Das turbulente Wochenende in Spanien gerade verdaut, lief es für Lotus in Monaco erneut alles andere als nach Plan: Pastor Maldonado schied nach gutem Qualifying im Rennen nach nur fünf Runden durch einen Defekt aus. Romain Grosjean ereilten nach einem Fahrfehler im Qualifying zusätzlich eine Strafversetzung wegen eines Getriebewechsels an seinem E23 sowie eine Kollision im Rennen mit Max Verstappen. Macht unter dem Strich null Punkte für Lotus im Fürstentum.

Dabei war die Performance selbst nicht einmal so schlecht, wie befürchtet. "Langsame Strecken waren bisher ja nicht unsere Stärke, aber wir haben ein paar neue Teile am Heck des Autos, die gut zu arbeiten scheinen", sagte Grosjean in Monaco. Die Stärke Lotus' liegt in diesem Jahr hingegen weiter vor allem im Highspeed-Bereich. Das bevorstehende Rennen in Montreal kommt dem Team also gerade recht, um endlich wieder kräftig auf das Punktekonto einzuzahlen.

"Montreal ist anders als Monaco, weil es dort einige lange Geraden und ein paar heftige Bremspunkte gibt", sagt Romain Grosjean. "Vor allem mag ich es, so nah an den Mauern entlangzufahren. Andere Stellen sind den europäischen Kursen ähnlich, aber es ist definitiv einzigartig dort. Auch der Streckenbelag kann eine Herausforderung sein. Es ist immer spannend zu sehen, welcher Grip-Level einen erwartet, denn der Kurs wird für das restliche Jahr nicht benutzt. Der Grip verändert sich also permanent", beschreibt Grosjean die Eigenarten des Circuit Gilles Villeneuve.

Kämpft Lotus in Kanada mit Williams?, Foto: Sutton
Kämpft Lotus in Kanada mit Williams?, Foto: Sutton

Maldonados Mauerweisheiten

Dass Lotus gewappnet ist, all diese Herausforderungen zu meistern, glaubt Pastor Maldonado. "Du brauchst dort ein gutes Rennauto, damit du Vertrauen hast zu pushen und genau das haben wir mit dem E23. Er ist viel vorhersehbarer und liefert mehr ab als das letztjährige Auto", sagt der Venezolaner. "Du benutzt in Kanada die Kerbs recht viel, also musst du in der Lage sein, die Bumbs gut zu nehmen und gut in die Schikanen einlenken. Wie in Monaco musst du dich von den Mauern fernhalten. Du solltest nah heranfahren, aber eine Berührung ist zu nah!", sagt Maldonado.

Das Wochenende in Monaco sei durch den Ausfall trotz viele positiver Aspekte unter dem Strich natürlich frustrierend gewesen, zumal Maldonado somit weiter auf die ersten Punkte der Saison warten muss. "Ich gehe jedes Rennen mit der Absicht an, es in den Punkten zu beenden. Der Kurs in Kanada hat seine ganz speziellen Herausforderungen, aber ich sehe keinen Grund, warum wir dort nicht schnell sein sollten", hofft Maldonado.

"Wir scheinen ein Auto zu haben, das in Sachen Rennpace schneller ist, als die unserer nächsten Rivalen. In Monaco ist es schwierig einen Vorteil aus der überlegenen Rennpace zu ziehen, aber auf offeneren Kursen sind wird gut aufgestellt. Wir haben auf jeden Fall viel Potential!", sagt Maldonado. "Wir wissen, dass der E23 gut ist, also streben wir nach einem starken Resultat - wir sind bereit!", stimmt Teamchef Federico Gastaldi ein.

Montreal passt gut zum E23

Technikdirektor Nick Chester erklärt, warum: "Es ist ein Kurs mit vielen langen Geraden, also ist es eine Power-Strecke, auf der du wenig bis mittel viel Abtrieb fährst. Der E23 hat in den langsamen Kurven in Monaco gut performt, das sollte uns in Kombination mit den langen Geraden gut liegen. Wir haben uns auf diesem Kurs in der jüngeren Vergangenheit bereits recht gut geschlagen, also sind wir zuversichtlich mit beiden Autos Punkte einzufahren."

2012 fuhr Romain Grosjean in Montreal auf das Podium, Foto: Sutton
2012 fuhr Romain Grosjean in Montreal auf das Podium, Foto: Sutton

Lotus: Montreal Bilanz

Lotus in Montreal: Für Lotus oder ehemals Renault steht in Montreal eine durchwachsene Bilanz zu Buche, aus der es aber zwei Ausreißer nach oben gibt. Der größte Erfolg gelang 2006 mit der kompletten ersten Startreihe und dem anschließenden Sieg von Fernando Alonso. Zudem schaffte Romain Grosjean 2012 als Zweiter den Sprung auf das Podium.

Romain Grosjean in Montreal: Der Franzose trat bislang drei Mal in Montreal an - mit unterschiedlichem Erfolg. Während Grosjean bei seiner Premiere 2012 prompt den zweiten Platz herausfuhr, musste er sich 2013 mit dem 13 Platz begnügen und schied im Vorjahr aus.

Pastor Maldonado in Montreal: Der Venezolaner wartet noch auf die ersten Punkte in Kanada. 2011 schied er nach einem Dreher aus, während in den beiden Folgejahren nicht mehr als die Ränge 13 und 16 heraussprangen. In der Vorsaison sorgte ein Motorschaden für das vorzeitige Rennende.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint:Lotus hat allen Grund, dem Kanada GP optimistisch entgegenzublicken. Die starke Power Unit von Mercedes wird dem Team aus Enstone auf den langen Geraden des Circuit Gilles Villeneuve gegen die Konkurrenz von Red Bull und Toro Rosso mehr als nur helfen. Selbst ein Duell mit Williams um den Status als dritte Kraft in Montreal ist nicht ausgeschlossen, brachte es der E23 in den Topspeed-Wertungen des bisherigen Saisonverlaufs doch meistens auf ein ähnliches, wenn nicht höheres Niveau als der Williams. Punkte satt sollten für Romain Grosjean und Pastor Maldonado drin sein.(Jonas Fehling)