Die erste Reaktion sprach Bände: "Verdammt!" brüllte Nico Rosberg in den Funk, als er erfuhr, dass Hamilton ihm die Pole Position um sieben Tausendstel entriss. Es war mehr als knapp, doch am Ende muss sich Rosberg mit der unsauberen Startseite begnügen. So ärgerte sich der Mercedes-Pilot auch nach dem Qualifying: "Meine erste Reaktion war: ‚Boah Mann, das gibt´s doch nicht!‘ Sieben Tausendstel sind gar nichts. Ein bisschen hier und da - da denkt man sich schon, dass man das doch hätte schaffen können." Er glaubt, in der letzten Kurve die Zeit liegengelassen zu haben. Doch er nahm die minimale Niederlage sportlich: "Lewis hat einen guten Job gemacht."

Zu Beginn des Qualifyings kämpfte er noch mit seinem brandneuen Material: "Wir haben vor dem Qualifying die Bremsen getauscht und ich musste meinen Rhythmus erst finden, das war eine Herausforderung. Wir haben ein bisschen gebraucht, bis wir ins Quali hineingefunden haben." Doch auch dann lief es nicht optimal: Rosberg musste in Q2 einen zweiten Satz Supersofts aufziehen, weil der erste Run zu langsam war.

Der Meisterschaftsführende erklärte das mit den veränderten Bedingungen: "Die Strecke war sehr anders als im freien Training, weil sie kühler geworden ist. Dadurch hatte ich Schwierigkeiten mit der Balance. Dazu die neuen Bremsen - ich musste erst die Balance richtig einstellen. Ich habe es nicht leicht gehabt, aber am Ende konnte ich attackieren." Auch Hamilton hatte noch vor seinem letzten Run in Q3 eine Änderung am Frontflügel beantragt, beide Mercedes-Piloten scheinen von der kühleren Strecke ein wenig überrascht worden zu sein.

Erleichterung bei den Mercedes-Chefs

Zu Beginn kämpfte Nico rosberg mit den neuen Bremsen, Foto: Sutton
Zu Beginn kämpfte Nico rosberg mit den neuen Bremsen, Foto: Sutton

Für das Mercedes-Team, das an diesem Wochenende seine übliche Dominanz ein wenig vermissen lässt, war das Qualifying eine echte Bewährungsprobe. "Das ist nicht nur eine kleine Erleichterung, sondern eine ganz große!", jubelte Toto Wolff, der gleich eine Analyse parat hatte: So habe Hamilton durch seinen Verbremser in Turn 1 bis 3 Zeit verloren, Rosberg bei einem anderen Bremsmanöver. "Aber sieben Tausendstel lässt sich nicht beziffern. Sie haben sich nichts geschenkt." Niki Lauda lobte: "Das zeigt, wie gut beide Fahrer sind. Nur durch sie sind wir heute ganz nach vorn gekommen. Wir haben zwei Topfahrer, die genau die gleichen Zeiten fahren können."

Für das Rennen rechnet Toto Wolff mit einer etwas größeren Lücke als im Qualifying: "Auf den Longruns sollten wir gut aussehen. Es geht im Rennen auch um die Energierückgewinnung: Ferrari und Red Bull bringen da auf eine Runde eine gute Leistung, aber ob sie das im Rennen halten können, ist die Frage." Ein guter Start ist daher essenziell wichtig - speziell für Nico Rosberg, der nun von der schlechten Seite starten muss, aber wenigstens für Turn 1 innen ist.