Es ist noch gar nicht so lange her, da waren die Formel 1 und das Internet die größten Feinde. Einem Online-Journalisten ein Interview geben? Das kam für viele Offizielle und auch einige Fahrer überhaupt nicht infrage. Inzwischen sieht die Sache etwas anders aus. Das Internet ist ein wesentlicher Bestandteil der Berichterstattung - auch, wenn das der eine oder andere noch immer nicht wahrhaben möchte. Besonders Bernie Ecclestone und seine Formel 1 wehrten sich lange Zeit erfolgreich gegen dieses neumodische Medium namens Internet.
Doch selbst Bernie sieht inzwischen ein: Ohne www. geht es nicht mehr. Die Fahrer - und vor allem deren Managements - sind schon lange auf den Online-Zug aufgesprungen und nutzen die sozialen Medien, um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ob Fernando Alonso mit seinen Samurai-Weisheiten oder Lewis Hamilton mit seinen Hunde-Bildern: Facebook und Twitter sind ständige Begleiter auf den Smartphones der Fahrer.
Nur zwei Piloten wehren sich strikt gegen den öffentlichen Striptease: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Der vierfache Weltmeister hatte eine einfache Erklärung für seine Abneigung gegen soziale Netzwerke. "Ich verstehe dieses ganze Mitteilungsbedürfnis nicht und dass die Kommunikation auch noch öffentlich geschieht", so Vettel. "Ich laufe doch auch nicht nackt durch die Fußgängerzone." Nun hat sich bisher noch keiner der F1-Protagonisten nackt bei Facebook oder Twitter präsentiert, auch wenn es schon den einen oder anderen Seelen-Striptease gegeben haben soll.
Einige F1-Piloten lassen von ihren Medien-Managements twittern, andere hacken noch selbst in die Tasten. Was dabei persönlicher rüberkommt, dürfte klar sein. Inzwischen wissen die Stars sowieso ganz genau, was sie in der Öffentlichkeit preisgeben dürfen und was sie lieber für sich behalten sollten. Eine Fahrerbekanntgabe via Twitter ist also keine spontane Eingebung, sondern immer mit Teams und Managern abgesprochen - auch, wenn es nicht immer so rüberkommt.
Das Internet befindet sich im F1-Kosmos immer weiter auf dem Vormarsch, doch wie weit die Königsklasse des Motorsports (noch) hinterherhinkt, wird schnell offensichtlich. Ein Beispiel: Der offizielle Facebook-Auftritt der Scuderia Ferrari hat 582.750 Fans - bei der Automarke Ferrari haben fast 13 Millionen User auf 'Gefällt mir' geklickt. Ähnliches bei Mercedes, auch wenn die Silberpfeile in Sachen Social Media schon weit vorn dabei sind: Mercedes AMG Petronas F1 hat rund, 1,4 Millionen Fans bei Facebook - Mercedes-Benz kommt auf stattliche 12,6 Millionen. Nun soll hier kein 1-zu-1-Verlgeich angestrebt werden, doch die Zahlen lassen erahnen: In Sachen Motorsport ist noch viel Luft nach oben.
Der Social-Nachholbedarf gilt allerdings nicht nur für Konzerne und Teams, sondern auch für die Fahrer selber. In der Formel 1 rangieren Lewis Hamilton und Fernando Alonso mit je rund 1,8 Millionen Twitter-Followern an der Spitze. Zum Vergleich ein paar Beispiele aus der Welt des Sports: Bei den Fußballern kommt Cristiano Ronaldo auf 23 Millionen Follower, Basketball-Star LeBron James folgen knapp 11 Millionen, Boxer Floyd Mayweather bringt es auf 3,1 Millionen und Sprint-Ikone Usain Bolt hat ebenfalls rund 3 Millionen Follower. Man sieht: In der großen Sportwelt ist die Formel 1 ein noch eher kleines Licht.
Im Vergleich zu den ganz Großen der Twitter-Welt wirken die Sport-Stars allerdings ziemlich unbeholfen. Ein Auszug aus der absoluten Top-Rangliste: Sängerin Katy Perry hat fast 49 Millionen Follower, auf Platz zwei folgt Justin Bieber mit 48 Millionen. Die Top-5 komplettieren Lady Gaga (40,9 Millionen), Barack Obama (40,7 Millionen) und Taylor Swift (37,8 Millionen). Cristiano Ronaldo rangiert als meistgefolgter Sportler mit 23 Millionen immerhin auf Gesamtplatz 14.
Dass sich die Formel 1, wenn auch zaghaft, den Neuen Medien immer weiter öffnet, zeigen interessante Aktionen aus der Vergangenheit. Mercedes launchte seinen 2012er Silberpfeil etwa via einer Twitter-Aktion und Ferrari lässt die Fans auf seinen Social-Plattformen mitentscheiden, wie das neue Turbo-Auto heißen soll. Auch erwähnenswert ist Lotus, das alle paar Tage mit witzigen (Regeländerungs-Vorschläge) oder auch kuriosen (zwei Hasen in offensichtlicher Stellung...) Einträgen glänzt und die alltäglichen Probleme kaschiert. Wenn sich dann noch Vettel und Räikkönen bequemen sollten, ihre Fans via Twitter und Facebook auf dem Laufenden zu halten, befindet sich der F1-Zirkus wirklich auf einem guten Social-Weg.
Die F1-Teams bei Facebook und Twitter
Teams | Facebook-Fans | Twitter-Follower |
Red Bull | 1.750.386 | 404.613 |
Mercedes | 1.415.486 | 360.451 |
Ferrari | 582.750 | 673.346 |
Lotus | 682.098 | 348.344 |
McLaren | 986.504 | 482.575 |
Force India | 336.599 | 171.929 |
Sauber | 157.225 | 173.831 |
Toro Rosso | 50.317 | 119.833 |
Williams | 175.752 | 189.833 |
Marussia | 91.818 | 164.470 |
Caterham | 170.013 | 160.274 |
Die F1-Fahrer bei Twitter
Fahrer | Twitter-Follower |
Sebastian Vettel | Kein Account |
Daniel Ricciardo | 154.345 |
Lewis Hamilton | 1.825.607 |
Nico Rosberg | 434.886 |
Fernando Alonso | 1.887.581 |
Kimi Räikkönen | Kein Account |
Romain Grosjean | 218.300 |
Pastor Maldonado | 583.668 |
Jenson Button | 1.629.604 |
Kevin Magnussen | 1.484 |
Nico Hülkenberg | 220.957 |
Sergio Perez | 550.761 |
Adrian Sutil | 14.254 |
Esteban Gutierrez | 100.473 |
Jean-Eric Vergne | 105.496 |
Daniil Kvyat | 10.667 |
Felipe Massa | 473.292 |
Valtteri Bottas | 49.242 |
Jules Bianchi | 72.354 |
Max Chilton | 75.695 |
Giedo van der Garde | 64.999 |
Charles Pic | 151.022 |
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