"Stallregie, welche das Rennergebnis beeinflusst, ist verboten." Das besagt Artikel 39.1 des Sportlichen Reglements der FIA. Eingeführt wurde dieser Paragraf, nachdem Ferrari zwei Jahre hintereinander 2001 und 2002 beim Österreich GP in Spielberg mit Stallregie des Rennergebnis manipulierte - 2002 funkte Jean Todt legendär an Rubens Barrichello: "Let Michael pass for the championship."

Acht Jahre später geht wieder ein Ferrari-Funkspruch in die Motorsportgeschichte ein. Diesmal war es Felipe Massas Renningenieur, der dem führenden Brasilianer sagte: "Fernando ist schneller als du. Kannst du bestätigen, dass du diese Nachricht verstanden hast?" Im Klartext: Massa sollte den besser in der WM platzierten Spanier passieren lassen. Hinterher gab es die Entschuldigung von Smedley: "Sorry." Die Strafe für Stallregie ist nicht festgelegt - das Strafmaß reicht von einer saftigen Geldstrafe über eine Disqualifikation bis zum Rennausschluss.

Ferrari überlegen

Teamchef Stefano Domenicali gab angesprochen auf die Stallregie kein Kommentar ab. "Es war sehr wichtig den Sieg zu holen und Erster und Zweiter zu sein. Es war wirklich wichtig, ganz vorne zu sein. Beide Fahrer haben einen fantastischen Job gemacht", meinte Domenicali gegenüber den Reportern. Bei Red Bull überlegt man sich einen Protest einzulegen. "So etwas ist eine Schande. Das ist klar im Reglement geregelt. Sie haben Massa den Sieg einfach weggenommen", kritisierte Christian Horner.

Soweit gekommen ist es, weil sich beide Ferraris am Start in den Deutschland GP am Pole-Mann Sebastian Vettel vorbeikatapultierten. Der Deutsche zog von der linken Seite weit nach rechts hinüber, um Alonso den Weg zu versperren, schaffte es aber nicht - Alonso ging vorbei. Derweil schlüpfte Massa vom dritten Startplatz innen vorbei und ging in Führung - bis ihn die Teamleitung nach hinten beorderte. "Ein starkes Resultat für das Team. Das Beste ist, dass das Auto besser wird", freute sich Alonso.

"Ich glaube dazu brauche ich nichts mehr zu sagen", erklärte Felipe Massa. Der Speed der Ferrari war in der ersten Rennhälfte nicht zu schlagen, erst danach kam Vettel immer besser in Fahrt und fuhr schnellere Rundenzeiten. An Massa kam er aber nicht mehr vorbei. Hinter dem provisorischen Podium Alonso, Massa und Vettel belegten die McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button die weiteren Plätze. Mark Webber rundete als Sechster die Top-6 ab. Der Australier hatte mit einem zu hohen Ölverbrauch zu kämpfen.

Kein Mercedes-Traumresultat

Die letzten vier Punkteränge belegten die Renault- und Mercedes-Fahrer Robert Kubica, Nico Rosberg, Michael Schumacher und Vitaly Petrov. "Achter für Nico und Neunter für Michael sind alles andere als ein Traumresultat - aber wer als Neunter und Elfter startet darf nicht mehr erwarten", sagte Mercedes Motorsportchef Norbert Haug.

"Es ging im Rennen zumindest vorwärts und bald werden wir besser aussehen", fuhr er fort. Keine Punkte gab es für Sauber und auch Williams, die im Qualifying noch beide Autos in die Top-10 gestellt hatten. Lucas di Grassi, Sakon Yamamoto, Jarno Trullo und Sebastien Buemi sahen die Zielflagge nicht.