Es ist das Gipfeltreffen der deutschen Autobauer: Vom 03. bis 06. Juni 2021 treffen werksunterstützte Teams von Audi, BMW, Mercedes und Porsche beim 24h-Rennen Nürburgring aufeinander.

33 Autos in den siegfähigen Klassen inklusive der 'Exoten' um Ferrari, Lamborghini und Fan-Liebling Glickenhaus können sich im Feld der mehr als 120 Fahrzeuge Hoffnungen auf den Gesamtsieg bei der 49. Auflage des Eifel-Klassikers (im Livestream auf Motorsport-Magazin.com und bei RTL-Nitro im TV) ausrechnen.

Zumindest in der Theorie kann der Sieg in diesem Jahr nur über Porsche führen. Die Zuffenhausener haben das Vorgeplänkel zum 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife dominiert. "Natürlich scheint das so von außen", sagte Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. "Wenn ich viele Autos im Feld habe, ist das Bild ganz schnell mal verzerrt und es sieht nach Dominanz aus. Ich würde mich freuen, wenn es so bleibt. Garantieren kann ich es aber nicht."

Lokalmatador Manthey, das dieses Jahr 25-jähriges Firmenjubiläum feiert und 2020 wegen Corona-Unstimmigkeiten das 24h-Rennen auslassen musste, gewann den Auftakt der Nürburgring Langstrecken Serie. Grello-Pilot Kevin Estre stellte dabei sogar einen neuen Rundenrekord auf der Kombination aus GP-Strecke und Nordschleife (7:56.087 Minuten) auf.

Frikadelli-Porsche setzt doppeltes Ausrufezeichen

In die Favoritenrolle hievte Porsche aber das Team Frikadelli Racing um Teamchef Klaus Abbelen, dem nach dem Tod von Lebensgefährtin und 'Nürburgring-Königin' Sabine Schmitz ein besonders emotionales 24-Stunden-Rennen bevorsteht. Die beiden Frikadelli-911er feierten Doppelsiege sowohl beim zweiten NLS-Lauf (Sieger: Earl Bamber/Mathieu Jaminet) als auch beim 24h-Qualifikationsrennen (Sieger: Patrick Pilet/Dennis Olsen/Maxime Martin/Fred Makowiecki).

Mit acht 911 GT3 R stellt Porsche das größte Aufgebot aller Hersteller in der Top-Klasse SP-9. Neben Frikadelli und Manthey sind auch die weiteren Kundenteams von Falken, KCMG, Huber und erstmals Rutronik (unter anderem mit Vierfach-Sieger Romain Dumas) stark besetzt. Vorjahressieger BMW, Audi und Mercedes-AMG schicken je sieben GT3-Fahrzeuge ins Rennen um den Gesamtsieg.

24h Nürburgring 2021: Wird die BoP noch geändert?

An der vorläufigen Balance of Performance (BoP) für das 24h-Rennen Nürburgring gab es im Vergleich zum Qualifikationsrennen keine Änderungen. Die Einstufungen können auch nach den Qualifyings bis zum Rennstart (Samstag, 05. Juni 15:30 Uhr) angepasst werden. "Die Top-Hersteller sind eigentlich ausgeglichen, auch wenn es so aussieht, dass Porsche dominiert", sagte zuletzt Rennleiter Walter Hornung. "Aber die anderen sind auf der Höhe."

Während Porsche sich gute Chancen auf den 13. Gesamtsieg und den ersten seit 2018 (Manthey) ausrechnen darf, dürfte bei BMW schon ein kleines Wunder vonnöten sein, um den Vorjahressieg zu wiederholen. ROWE Racing, das 2020 auch das 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps (mit Porsche) gewann, schickt das Auslaufmodell BMW M6 GT3 zum letzten Mal beim Eifel-Klassiker ins Rennen.

Im vergangenen Jahr bescherte das #99 ROWE-Trio Alex Sims/Nicky Catsburg/Nick Yelloly dank der richtigen Strategie in Kombination mit wechselhaften Witterungsbedingungen BMW den 20. Gesamtsieg beim 24h-Rennen. Mit Ex-BMW-Team Schnitzer Motorsport und dem ROWE-Schwesterauto belegten die Münchner gar drei der ersten vier Plätze mit der "Badewanne" (O-Ton Timo Scheider), die ab 2022 durch den neuen BMW M4 GT3 abgelöst wird.

BMW M6 GT3: Vorjahresauto erneut im Einsatz

Sieger-Mannschaft ROWE um Teamchef Hans-Peter Naundorf setzt auf dem BMW mit der Startnummer #1 neben den Vorjahressiegern Catsburg und Yelloly auf die Werksfahrer Philipp Eng und John Edwards. Neue Nummer, alte Kiste: Da kein neues Exemplar des BMW M6 GT3 mehr erhältlich war, erhielt das Chassis mit der Nummer 1.511, welches für ROWE bereits seit 2016 im Einsatz ist, noch einmal neue 'Kleider', nachdem es in Erinnerung an den Sieg 2020 eigentlich schon fürs Museum konserviert worden war.

Im Schwesterauto kommt DTM-Power zum Einsatz: Die früheren Tourenwagen-Champions Marco Wittmann und Martin Tomczyk wechseln sich am Steuer des #98 M6 GT3 mit BMW-Juwel Sheldon van der Linde und Werksfahrer Connor De Phillippi ab. Teamchef Naundorf: "Obwohl wir in den Vorbereitungsrennen gesehen haben, dass die reine Leistungsfähigkeit anderer Fahrzeuge besser ist, lassen wir uns nicht unterkriegen."

Mit Kampfspuren: Der 2020 beim 24h-Rennen siegreiche ROWE-BMW , Foto: ROWE Racing
Mit Kampfspuren: Der 2020 beim 24h-Rennen siegreiche ROWE-BMW , Foto: ROWE Racing

24h Nürburgring: Audi mit drei werksunterstützten Autos

Während bei BMW in der stets mit Vorsicht zu genießenden Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen kaum Zählbares heraussprang, fuhren Audi R8 LMS GT3 von Lokalmatador Phoenix Racing in der NLS und beim Quali-Rennen zumindest zwei Podestplätze ein. Die Truppe von Ernst Moser erhält beim #15 Audi (Mattia Drudi/Robin Frijns/Frank Stippler/Dries Vanthoor) ebenso Werksunterstützung wie Land-Motorsport und Car Collection mit je einem weiteren R8 LMS GT3.

Audi errang seit 2012 fünf von neun Gesamtsiegen beim 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife, wobei drei auf das Konto von Phoenix gehen. 2017-Sieger Land-Motorsport kann sich mit dem Top-Aufgebot Kelvin van der Linde/Christopher Mies/Rene Rast/Frederic Vervisch ebenso Chancen ausrechnen wie Car Collection (Christopher Haase/Nico Müller/Patric Niederhauser/Markus Winkelhock), das 2020 als Zweiter nur knapp am ersten Triumph vorbeischrammte. Car Collection und Phoenix führen je zwei weitere Privat-Audi ins Feld.

Audi-Urgestein Frank Stippler, der sich 2012 und 2019 in die Siegerliste eintrug und dieses Jahr einen Doppelstart absolviert, über den Abstand zu Porsche: "Die bisherigen Porsche-Siege spiegeln ein bisschen das Kräfteverhältnis wider, weil sie sich auf die Distanz etwas entfernen. Mein Bauchgefühl sagt, dass wir ein, zwei Sekunden hintendran sind und im Feld einen Hauch mehr Risiko gehen müssen."

Vierfache Werks-Power von Mercedes beim 24h-Rennen

Mercedes-AMG schickt unterdessen sogar vier werksunterstützte AMG-GT3 ins Eifel-Rennen, um die seit 2017 andauernde Durstrecke zu beenden. Das junge Team HRT von Ex-DTM-Fahrer Hubert Haupt und GetSpeed aus Meuspath sollen es für die Marke mit dem Stern richten. Hervorzuheben sind sicherlich die Fahrerpaarungen Adam Christodoulou/Maro Engel/Manuel Metzger/Luca Stolz auf dem #4 HRT-Mercedes sowie Maximilian Götz/Daniel Juncadella/Raffaele Marciello/Fabian Schiller im GetSpeed-AMG mit der Startnummer #7.

Mercedes-AMG mit seinen insgesamt sieben Fahrzeugen inklusive des stark besetzten 10Q Racing Team (Dominik Baumann/Yelmer Buurman/Kenneth Heyer/Thomas Jäger) hielt sich in den Vorbereitungsrennen vornehm zurück und gilt als große Unbekannte im Feld. "Die Konkurrenz ist wie immer extrem stark, trotzdem möchten wir unbedingt den dritten Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen für Mercedes-AMG Motorsport einfahren", sagte Stefan Wendl, Leiter Mercedes-AMG Customer Racing.

Maro Engel, der sich 2016 beim letzten Mercedes-Sieg mit seinen heurigen Teamkollegen Metzger und Christodoulou sowie dem DTM-Rekordmeister Bernd Schneider am Steuer abwechselte: "Wenn man sich den Moment anschaut, liegt die Favoritenrolle bei Porsche. Wir müssen schauen, dass wir noch mehr Performance finden und Ideen am Fahrzeug versuchen umzusetzen."

Mercedes peilt nächsten 24h-Sieg nach 2016 an, Foto: Daimler AG
Mercedes peilt nächsten 24h-Sieg nach 2016 an, Foto: Daimler AG

24h Nürburgring: Exoten am Start

Die wegen der Corona-Pandemie maximal 10.000 vor Ort zugelassenen Zuschauer werden sicherlich auch ein Auge auf die restlichen GT3-Boliden von Ferrari (drei Ferrari 488 GT3), Lamborghini (2 Lamborghini Huracan GT3) sowie den neuen Glickenhaus-Prototypen werfen. Der letzte Sieg eines nicht-deutschen Autos beim 24-Stunden-Rennen Nürburgring datiert auf das Jahr 2002, als Zakspeed nach 1999 und 2001 den dritten und letzten Sieg der Chrysler Viper errang.