: "Das Ergebnis war, dass die Fans auf der ganzen Welt die Verlierer waren." Das hat Max Mosley allerdings richtig erkannt. Bravo. Weiter so.