Unberechenbar, verrückt, spektakulär: das waren die letzten Formel-1-Rennen vor der Sommerpause. Dennoch wird derzeit viel über eine bessere Königsklasse diskutiert. Die große Frage lautet: Was wollen die Fans sehen? Jeder hat hunderte Fernsehsender, das Internet oder andere Unterhaltungsevents zur Auswahl. Die Konkurrenz für die moderne Formel 1 ist riesig.

"Um ein neues Publikum zu gewinnen, müssen wir eine unwiderstehliche Show bieten", betont Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es muss an jedem Rennwochenende einen Zweikampf wie zwischen Alonso und Vettel in Silverstone geben - und das zwischen vielen verschiedenen Autos, nicht nur diesen beiden."

20 Minuten Regen in jedem Rennen

In Hemberys Augen muss die F1 bei der Suche nach neuen Wegen über ihren eigenen Schatten springen. "Vielleicht müssen wir den Stolz und einige historische Gefühle über Bord werfen und in der Zukunft ein paar verrückte Dinge machen", sagt er.

Hembery erinnert an Bernie Ecclestones Idee mit automatischen Sprinkleranlagen für künstliche Regenrennen. "Wir sagen so oft: Hoffentlich regnet es im Rennen. Und warum? Weil wir dann einen zufälligen Effekt erhalten." Dies ließe sich auch problemlos vom Computer berechnen. "Dann regnet es bei jedem Rennen 20 Minuten." In Ungarn reichte es sogar schon, dass es eine Stunde vor dem Regen regnete, um der F1-Welt einen der abwechslungsreichsten Grand Prix des Jahres zu bescheren.

"Die Leute empfinden das [die Sprinkleranlagen] als unecht", sagt Hembery. "Möglicherweise ist es das auch. Aber wenn eine Regenwolke über die Strecke zieht ist es nicht viel anders. Wo liegt der Unterschied?"

Mehr Fahrbetrieb für die Fans

Paul Hembery gab Stephan seine Ideen zum Besten, Foto: Sutton
Paul Hembery gab Stephan seine Ideen zum Besten, Foto: Sutton

Damit aber noch nicht genug. Hemberys Ideenreichtum reicht noch weiter. "Vielleicht sollten wir zwei Rennen pro Wochenende austragen." Ein Qualifying am Freitag, ein Rennen am Samstag, eines am Sonntag. Damit hätten die Fans gleich mehrere Gründe, zur Formel 1 zu kommen. "Mein Traum ist es, das Geld dafür auszugeben, dass auch tatsächlich Autos auf der Strecke fahren."

Der Pirelli-Boss wünscht sich ein besseres Show-Paket für die Fans - auf und abseits der Strecke. In Silverstone und Spielberg begeisterten Flugshows, Autogrammstunden und Legenden-Paraden die Zuschauer. Hembery fordert: "Anstatt darüber zu diskutieren, am Freitag weniger zu fahren, sollten wir die Fahrer lieber ins Auto setzen und sie mehr fahren lassen!"

Schließlich kämen die Zuschauer aus nur einem einzigen Grund an die Strecke: sie wollen die Formel-1-Fahrer in ihren Formel-1-Boliden sehen. "Sie wollen keinen Windkanal anschauen", so Hembery. "Man kann das schnellste Auto der Welt bauen, aber wenn es sich niemand anschaut, spielt es keine Rolle mehr."

Lesen Sie ein ausführliches Exklusiv-Interview mit Paul Hembery in der aktuellen Ausgabe des Motorsport-Magazins. Das Magazin ist ab sofort im Handel erhältlich oder gleich hier online bestellen.