Die erste Saison der Super GT nach dem technischen Reglement, das künftig auch in der DTM zum Einsatz kommen wird, erreicht auf dem Twin Ring Motegi ihren Höhepunkt. Fünf Teams von allen drei Herstellern können den Titel holen, zwei davon aus eigener Kraft. Die Möglichkeiten sind allerdings unzählig. Durch die großen Lücken im Punktesystem beträgt der Abstand zwischen dem ersten und dem dritten Platz nämlich bereits neun Punkte; eine Differenz, die die ersten vier Fahrerteams der Tabelle abdeckt.

Als Meisterschaftsführender geht James Rossiter für das Lexus Sport Team Petronas Tom´s ins Rennen. Seine zwei Siege zuletzt in Suzuka und Thailand haben den Engländer an die Spitze des Tableaus gespült. Zwar hat er durch seine jüngsten Erfolge ein hohes Zusatzgewicht an Bord, doch die endgültigen Fahrzeuggewichte werden erst nach dem Qualifying feststehen, weshalb sich noch einiges ändern kann. Rossiter wird bei seiner Jagd nach dem Titel von Kazuki Nakajima unterstützt. Der Ex-F1-Pilot liegt seinerseits auf Tabellenrang fünf, kann aber nicht Meister werden, da er dieselbe Punktzahl wie Rossiter holen wird. Er lässt extra das WEC-Rennen in China aus, um seinen Teamkollegen zum Champion zu machen.

Der Vorsprung auf Nissan ist nicht groß

Das einzige Fahrerduo, das Rossiter den Titel aus eigener Kraft entreißen kann, ist auf dem Schwesterfahrzeug unterwegs. Daisuke Ito und Andrea Caldarelli haben mit ihrem Keeper Tom´s Lexus zwar nur zwei Podiumsplätze geholt, dafür aber bei jedem Rennen bislang gepunktet. Dahinter lauern mit sechs beziehungsweise sieben Punkten Rückstand zwei Nissan-Teams: Tsugio Matsuda und Ronnie Quintarelli mussten zuletzt in Thailand einen Rückschlag hinnehmen und nahmen trotz zwischenzeitlichem Podiumskurs nur einen Punkt mit. Ihr Joker beim Finale: Sie starten auf Michelin-Reifen, während die unmittelbare Konkurrenz auf Bridgestone setzt.

Ein Muster an Konstanz: Der Nissan GT-R von Impul Racing, Foto: Super GT
Ein Muster an Konstanz: Der Nissan GT-R von Impul Racing, Foto: Super GT

Der Nissan auf japanischen Gummis in Lauerstellung ist der blaue Calsonic Impul GT-R von Hironobu Yasuda und J.P. Oliveira. Mit gleich vier Podiumsplätzen in dieser Saison hätten sie bereits locker den Titel holen können, machten jedoch von Sugo bis Suzuka eine Schwächephase durch, wodurch sie nun sieben Punkte hinter Rossiter liegen. Der letzte Mann, der für den Titel in Frage kommt, ist Honda-Mann Naoki Yamamoto. Zu Beginn der Saison von der allgemeinen Honda-Schwäche befallen, arbeitete er sich mit verschiedenen Teamkollegen und dank eines Sieges wieder in Tuchfühlung. Bei 14 Punkten Rückstand müssten aber mehrere Markenkollegen mithelfen.

Dennoch werden die Honda-Teams nach der schwachen Saison mit einer Extraportion Motivation nach Motegi reisen, schließlich ist dies neben Suzuka Hondas zweite Hausstrecke. Yamamoto muss sich aber an einen neuen Teamkollegen gewöhnen, da Fred Makowiecki, der seinerseits erst während der Saison Jean-Karl Vernay ersetzte, wegen seiner Porsche-Verpflichtungen in der WEC für dieses Rennen ausfällt. GP2-Pilot Takuya Izawa wird den Platz einnehmen.

Hilfe ja, Stallorder nein

Heißt es in der Super GT sonst eher "Jeder gegen Jeden", sind in der Schlussphase der Saison die Teamkollegen von entscheidender Bedeutung. Die ausgehenden Meister Kohei Hirate und Yuji Tachikawa werden im Zent Cerumo Lexus den beiden Tom´s-Fahrzeugen genauso zur Seite stehen wie die Vorjahressieger Kazuya Oshima und Yuji Kunimoto im Eneos Sustina RC F. Nissan hat mit dem diese Saison vom Pech verfolgten S-Road Mola GT-R von Satoshi Motoyama und Masataka Yanagida ein heißes Eisen als Hilfe für die Titelanwärter im Feuer, bei Michael Krumm und Daiki Sasaki hängt viel davon ab, wie die Yokohama-Reifen in Motegi funktionieren.

Honda hat beim Finale noch einmal Heimspiel, Foto: Super GT
Honda hat beim Finale noch einmal Heimspiel, Foto: Super GT

Honda hat mit ARTA, Keihin Real Racing und dem Team Kunimitsu gleich drei starke, Bridgestone-bereifte Fahrzeuge, die Yamamoto helfen können. Dennoch wird die Unterstützung nur darin liegen, dass die Markenkollegen ihre Titelanwärter nicht angreifen. Offene, bewusste Hilfe wie in der DTM wird es unter den Markenkollegen in der Super GT nicht geben, da eine solche teamübergreifende Stallorder nicht mit dem japanischen Selbstverständnis von Ehre in Einklang zu bringen ist.

In der GT300 kommt es zu einem Dreikampf zwischen den beiden BMW Z4 GT3 von Goodsmile Racing (Nobuteru Taniguchi und Tatsuya Kataoka) und dem Team Studie (Jörg Müller und Seiji Ara) sowie dem in dieser Saison überraschend starken Synthium-McLaren vom Team Tokai Cars mit den Fahrern Kazuho Takahashi und Hiroki Katoh. Taniguchi und Kataoka kommen mit neun Punkten Vorsprung nach Motegi, die anderen beiden Teams liegen punktgleich bei 58 Punkten. Zumindest bei den Reifen herrscht Gleichstand: Alle Meisterschaftskandidaten treten auf Yokohama-Pneus an.

Mit nur 250 Kilometern ist das Finale das kürzeste Rennen der Saison. Das erlaubt große Freiheiten bei der Strategie. Da der Kurs vergleichsweise schmal ist, wird zügiges, aber risikoarmes Überrunden ein Schlüssel zum Erfolg sein.