Nicht nur auf dem Nürburgring ist es möglich, auch als Rennlizenz-loser Privatier kräftig Gummi zu geben. Das Zauberwort „Touristenfahrt“ dürfte jedem Motorsportbegeisterten ein Begriff sein. Doch wer sich ein derartiges Wochenend-Spektakel einmal aus der Nähe angesehen hat, weiß auch, das möchte man eher nicht mit dem eigenen Erstwagen machen. Schon weil das Heizen über eine Rennstrecke viel belastender für das Fahrzeug ist. Von der mitunter wenig rennstreckentauglichen Auslegung des Alltagswagens einmal ganz abgesehen.

Was also tun? Vielleicht sich einen von ABT veredelten 500-PS-RS3 gönnen und den nutzen? Möglich sicher, aber sicher auch in höheren Preis-Sphären angesiedelt. Dabei geht ein derartiger Ring-Racer auch für viel schmaleres Geld. Wir zeigen wie.

1. Simpel, stark und günstig

Wer unsere Tuning-Rubrik kennt, weiß, dass es nicht nur theoretisch kein Auto gibt, das man nicht zum Rennwagen umrüsten könnte. Aber: Hierbei geht es ja darum, das Budget Normalverbraucher-tauglich zu halten.

Bedeutet, man sucht nach einem Gebrauchtfahrzeug, das folgende Attribute aufweist:

  • Es ist ein Massenmodell, also gut zu bekommen und hat somit eine ausreichende Versorgung sowohl mit Ersatz- wie motorsportspezifischen Teilen.
  • Es steckt bereits ein leistungsstarkes Triebwerk unter der Haube, also eher BMW E46 325i/328i als 316i/318i. Umso weniger Geld muss man unmittelbar für Leistungs-Tuningmaßnahmen ausgeben. Aber: Es ist nicht schon von Haus aus ein „echter“ Sportwagen; das ist kontraproduktiv für den Preis.
  • Es ist kein Oldtimer (Teileversorgung, Anschaffungspreis…) aber auch kein allzu neues Fahrzeug. 20, 25 Jahre ist optimal, da dann die meisten Autos auf dem Tiefpunkt ihres Werts sind.

Ob es dann Coupé, Stufenhecklimousine, Steilheck oder ein Kombi ist, ist Geschmackssache. Einzig ein Cabrio sollte es schon aus Sicherheitsgründen nicht sein – zudem sind Cabrio-Varianten meist schwerer wegen der notwendigen Verstärkungen.

Natürlich hängen die Kosten bis hierhin in erheblichem Maß vom einzelnen Fahrzeug ab. Allerdings lassen sich auch teurere Basisfahrzeuge finanziell stemmen, wenn man zuvor den Kreditvergleich von Bon Kredit nutzt. Simpel ausgedrückt: Die äußerste Obergrenze kann realistisch bei 10.000 Euro festgelegt werden.

2. Passabler Grundzustand

Es gibt viele Menschen, die sich einen Renner aufbauen und dazu das Fahrzeug bis zur letzten Schraube zerlegen. Bei solchen Fahrzeugen ist es natürlich weniger wichtig, wie viele Kilometer die Maschine auf den Kolben hat oder in welchem Maß Rost und Co. die Karosse durchziehen.

Hier geht es jedoch um ein Fahrzeug, das im vertretbaren Kosten- und Aufwandsrahmen „ringfertig“ gemacht werden kann. Da sollte man Maßstäbe anlegen, die man auch bei einem normalen Straßenfahrzeug anlegen würde. Also eine nicht zu hohe Kilometerleistung und – besonders wichtig bei stärkeren Fahrzeugen, die dafür von Grund auf anfälliger sind – ein möglichst geringer „Verbastelungsgrad“. Es sollten sich also nicht bereits vorherige Tuner an dem Wagen ausgetobt haben; erst recht nicht erfolglos.

Würde der Wagen so die Kriterien des TÜV erfüllen, liegt man richtig. Und apropos TÜV:

3. Überwachungsverein mit an Bord

Die Kriterien für Touristenfahrten auf dem Nürburgring schreiben glasklar vor, dass jedes Fahrzeug der StVZO entsprechen und regulär zugelassen sein muss – rote 07er Kennzeichen sind nicht gestattet.

Übersetzt bedeutet das folgendes: Auch der Ring Racer muss zwangsläufig eine normale HU überstehen. Bekanntermaßen ist das immer so eine Sache, wenn man Tuning betreibt. Insbesondere wegen der hier doch recht tiefgreifenden Umbauten, empfiehlt es sich dringend, sich zuvor mit einer Prüforganisation seiner Wahl zusammenzusetzen und den Ingenieuren zu erklären, was man vorhat.

Im Gegensatz zu dem, was viele Tuner denken, sind TÜV und Co. keine Motorsportfeinde. Sie wollen nur sicherstellen, dass alles technisch sauber durchgeführt wird – führt man den Umbau unter ihrer Schirmherrschaft durch, fragt vor Teilekäufen und freieren Umbaumaßnahmen nach, kann man bei der sowieso notwendigen Abnahme viel Ärger und teure Nacharbeiten vermeiden. Die meisten, die einen Renner vorbereiten, gehen so vor.

4. In der richtigen Reihenfolge tunen

Das Auto soll auf die Rennstrecke. Was muss also als erstes optimiert werden? Falsch, nicht die Leistung. Für eine für den Anfang ausreichende Grund-Power wurde ja bereits bei der Wahl des Motors gesorgt. Diesem Thema kann man sich später noch zur Genüge widmen. Jetzt geht es erst mal um folgendes:

  • Sicherheit ist das A und O. Als absolutes Mindestmaß sollten die bestehenden Gurte durch Vierpunktgurte ersetzt werden – zumindest für den Fahrer und den Homologationsregeln der FIA entsprechend, auch wenn man nur zum Spaß fährt. Wer es allerdings richtig machen will, deinstalliert die Rückbank und Vordersitze (Erste TÜV-Hürde bei Seitenairbags) und installiert Rennschalen plus besagte Gurte – übrigens fix verstellbare Gurte ohne Aufroller.
  • Mindestmaß ist ein simpler Überrollbügel entlang der B-Säule. Allerdings: Für einen echten Renner sollte man eher einen Überrollkäfig inklusive Seitenstreben anpeilen. Eine ganze Sicherheitszelle allerdings braucht es nicht sein und der Käfig darf auch von der geschraubten Sorte sein, muss nicht eingeschweißt werden.
  • Als nächstes werden die Bremsen verbessert. Da diese in Sachen Durchmesser schon auf die höhere Motorleistung ausgelegt sind, genügt es dazu zumeist, auf sportlichere Scheiben zu setzen – etwa gelocht. Sportlichere Bremsbeläge und gerne Stahlflex-Bremsschläuche runden diese Arbeit ab.
  • Es werden die Serienfelgen und –reifen gegen Sportlicheres ausgetauscht.
  • Zusammen mit den Bremsen kommt das Fahrwerk dran: Neue, sportlichere Buchsen, härtere Stabilisatoren, natürlich Federn und Stoßdämpfer. Ziel muss es sein, das Fahrwerk a) zu erneuern und b) rennstreckentauglich zu machen. Wichtig: Diese Arbeit wird man nicht durchführen können, ohne hinterher vom Profi eine Achsvermessung durchführen zu lassen! Und: Mitunter wird es notwendig sein, die Radhäuser an die Felgen anzupassen, etwa durch Kantenbördeln. Deshalb idealerweise diese beiden Schritte gemeinsam durchführen.
  • Im Innenraum darf alles an Verkleidungen ausgebaut werden, was keine Miete zahlt. Allerdings: Rings um den Fahrer sollen die oft scharfkantigen Blechteile darunter unbedingt durch leichte Materialien abgedeckt werden; etwa Kunststoffplatten (Abermals ein Fall für Rücksprache mit dem TÜV).

In dieser Form ist das Auto bereits absolut streckentauglich. Es ist sicher, fahrstabil und wahrscheinlich einige dutzend Kilogramm leichter. Sehr gut. Wer jetzt noch Geld übrig hat, kann mit milderen Leistungs-Tuningmaßnahmen beginnen: Sportlicher Luftfilter, Fächerkrümmer, restliche Auspuffanlage und ggf. ein Chiptuning.

Keine Sorge, dieses Fahrzeug wird einem noch viele Jahre Freude bereiten und dazu verlocken, weiteres Geld dafür auszugeben – der Nürburgring wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.