Eine Regelneuerung zur DTM-Saison 2014 ging bislang ziemlich unter: die Einführung des Erfolgsballasts. Performance-Gewichte sollen das Feld in diesem Jahr eng zusammenhalten und für spannende Rennen bis zum Saisonende sorgen. Nach den ersten drei Rennen des Jahres dürfte der eine oder andere die Regelneuerung aber schon wieder vergessen haben, spielten die Gewichte - und die Unterschiede zwischen den einzelnen Autos - bislang kaum eine Rolle.

Am kommenden Wochenende könnte sich das ändern, wenn das engste Rennen des Jahres ansteht. Die DTM gastiert zum vierten Saisonlauf am Norisring. Einer Strecke, auf der es wegen der Länge von nur 2,3 km auf Hundertstelsekunden ankommt. "Wenn du eine Hummel aufs Auto bekommst, verlierst du direkt zwei Startplätze", hatte Motorsport-Magazin.com-Experte Manuel Reuter einmal die Besonderheit des Traditionskurses erklärt.

Eng, enger, Norisring: Kampf um Hundertstel, Foto: Mercedes-Benz
Eng, enger, Norisring: Kampf um Hundertstel, Foto: Mercedes-Benz

Erfolgsballast spielt gewichtige Rolle

Vorhang auf für die Performancegewichte! Nach den ersten drei Rennen haben sich die Gewichte der Autos doch deutlich verändert und unterscheiden sich bis zu 12,5 Kilo voneinander - also ziemlich dicke Hummeln... Am Norisring könnte die Hackordnung im Qualifying wegen des Erfolgsballasts auf den Kopf gestellt werden und plötzlich Fahrer vorn sein, mit denen niemand gerechnet hatte.

Es lässt sich schwierig sagen, wie groß der reale Zeitenunterschied mit den Zusatzgewichten ausfällt. Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com aus dem Fahrerlager sollen 5 Kilo einen Zeitenunterschied von etwa 0,2 Sekunden pro Runde ausmachen, eher etwas weniger.

Erklärt: So funktioniert die Erfolgsballast-Regel, Foto: DTM
Erklärt: So funktioniert die Erfolgsballast-Regel, Foto: DTM

Mercedes bis zu 12,5 Kilo leichter

Ein Blick auf die aktuelle Gewichtstabelle zeigt: Vier Mercedes-Fahrer könnten am Norisring allein wegen des Gewichts vorne mitfahren. Vitaly Petrov, Daniel Juncadella, Robert Wickens und Pascal Wehrlein dürfen derzeit 7,5 Kilo ausladen. Damit wiegen die C-Coupés des Stuttgarter Quartetts 1.112,5 Kilo. Zum Vergleich: Die schwersten Autos im Feld haben aktuell ein Gesamtgewicht von 1.125 Kilo - also ganze 12,5 Kilo mehr. Bei der theoretischen Hochrechnung würde diese Differenz rund 0,4 Sekunden ausmachen; Welten am Norisring.

Die schwersten Autos im Feld werden aktuell von den BMW-Piloten Marco Wittmann, Bruno Spengler, Augusto Farfus und Martin Tomczyk pilotiert. Noch ist unklar, wie groß genau die Unterschiede zwischen dem leichten Mercedes- und dem schweren BMW-Quartett wirklich ausfallen. Setup-Einstellungen und die allgemeine Performance der Autos spielen natürlich eine wichtige Rolle. Gut denkbar aber, dass zumindest einige Mercedes-Fahrer sich wesentlich leichter tun werden als zu Saisonbeginn.

Alle sieben Mercedes-Piloten durften zwischen 5 und 7,5 Kilo Zusatzgewicht ausladen, während die acht BMW-Fahrer zwischen 2,5 und 5 Kilo zuladen mussten. Und was ist mit Audi? Bei den Ingolstädtern hat sich eine interessante Konstellation entwickelt: Die RS5-Boliden wiegen genauso viel wie zu Saisonbeginn, also 1.120 Kilo. Möglich macht dies das Sportliche Reglement. Artikel 26.6 sagt, dass für alle Fahrer der zweitplatzierten Marke eines Rennens das Fahrzeuggewicht identisch bleibt. Audi gewann in dieser Saison als einziger Hersteller noch kein Rennen, belegte aber in jedem Lauf den zweiten Platz.

Spiegel sind am Norisring traditionell Ersatzteile, Foto: DTM
Spiegel sind am Norisring traditionell Ersatzteile, Foto: DTM

Extra-Belastung für Bremsen und Reifen

Auf dem Norisring kommt den Zusatzgewichten wegen des Streckenlayouts eine ganz besondere Bedeutung bei. Zwei Kurven, Dutzendteich und Grundigkehre, werden im 1. Gang durchfahren. Die Autos müssen von etwa 51 km/h (Dutzendteich) beziehungsweise 65 km/h /Grundigkehre) aus den Ecken herausbeschleunigen - da macht sich jedes Kilo am Auto noch viel stärker bemerkbar. Das Gewicht wird sich auch auf die Performance der Reifen und vor allem der Bremsen auswirken, die am Norisring wegen der enormen Verzögerungen - bis zu 200 km/h auf kurzer Distanz - eine extrem wichtige Rolle spielen.

Die großen Gewichtsunterschiede bedeuten jedoch nicht automatisch, dass die Mercedes-Fahrer im Qualifying auf jeden Fall vorn mitfahren. Im Ungarn-Qualifying hatte Pascal Wehrlein als bestplatzierter Mercedes-Pilot im Q2 genau 1,2 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Marco Wittmann. Interessanter könnte es für die ohnehin starken Audis werden, die alle 2,5 beziehungsweise 5 Kilo leichter sind als ihre BMW-Pendants. Dadurch erhöhen sich die Chancen auf den ersten Audi-Sieg am Norisring seit 2002 zumindest ein Stück weit.

2013 gab es keinen Sieger am Norisring, Foto: DTM
2013 gab es keinen Sieger am Norisring, Foto: DTM

Fahrzeuggewichte zum Norisring-Rennen

Fahrer Marke Zusatzgewicht kg Gesamtgewicht kg
Marco WittmannBMW+ 51.125
Bruno SpenglerBMW+ 51.125
Augusto FarfusBMW+ 51.125
Martin TomczykBMW+ 51.125
Timo GlockBMW+ 2,51.122,5
Maxime MartinBMW+ 2,51.122,5
Antonio Felix Da CostaBMW+ 2,51.122,5
Joey HandBMW+ 2,51.122,5
Mike Rockenfeller Audi +- 01.120
Edoardo Mortara Audi +- 01.120
Miguel Molina Audi +- 01.120
Adrien TambayAudi +- 01.120
Mattias Ekström Audi +- 01.120
Timo Scheider Audi +- 01.120
Jamie GreenAudi +- 01.120
Nico Müller Audi +- 01.120
Christian Vietoris Mercedes - 51.115
Gary Paffett Mercedes - 51.115
Paul Di Resta Mercedes - 51.115
Pascal Wehrlein Mercedes - 7,51.112,5
Robert Wickens Mercedes - 7,51.112,5
Daniel Juncadella Mercedes - 7,51.112,5
Vitaly Petrov Mercedes - 7,51.112,5