Emotion, Drama, Spektakel und ein strahlender Sieger Andreas Mikkelsen. Der Volkswagen-Pilot hat die finale Rallye der Saison 2016 in Australien gewonnen und zudem seinem Team den letzten Sieg in der WRC beschert. Der Norweger lag im Ziel 14,9 Sekunden vor Teamkollege Sebastien Ogier und 1:12,6 Minuten vor Hyundai-Pilot Thierry Neuville. Damit sicherte sich Neuville zum zweiten Mal in seiner Karriere die Vize-Weltmeisterschaft.

"Es war ein verrücktes Wochenende. Ich bin so stolz und glücklich für jeden im Team, über das, was wir erreicht haben. Dieser letzte Sieg ist auf jeden Fall für sie. Sie haben mir die Chance gegeben, in die WRC zu kommen. Und es gab viele, aus denen sie auswählen konnten", sagte Mikkelsen voller Emotionen. "Ich hoffe, ich konnte ihnen etwas von dem zurückgeben, was sie mir gegeben haben. Ich hätte mir keinen bessern Platz als Volkswagen vorstellen können. Ich werde alle so vermissen. Wir haben das ganze Wochenende Druck gemacht und das Ergebnis hätte nicht besser ausfallen können."

Drama von Anfang bis Ende

Mikkelsen wusste, dass seine einzige Chance auf Rang zwei in der Weltmeisterschaft ein Sieg in Australien sein würde - und genau das tat er. Von der ersten Prüfung an lag er in Führung und gab sie lediglich einmal kurz an Hyundai-Pilot Hayden Paddon ab. Am Samstagnachmittag allerdings der Schock: Sein Kupplungs-Pedal hatte sich über das Brems-Pedal gebogen und er verlor mehr als neun Sekunden auf den herannahenden Ogier. Mit zwei Sekunden Abstand zwischen den beiden wartete am Sonntag ein Finale Furioso auf die Fans und sie wurden nicht enttäuscht.

Die beiden Volkswagen-Piloten schenkten sich keinen Meter und langen immer innerhalb weniger Sekunden, bis Ogier für die vorzeitige Entscheidung sorgte. Er drehte sich gegen Ende der 20. Prüfung und verlor rund 20 Sekunden. Von diesem Moment an musste Mikkelsen die richtige Mischung zwischen Risiko und Absicherung finden, um seinen insgesamt dritten WRC-Sieg sicher ins Ziel zu bringen. Ogier hatte nichts mehr entgegenzusetzen, gewann zum Abschluss allerdings nochmals die Powerstage.

"Ich habe diese finale Prüfung im Polo R WRC genauso genossen wie die ganzen Jahre in diesem Team. Daran möchte ich mich erinnern. Es waren so unglaubliche Jahre. Und ich danke den Jungs, denn sie haben mir und Julien dabei geholfen, unseren Traum zu verwirklichen", sagte Ogier.

Neuville ist Vize-Weltmeister

Thierry Neuville ist Vize-Weltmeister, Foto: Sutton
Thierry Neuville ist Vize-Weltmeister, Foto: Sutton

Einen Grund zu feiern hatte am Saisonende auch Thierry Neuville. Der Hyundai-Pilot sicherte sich Rang drei in Australien und wurde damit nach 2013 zum zweiten Mal in seiner Karriere WRC-Vize-Weltmeister.

Der Belgier profitierte von einem Fehler seines Teamkollegen Hayden Paddon, der bis zum Sonntagmorgen auf Rang drei gelegen hatte. Der Neuseeländer kam auf WP19 weit hinaus, berührte einen Erdwall und beschädigte sich das linke Hinterrad. Er verlor auf dieser Prüfung mehr als eine Minute auf die Spitze und beendete seine 'Heimrallye' auf dem für ihn enttäuschenden vierten Rang. Teamkollege Dani Sordo war ebenfalls enttäuscht. Er hatte am ersten Tag eine Strafe erhalten, weil er zu spät für Prüfung vier erschienen war. Sein Beifahrer Marc Marti hatte sich verkalkuliert. Ohne diese Strafe wäre Sordo nicht auf Rang fünf, sondern auf Rang drei gelandet.

Lappi gewinnt den WRC2-Titel

Esapekka Lappi fliegt in Australien zum WRC2-Titel, Foto: Sutton
Esapekka Lappi fliegt in Australien zum WRC2-Titel, Foto: Sutton

Hinter dem Hyundai-Trio folgte mit Mads Östberg und Ott Tänak ein Ford-Duo. Die Blicke richteten sich allerdings auf den Siebtplatzierten Esapekka Lappi. Der Skoda-Pilot sicherte sich mit seinem Sieg in der WRC2 seinen ersten Titel. Durch die Abwesenheit seiner Titelrivalen Teemu Suninen und Elfyn Evans hätte dem Finnen ein zweiter Platz in Australien gereicht.

"Ich denke, das Team verdient es genauso wie wir. Es war eine gute Saison", strahlte der Finne. "Wir haben jede WRC2-Rallye, bei der wir dabei waren, angeführt. Manchmal war es Pech, dann auch teilweise Fehler von mir, aber wir haben die letzten vier Rallyes der Saison gewonnen. Ein tolles Ende dieser Saison."

Unfall von Camilli auf auf WP21

Ein trauriges Ende der Saison erwischte Eric Camilli. Der Franzose in M-Sport-Diensten lag auf einem sicheren sechsten Rang, als er sich auf der drittletzten Prüfung überschlug. Obwohl Crew und Helfer dem Ford Fiesta RS WRC wieder aufrichten konnten, war die Fahrt beendet. Der Wagen hatte Feuer gefangen, das aber ohne große Folgen gelöscht werden konnte.

Eine ebenfalls bittere Rallye erwischte der dritte Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala. Der Finne war mit besten Karten auf einen Sieg in die Rallye gestartet, diese Hoffnung war für ihn aber bereits nach drei Kurven dahin. Er beschädigte sich auf einer Brücke die Hinterradaufhängung. Zwar gelang es dem Finnen nach einigen Reparaturarbeiten weiterzufahren, er verlor allerdings viel Zeit. Er beendete die letzte Rallye für Volkswagen Motorsport auf Rang neun vor Lorenzo Bertelli im Ford.