Am vergangenen Freitag hatte die FIA als Reaktion auf Jules Bianchis schweren Unfall in Japan in einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass sie die Einführung eines Systems plant, das den Fahrern bei gelben Flaggen die Geschwindigkeit vorgibt. Charlie Whiting hatte jedoch erklärt, dass es wohl noch etwas dauern würde, ehe ein solches System einsatzbereit ist. Nun sollen jedoch bereits beim nächsten Rennen in Austin erste Erprobungen stattfinden. "Ich denke, die FIA plant, es während des Freien Trainings in Austin zu testen", sagte McLaren-Renndirektor Eric Boullier. "So verstehe ich das, aber wir haben noch nicht die finale Zustimmung."

Boullier glaubt, dass ein solches System, das den Fahrern die Entscheidung abnimmt, wie stark sie unter gelben Flaggen ihr Tempo reduzieren, funktionieren könnte. Auch Fernando Alonso zählt zu den Befürwortern. "Tatsächlich habe ich in der Fahrerbesprechung diesen Punkt vorgebracht", offenbarte er. Er sei bei Ausflügen auf Indoor-Kartstrecken in Singapur und Japan auf diese Idee gekommen. "Wenn es eine gelbe Flagge gibt, dann drücken sie einen Knopf und der Motor wird gedrosselt und jeder fährt mit der gleichen Geschwindigkeit", erläuterte er.

Auf Messers Schneide

Lewis Hamilton bestätigte, dass bei einem Meeting mit FIA-Präsident Jean Todt diese Idee - die er als 'recht gut' bezeichnet - besprochen wurde. Hamilton begrüßte die Reaktion der FIA nach Bianchis Unfall und lobte sie dafür, die beste Lösung finden zu wollen. "Das Problem mit den Flaggen ist, dass man sicher sein will, aber auch nur so wenig Zeit wie möglich verlieren möchte, daher befindet man sich auf Messers Schneide", verdeutlichte er. "Wenn sie einen Begrenzer einbauen, dann nehmen sie uns den Druck, etwas zu tun und verringern die Möglichkeit, Fehler zu machen."

Sebastian Vettel sieht nach Bianchis Unfall ebenfalls Handlungsbedarf, will sich aber noch nicht auf ein System festlegen. "Wir haben die Technologie, um viel zu tun", zeigte er auf. "Wir müssen herausfinden, was am besten ist. Wenn wir über eine Geschwindigkeitsbegrenzung sprechen, dann müssen wir uns fragen, welcher Art." Ihm ist wichtig, dass das System so fair wie möglich gestaltet ist. "Es geht einfach nur darum, den richtigen Kompromiss zu finden, damit alle zufrieden sind." Vettel hofft, dass bis spätestens Saisonbeginn 2015 eine Lösung gefunden ist. "Es tut nicht weh, so etwas einzuführen, denn unsere Sicherheit hat Priorität und danach kommt der Sport", stellte er klar.

Smedley plädiert für verbindliche Zwischenzeiten

Auch Rob Smedley sieht verschiedene Möglichkeiten, die Geschwindigkeit unter gelben Flaggen zu reduzieren. Zwei existieren bereits: Der Begrenzer, der in der Boxengasse zum Einsatz kommt, und das Safety Car. "Wir geben während einer Safety-Car-Phase Zwischenzeiten durch, die eine gewisse Prozentzahl höher sind als die Durchschnittsrundenzeit mit viel Benzin an Bord und die Fahrer müssen sich an diese Zwischenzeiten halten", erläuterte er. "Ich bin mir sicher, dass von jetzt an bis zum Ende des Jahres viele Ideen aufkommen werden. Technisch ist das alles machbar."

Seiner Meinung nach sind verbindliche Zwischenzeiten der beste Weg. "Der Grund dafür ist, dass wir diese Technologie schon jetzt ausführlich nutzen, wenn das Safety Car auf die Strecke kommt. Wir haben Zwischenzeiten und die Fahrer fahren dementsprechend und wissen genau, was sie tun. Es ist keine große technologische Herausforderung für die Formel 1 oder etwas, woran sich die Fahrer erst gewöhnen müssen. Daher ist das vielleicht die einfachste Art und Weise."