Mercedes gibt in der Formel 1 den Ton an. Das gilt nicht nur für das Werksteam der Stuttgarter, sondern auch für Williams, McLaren und Force India, die ebenfalls auf Antriebsstränge aus Brixworth setzen, welche der Konkurrenz von Ferrari und Renault deutlich überlegen sind.

Da die Power Units laut aktuellem Reglement nur in bestimmtem Maße weiterentwickelt werden dürfen, sind den beiden schwächelnden Herstellern die Hände gebunden, erst in der Winterpause dürfen sie wieder umfassende Änderungen vornehmen und 48 Prozent der Bauteile austauschen. Einigen sich jedoch alle Parteien, könnte künftig auch während der Saison entwickelt werden. Die Kundenteams stehen diesem Vorschlag gespalten gegenüber und denken vor allem an das liebe Geld.

"In der Formel 1 geht es nicht nur um unterschiedliche Motoren. Motoren spielen zwar eine Rolle, aber der Unterschied sollte nicht so groß sein", kann sich Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn durchaus vorstellen, dass die Power Units in bestimmten Bereichen außerplanmäßig weiterentwickelt werden dürfen. Allerdings sei es wichtig, dass die Kundenteams - Sauber bezieht seine Motoren von Ferrari - in diesem Fall nicht zusätzlich zur Kasse geben werden. "Warum sollte das so sein?", fragte sie. "Der Hersteller macht das in erster Linie für sein Team und nicht für uns. Wir profitieren natürlich auch davon, aber wir bezahlen auch viel für die Motoren."

Dieser Meinung schloss sich Force-India-Boss Vijay Mallya an. "Den Teams sollten keine zusätzliche Kosten auferlegt werden", betont der indische Geschäftsmann. Vorstellen könnte sich Mallya etwa, dass ein kontrolliertes Motorenupdate während der laufenden Saison gestattet wird, uneingeschränkter Weiterentwicklung kann er hingegen nichts abgewinnen.

McLaren setzt in dieser Saison zum letzten Mal auf Mercedes-Motoren, ehe man ab 2015 wieder mit Honda zusammenarbeitet. Für Renndirektor Eric Boullier ist es wichtig, dass alle Motorenhersteller auf einem ähnlichen Niveau operieren, damit den Zuschauern eine möglichst gute Show geboten wird und nicht ein Fabrikant allen anderen turmhoch überlegen ist.

Eine ähnliche Sicht der Dinge vertritt auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. "Es kann nicht sein, dass zwei Autos ein bis zwei Sekunden vor dem Rest des Feldes liegen", spielte der Österreicher auf die Silberpfeile an. "Wir hatten zwar glücklicherweise sehr spannende Rennen, aber die Motorenhersteller sollten die Möglichkeiten haben - wenn sie wollen -, Modifikationen zu bringen. Aber nur, wenn die zusätzlichen Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden, denn das ist inakzeptabel."

Renaults Power Unit hat Nachholbedarf, Foto: Renault Sport F1/adrivo
Renaults Power Unit hat Nachholbedarf, Foto: Renault Sport F1/adrivo

Williams bangt um Vorteil

Bei Williams kann man der Idee der Aufweichung des Entwicklungsverbots hingegen wenig abgewinnen und fürchtet, den Vorteil des starken Mercedes-Motors zu verlieren, der das Team nach einigen mageren Jahren zurück in die Erfolgspur brachte. "Warum sollten die Regeln geändert werden, nur weil man einen nicht ausreichend guten Job gemacht hat?", äußerte Claire Williams, die stellvertretende Teamchefin, Unverständnis.

Williams werde sich der Diskussion aber nicht verschließen, versicherte die Britin, forderte jedoch wie ihre Kollegen, dass die Kosten nicht auf die Kundenteams abgewälzt werden dürfen. "Wir zahlen mehr als 20 Millionen Pfund für unseren Motor in einer Zeit, in der wir die Kosten in der Formel 1 kontrollieren wollen", verdeutlichte sie. "Wir stehen vor einer Periode, in der die Entwicklungskosten signifikant ansteigen werden. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Diskussion ist, der sich der Sport stellen sollte."

Renault wird seine Power Unit über den Winter wie geplant im Rahmen der erlaubten Möglichkeiten weiterentwickeln, um den Abstand zu Mercedes zu reduzieren. Die Franzosen behandeln Red Bull künftig wie ein Werksteam, damit es gelingt, an die Erfolge der Vergangenheit anzuschließen. "Ich weiß nicht, ob das nötig ist. Ich glaube, es ist nur auf die Tatsache gestützt, dass derjenige, der hinten liegt, die Lücke schließen will", meinte Motorenchef Remi Taffin hinsichtlich einer etwaigen Lockerung der Entwicklungsrichtlinien. "Wenn wir in Melbourne ankommen und die Konkurrenten näher als in diesem Jahr zusammenliegen, dann will es wohl keiner mehr."