Die Formel 1 ist in dieser Saison aus deutscher Sicht zur "Formel verkehrt" verkommen. Denn wer dachte, dass Michael Schumacher nicht nur ein Abo auf den WM-Titel, sondern auch auf den Begriff "bester Deutscher" habe, der sieht sich in diesem Jahr bislang mit einer vollkommen unerwarteten Situation konfrontiert: Nach dem vom Regen verwaschenen und von einem Unfall beendeten Melbourne-Wochenende war Michael Schumacher auch in Malaysia nur die Nummer drei.

Der beste Fahrer unter dem schwarz-rot-goldenen Banner war am heutigen Samstag im 1. Qualifying der Bruder des Weltmeisters. Im Gegensatz zu seinem Toyota-Teamkollegen Jarno Trulli musste Ralf Schumacher allerdings mit dem fünften Rang Vorlieb nehmen.

Eine bessere Platzierung verpasste der beste Deutsche aufgrund eines "Untersteuerns", welches ihn im ersten Sektor "einige Zehntel" kostete. "Es ist schade, dass noch ein Renault vor Jarno gelandet ist und ihm die provisorische Pole wegnahm! Aber ich bin extrem zuversichtlich für morgen und freue mich darauf mein heutiges Ergebnis zu verbessern."

Ebenfalls nur halbwegs "zufrieden" zeigte sich der zweitbeste Deutsche des Tages. "Die Balance des Autos war in einigen Kurven nicht optimal, das hat etwas Zeit gekostet", gab Nick Heidfeld über seinen achten Rang zu Protokoll. "Aber ich war früh unterwegs, die Strecke war noch ziemlich schmutzig, und dafür ist die Rundenzeit in Ordnung. Michael war im Ferrari unter identischen Bedingungen langsamer. Ich habe ein gutes Gefühl für Qualifying und Rennen morgen. Ich bin gestern einige gute Long-Runs gefahren, und auch das freie Training heute Vormittag war produktiv. Die neuen Aerodynamik-Teile sind eine große Verbesserung."

Eine solche große Verbesserung braucht auch Michael Schumacher, wenn er morgen seinen zwölften Startplatz verbessern und von weiter vorne ins Rennen starten möchte. Entsprechend war der Kerpener mit seinem enttäuschenden Abschneiden "nicht zufrieden". "Wir waren zu langsam."

"Gestern und nach den ersten 45 Minuten Training schien die Situation besser zu sein, aber bereits im letzten freien Training begannen wir zu verstehen, dass wir Probleme bekommen würden." Diese Probleme lassen sich ganz einfach auf einen Nenner bringen: "Auf einer schnellen Runde mit neuen Reifen ist unsere Performance nicht auf dem gleichen Level wie jene unserer Rivalen. Aber wir wissen, dass dies auf die Distanz gesehen anders ist."

"Wenn man bedenkt, dass heute niemand mit Toyota gerechnet hat, dann sage ich: Warum sollen nicht auch wir das können?", spielt er auf die Truppe seines Bruders an. "Wir können uns darauf verlassen, dass wir auf Long Runs wesentlich konkurrenzfähiger sind." Als Ziel hat sich der Kerpener deshalb "WM-Punkte, wenn nicht sogar einen Podiumsplatz" gesetzt.

Weit von einem solchen entfernt ist der Österreicher Patrick Friesacher, welcher immerhin einen Teilerfolg verzeichnen und seinen Teamkollegen Christijan Albers schlagen konnte. "Ich bin mit dem Auto zufrieden", bilanzierte Friesacher. "Und das obwohl die Balance in den schnellen Kurven nicht ganz so gut war. Ich hatte mehr Übersteuern als am Morgen." Insgesamt gesehen war die Qualifying-Runde des Österreichers aber "nicht schlecht".

Ganz anders beurteilt Red Bull Pilot Christian Klien seine Quali-Runde. "Ich hatte etwas mehr Grip erwartet und machte einen kleinen Fehler in der ersten Kurve und verlor dadurch vier Zehntel", fasste der Vorarlberger zusammen. "Der Rest der Runde war ziemlich vernünftig und das Auto war gut. Aber insgesamt bin ich mit meiner Runde nicht so glücklich. Aber wir haben ja noch das zweite Qualifying und hoffentlich können wir ein bisschen Zeit und vielleicht einige Positionen gutmachen."