Schon vor dem Wochenende in Ungarn war die Furcht groß, dass es kein gutes Rennwochenende für Mercedes würde. Die Strecke ist sehr technisch, zusätzliches Gewicht kostet also viel Zeit. Der Mercedes war und ist, trotz zweifacher Erleichterung, das schwerste Auto im Feld, sodass nicht mit großen Ergebnissen zu rechnen war. "Ich glaube wir wussten, dass es hier für uns sehr schwer wird mit den 25 Kilos. Das sind sechs Zehntelsekunden", bestätigte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Auf dem Podium feierte Juncadella ausgelassen, Foto: DTM
Auf dem Podium feierte Juncadella ausgelassen, Foto: DTM

Entsprechend ernüchternd war bereits die Leistung nach der ersten Qualifikation. Mehr als der neunte Startplatz von Felix Rosenqvist war nicht drin und der Schwede hatte genau die vorhergesagten sechs Zehntelsekunden Rückstand auf die Polezeit. Im Rennen ging es dann sogar noch eine Position nach vorne und Robert Wickens schaffte von Startplatz 18 sogar noch den Sprung in die Top Ten. Absolute Schadensbegrenzung.

Am Sonntag betrug der Gewichtsunterschied immer noch 15 Kilo, doch auch damit wurde es nicht viel besser. Der Abstand von Robert Wickens verkürzte sich zwar auf vier Zehntelsekunden, doch da das Feld insgesamt näher zusammen rückte, bedeutete die Zeit trotzdem nur Platz acht. Noch ärgerlicher war dann ein Fehler des Kanadiers beim Startprozedere, denn Wickens hatte am Samstag ja schon gezeigt, dass seine Rennpace gut ist.

Totaler Blackout bei Wickens

Dann folgte die fatale Einführungsrunde. "Ich wusste, dass ich heute schon aus dem Titelkampf ausscheiden kann. Daher bin ich vielleicht etwas zu entspannt rausgefahren und habe einfach nicht nachgedacht", sagte Wickens. Bei der Bildung der Startaufstellung fuhr der Mercedes-Pilot nicht auf seinen Startplatz sondern stellte sich hinter Tom Blomqvist, den er die ganze Runde schon vor sich hatte. Die Folge: Der Start wurde abgebrochen, weil die Startaufstellung falsch war und Wickens ans Ende des Feldes geschickt. "Es ist ein beschissenes Gefühl", ärgerte sich der Kanadier.

"Ich schäme mich so sehr, ich kann momentan nicht mal meinem Team in die Augen blicken", so Wickens weiter. Dabei lieferte er im Rennen erneut eine starke Leistung. Von ganz hinten beendete er das Rennen auf Platz zwölf. Sein Geheimnis?: "Die erste Runde. Ich denke ich habe die erste Runde auf 13 oder 14 beendet, aber ich hatte einen kleinen Schlag abbekommen im Startgetümmel." Zufrieden war er dennoch nicht, Punkte wären drin gewesen, doch beim Stopp verlor er Zeit, was ihn die Punkteplätze im Rennen kostete. Durch die Disqualifikation von Marco Wittmann und seinem Markenkollegen Daniel Juncadella rückte er aber noch auf den zehnten Platz auf und bekam einen Punkt zugesprochen.

Erst Podium, dann Disqualifikation

Umso bitterer war das Rennwochenende für Daniel Juncadella. Nach Startplatz 15 und Position 11 im ersten Rennen schien auch am Sonntag nicht viel für den Spanier zu laufen. In der Qualifikation sicherte er sich den elften Startplatz. Nach dem chaotischen Start fand er sich aber plötzlich auf dem dritten Platz wieder. "Ich hatte wieder einen tollen Start, danach habe ich gesehen dass vorne etwas Chaos war. Ich habe dann die Innenlinie gesucht, um etwas sicherer zu sein", erklärte Juncadella.

Wickens schaffte es in beiden Rennen noch einen Punkt zu holen, Foto: Mercedes-Benz
Wickens schaffte es in beiden Rennen noch einen Punkt zu holen, Foto: Mercedes-Benz

Das Rennen selbst verlief dann ruhig, weil Marco Wittmann auf Position vier keinen Druck machen konnte und von hinten von seinen Markenkollegen abgeschirmt wurde. So erreichte er das Ziel relativ ungefährdet auf dem dritten Rang und durfte zum ersten Mal ein Siegertreppchen besteigen. Doch vier Stunden später kam ein herber Rückschlag: Disqualifikation. Damit verliert der Mercedes-Pilot das erste Podium seiner DTM-Karriere wieder und das Debakel für Mercedes ist perfekt.

"Es war ein sehr hartes Wochenende", betonte auch der Teamchef. Ein achter und zwei zehnte Plätze sind bei weitem nicht das, was sich Mercedes für das Rennwochenende in Ungarn vorgenommen hatte. "Ehrlich gesagt war der Podestplatz von Dani das einzig Positive, was wir aus diesem Wochenende mitnehmen konnten", fasste Fritz das Rennwochenende abschließend zusammen. Die Titelkämpfe in der DTM sind zwar nach wie vor nicht entschieden, aber Mercedes hat bei keiner Entscheidung mehr die Chance noch die Überraschung zu schaffen.