Die Winterpause in der Medienlandschaft der Formel 1. Die Tage zwischen Weihnachten und dem Jahreswechsel – diese kurze Zeitstrecke gleicht einer Reise durch eine schneebedeckte Newswüste. Die dampfende und unter ihrer Bringpflicht ächzende Medienmaschine agiert im Flachland. Jede noch so kleine Erhebung wird aufgesaugt und nach einer künstlichen Erhöhung des Inhaltsvolumens umgehend wieder ausgespuckt - um wenig später von der nächsten Nachrichtenerzeugungs-Maschine erfasst und abermals weiterbearbeitet zu werden. So entsteht mitunter ein glanzpoliertes, mehrfach bearbeitetes Nichts, welches oft wenig bis gar nichts mehr mit dem eigentlichen Thema Formel 1 zu tun hat – dessen Genuss kann ärgerlich, verwunderlich, aber auch recht unterhaltsam sein...

Die Formel 1 präsentiert sich in ihrer diesjährigen Winternews-Wüstendurchquerung ungewöhnlich unbrav, ja sogar auch kriminell. Das Fahrerlager der Königsklasse im Kokainrausch. Ein ehemaliger Ferrari-Rennarzt erklärt öffentlich, er vermute, dass jeder dritte Pilot vor dem Rennen Kokain einnehmen würde. Wenig Nüchternheit versprühte aber auch jener schon ältere Bericht über einen zweitägigen Alkohol-Exzess des "Icemans" Kimi Räikkönen...

Kimi Räikkönen liefert aber auch einen Beitrag zum gerade jetzt wieder aufkommenden Thema "Formel 1-Piloten und der öffentliche Straßenverkehr". Der Express berichtet von zwei Unfällen der Familie Räikkönen, die von den Kollegen umgehend auf "Familie Blechschaden" umbenannt wird. Auf dem Weg von Helsinki zu seinem Feriendomizil in Kirkonummi soll Räikkönen am 19. Dezember in einer Rechtskurve die Gewalt über seinen Geländewagen verloren haben. Beobachter werden zitiert: "Kimi war offensichtlich zu schnell. Er stieg aus, hatte ein paar Schrammen im Gesicht, schüttelte sich kurz und griff zum Handy." Die Polizei sei nicht gerufen worden, sondern Freunde, welche den Wagen mit einem Traktor aus dem Graben zogen. Abenteuerlich. Vier Tage später soll Räikkönen’s Ehefrau Jenny bei einer Massenkarambolage zu spät gebremst haben...

Dies veranlasst Formel 1-Legende Niki Lauda zu folgendem Kommentar: "Rennfahrer spielen mit ihren Autos, weil ihr Limit der Fahrzeugbeherrschung um Längen über dem des normalen Autofahrers liegt. Ich habe auch als junger Bursche drei Autos zu Schrott gefahren, das gleiche hat mir Michael Schumacher erzählt. Beide sind wir aber Weltmeister geworden."

Die Formel 1-Piloten im Straßenverkehr. Erst unlängst musste man zur Kenntnis nehmen, dass Ralf Schumacher "Frauenunfälle" baut und auch einparken soll "wie eine Frau" – so die Aussagen seiner Ehefrau. David Coulthard wiederum hat unlängst erklärt, er würde nur ungern im öffentlichen Straßenverkehr fahren.

DC hat die nachrichtenbrauchende Medienmaschine aber auch mit einem ganz anderen Beitrag, zu einem schon altbekannten Verlegenheitsthema versorgt. Der Schotte erklärte gegenüber The Sun, er habe schon einmal während eines Grand Prix "in die Hose gemacht". Es würden "physikalische Kräfte" auf den Körper einwirken. Manche Piloten würden dabei in die Hose machen, andere wiederum nicht, verriet Coulthard.

Nicht nur dieses Problem belastet die Fahrer im Cockpit – die Arbeitsplätze werden immer kleiner konzipiert, mancher Pilot ist schlicht zu groß. Die Körpergröße operativ zu verringern, wurde bisweilen noch nicht angedacht. Das Thema Schönheitsoperation ist aber gerade erst frisch eingelangt in der Formel 1-Medienmaschinerie.

Cora Schumacher habe ein "Formel 1-Tabu gebrochen", jubelt die Bild-Zeitung. Die Ehefrau von Ralf Schumacher hat ihren Busen vergrößern lassen – dass sie dies nun öffentlich zugab, habe "ein Beben in der Königsklasse des Motorsports" ausgelöst. RTL-Reporter Kai Ebel ist begeistert: "Tuning gehört in der Formel 1 nun mal dazu. Coras Offenheit würde vielen gut stehen. Das zeugt von Selbstbewusstsein. Ich hoffe, dass die anderen Fahrerfrauen genauso denken."

Kokain, Alkohol, Verkehrsunfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit, Einparkschwächen, "Frauenunfälle", Pornobusiness, volle Hosen, Schönheitsoperationen oder auch Spionage wie im Fall Toyota/Ferrari oder "Umweltpolitik" wie im Falle Spielberg sind zwar recht ungewöhnliche, zum Teil "schräge" und daher irgendwie unterhaltsame Themen oder Aspekte in der oft so unterkühlten Welt der Formel 1 – trotzdem könnte man auch sagen: Es wird Zeit, dass wieder die Motoren gezündet werden...