Der neue FIM-Präsident Jorge Viegas geht in der Enduro-Szene auf Konfrontationskurs. Der Motorrad-Weltverband erhebt nun offiziell den Führungsanspruch bei Extrem-Enduro-Events, wie etwa dem berühmten Erzbergrodeo in der Steiermark, und möchte diese in seine Strukturen eingliedern.

In einem Statement von Anfang Juli ließ der im Dezember gewählte Portugiese in seinem Namen verlautbaren: "Seit Jahresanfang befand sich die FIM in offenen Gesprächen mit KTM und der für die 'Extreme Enduro Series' verantwortlichen Partei, um eine Lösung für die Verbesserung des Enduro-Sports zu finden. Wir haben angeboten, einige dieser Rennen mit unserer Enduro-WM zusammenzubringen, aber nach einigen Versuchen und Treffen konnte keine Vereinbarung getroffen werden."

Die "World Enduro Super Series" (WESS), wie die Rennserie korrekt heißt, wurde 2018 aus der Taufe gehoben um bis dahin eigenständige Events in einer gemeinsamen Meisterschaft zu vereinen. Diese umfasst neben klassischen Enduro-Bewerben auch Cross-Country-Events und die großen Hard-Enduro-Rennen wie etwa das Erzbergrodeo.

Als Zugpferde fungierten der KTM-Konzern, der mit seinen unzähligen Star-Fahrern von Johnny Walker über Taddy Blazusiak bis Graham Jarvis in der WESS unterwegs ist, und Red Bull. Die FIM hatte sich unter dem Langzeit-Präsidenten Vito Ippolito weder für die Meisterschaft, noch für die Einzelevents interessiert oder daran mitgewirkt.

Doch der Erfolg und das steigende Interesse dürften den Weltverband auf den Plan gerufen haben. Vor allem, da die eigene Enduro-Weltmeisterschaft aktuell schwächelt und kaum mediale Präsenz genießt. Dass die FIM nun plötzlich Trittbrettfahrer bei den Events der WESS spielen möchte, dürfte in erster Linie monetäre Hintergründe haben.

"Wenn man bedenkt, dass Extrem-Enduro mit dem Erzbergrodeo erst erfunden wurde und in den vergangenen 25 Jahren entwickelt und geformt wurde, ist es bemerkenswert, dass die FIM jetzt plötzlich ihr Augenmerk auf diese Motorsportart legt", so Erzbergrodeo-Chef Karl Katoch in einem Motorsport-Magazin.com vorliegenden Statement.

Die FIM kündigt für die Zukunft sogar Konsequenzen an, falls es nicht doch noch zu einer Einigung kommen sollte. Ab 2020 bekommt kein Event, das in direkter Konkurrenz zur Enduro-WM steht, eine offizielle FIM-Nummer zugewiesen. Damit einher gehen vor allem diverse Unklarheiten bzgl. Versicherung der Events und der teilnehmenden Fahrer. Der Weltverband kündigte zudem an, ab 2021 einen eigenen "Extreme Enduro World Cup" einführen zu wollen und geht damit auf direkte Konfrontation.