Bahrain, Spanien, Monaco, Ungarn und nun Belgien: Schon mehrmals stand der Krieg der Sterne in dieser Saison vor einer Eskalation. "Die Intensität zwischen beiden Fahrern ist groß", redete Toto Wolff schon vor den Ereignissen von Spa nicht um den heißen Brei herum. "Man kann nicht erwarten, dass die beiden auf Kuschelkurs gehen, wenn sie wissen, dass sie das Werkzeug haben, um Weltmeister zu werden."

Die Spannungen zwischen Hamilton und Rosberg werden auch weiterhin von Rennen zu Rennen ansteigen - und irgendwann vielleicht explodieren. Hamiltons verärgerte Funksprüche waren bisher nur ein kleiner Vorgeschmack darauf. Wolff möchte diese aber nicht überbewerten, wenn im Eifer des Gefechts um jeden Millimeter gekämpft wird. Wichtig ist dem Team, dass beide Fahrer ohne Kollision die Zielflagge sehen.

Rosberg und Hamilton fuhren nicht lange hintereinander, Foto: Mercedes-Benz
Rosberg und Hamilton fuhren nicht lange hintereinander, Foto: Mercedes-Benz

Diese Schwelle haben die beiden Silberpfeil-Piloten in Belgien überschritten. "So etwas darf in der zweiten Runde nicht passieren. Es ist für Mercedes nicht akzeptabel, dass Nico Lewis in der zweiten Runde reinfährt", tobte Niki Lauda. "Wenn sie bis zum Schluss gegeneinander kämpfen und dann ein Unfall passiert, kann man darüber reden. Aber in Runde zwei ist das nicht akzeptabel. Damit haben wir einen Doppelsieg weggeworfen."

In den kommenden Tagen werden weitere Krisensitzungen beim Team stattfinden. "Manchmal sind sie ein bisschen wie Teenager, die prüfen, wie weit sie gehen können", vergleicht Wolff. "Es liegt an uns, sicherzustellen, dass alles immer in einem korrekten Rahmen bleibt." In Belgien ist das Team daran gescheitert.

Umso mehr müssen Wolff, Paddy Lowe und Niki Lauda bei ihren regelmäßigen Meetings mit den Fahrern die Zügel anziehen. Bei den Rad-an-Rad-Duellen unter dem Nachthimmel von Sakhir waren beide Fahrer am absoluten Limit - ihrer selbst, ihrer Autos und des Erlaubten.

Rosberg versucht es außen herum, Foto: Mercedes-Benz
Rosberg versucht es außen herum, Foto: Mercedes-Benz

"In Bahrain haben wir die Grenze genau getroffen - das war voll am Limit, aber immer mit dem gewissen Respekt", erklärte Rosberg danach gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Jetzt wissen wir beide, was man sich erlauben kann." Zumindest in Spa haben sie daraus nichts gelernt.

Je öfter es zu solchen Zweikämpfen kommt, desto größer wird die Gefahr einer weiteren Kollision. Neben Rosbergs Sieg in Monaco zählt Hamiltons hart umkämpfter Triumph in Bahrain zu den bisherigen Schlüsselmomenten im WM-Kampf. "Nico hatte in Bahrain zehn Runden vor Schluss die frischeren Reifen, es war sein Rennen, er hatte den Vorteil. Aber er hat es nicht geschafft. Das war meiner Meinung nach ein wichtiger Moment für Lewis, der danach sagen konnte: Du hättest gewinnen müssen, aber ich habe dich geschlagen", meinte Herbert gegenüber Motorsport-Magazin.com.

In Monaco schlug Rosberg zurück. Der psychologische Wert dieses Sieges zählte doppelt: Rosberg durchbrach Hamiltons Siegesserie und setzte ein Zeichen für den Rest der Saison. Ein dreifacher Weltmeister wie Niki Lauda weiß genau, was in einer solchen Situation nötig ist: "Man muss ein Bastard sein, um in der Formel 1 zu gewinnen." Wenn es zwischen seinen Fahrern kracht, scheint Lauda das plötzlich anders zu sehen.

Chronologie des Sternenkriegs

Hamilton gegen Rosberg: Gleich kracht es, Foto: Sutton
Hamilton gegen Rosberg: Gleich kracht es, Foto: Sutton

Bahrain GP: Hamilton und Rosberg duellieren sich mit harten Bandagen um den Sieg. Mehrmals kommt es beinahe zur Berührung. Rosberg verwendet eine unerlaubte Motoreinstellung. Hamilton siegt.

Spanien GP: Rosberg jagt Hamilton bis ins Ziel. Der Brite verwendet entgegen der Anweisung des Teams eine Motoreinstellung, die ihm mehr Leistung gibt. Hamilton siegt.

Monaco GP: Rosberg verbremst sich im Q3. Die folgende Gelbphase verhindert Hamiltons Pole-Angriff. Der Brite beschuldigt Rosberg eines absichtlichen Manövers. Die Stewards sprechen ihn frei. Rosberg siegt.

Kanada GP: Rosberg und Hamilton kämpfen gegeneinander um die Führung. Dabei hetzen sie sich so sehr, dass beide von einem Kühlproblem eingebremst werden. Hamilton fällt in Folge dessen aus. Rosberg rettet Platz zwei ins Ziel

Ungarn GP: Hamilton und Rosberg kämpfen auf unterschiedlichen Strategien um den Sieg. Das Team weist Hamilton an, Rosberg deshalb vorbeizulassen. Der Brite weigert sich, weil Rosberg nicht schnell genug sei.

Belgien GP: Hamilton geht am Start in Führung. Rosberg versucht in Kurve fünf zu kontern und berührt ihn am linken Hinterrad. Rosbergs Frontflügel wird beschädigt. Hamilton fällt mit einem Reifenschaden zurück.