VitaSport-Porsche holt Klassensieg tolle Premiere für VLN-Rookie Patrick Pilet Mit dem dritten Gesamtrang machte Manthey-Racing am vergangenen Samstag den sechsten Podiumserfolg in der laufenden Langstreckensaison auf dem Nürburgring perfekt.

Erstmals in der Kombination Jochen Krumbach, Timo Bernhard und Patrick Pilet trat der Moskovskaya-Porsche zum achten VLN-Event der Saison an. Als motorsportliche Speerspitze des Teams aus Meuspath fungierte der im Nadelstreifen-Look gehaltene Porsche 911 GT3 R als rollendes "Ausbildungszentrum Nordschleife" für Porsche-Werksfahrer. Mit dem Einsatz des Franzosen Pilet beim 44. ADAC Barbarossapreis erreichte Porsche nunmehr die hundertprozentige Nordschleifenquote seiner Piloten. Mit dem u.a. in der International GT Open engagierten Pilet haben jetzt alle Werksfahrer die schönste und schwierigste Rennstrecke der Welt in ihrer Vita verankert.

Wie gut das neu zusammengestellte Trio im Manthey-Elfer harmonierte, zeigte sich bereits im Zeittraining, als man bei abtrocknender Strecke die Pole-Position mit einer Zeit von 8:22,206 Minuten einfuhr. "Natürlich habe ich schon viel über die Nordschleife gelesen und gehört. Deshalb war es auch seit Langem mein Wunsch, hier ein Rennen zu bestreiten", erklärte Pilet vor dem Rennen. "Ich habe meine Werksfahrer-Kollegen nach den Tücken der Strecke befragt, doch natürlich muss man sie selbst hinter den Lenkrad er-fahren, um das Streckenprofil als auch die Risiken kennenzulernen."

Auch im Rennverlauf entpuppte sich Neuling Pilet - der erst zwei Tage zuvor mit seinem privaten Porsche Cayenne die ersten vier Nordschleife-Runden im Touristenverkehr absolviert hatte - als echter Racer, denn nach guter alter Manthey-Tradition wurde dem Nordschleifen-Rookie die Ehre des Startturns zuteil. Völlig unbeeindruckt davon nahm der Franzose das Rennen auf und konterte cool die zahlreichen Attacken der Nordschleifen-erfahrenen Konkurrenz. "Ich hätte mich nicht gewundert, wenn Patrick bei seinem allerersten Rennen hier gleich ein paar Plätze eingebüßt hatte, doch der Junge hat eine tolle Premiere abgeliefert", lobte ein positiv überraschter Olaf Manthey den Einsatz des 31jährigen aus Le Chesnay (F). Pilet blieb über den kompletten ersten Stint standhaft und war mit einer 8:17er Runde überaus schnell unterwegs. "Mein Stint war einfach genial", freute er sich dementsprechend. "Ich habe den Druck am Heck gespürt - aber die Ansage meines Teams war eindeutig: Bleibe vorne, solange Du Dich gut fühlst. Und da ich mich im Manthey-Porsche extrem wohl fühlte, habe ich auch alles darangesetzt, die Führung zu verteidigen."

In Führung liegend übergab Pilet den Manthey-GT3 R dann an den zweifachen Saisonsieger Jochen Krumbach. Der Manthey-Stammpilot lieferte sich im Anschluss ein ebenso packendes wie sehenswertes Duell mit dem Phönix-R8, das jedoch in einer Kollision der beiden Fahrzeuge bei der Boxeneinfahrt endete, welche um ein Haar das Aus der beiden Spitzenreiter bedeutet hätte. In einer wahren Harakiri-Aktion bremste sich Phoenix-Pilot Basseng in der Boxeneinfahrt mit viel zu hoher Geschwindigkeit an den Manthey-Porsche heran, touchierte ihn am Heck und überholte ihn anschließend links. "So etwas darf einem professionellen Piloten einfach nicht geschehen, schon gleich gar nicht, wenn das besagte Fahrzeug bereits unter Beobachtung fährt", empörte sich Krumbach. "Diese völlig unnötige Aktion hätte uns um ein Haar um die Früchte des bis dahin einwandfreien Rennens gebracht, auf jeden Fall aber hat sie uns den zweiten Gesamtrang gekostet." Die Entscheidung der Rennleitung, Team und Fahrer des Phoenix-Audi nicht zu bestrafen, rief an der Manthey-Box Kopfschütteln hervor. "Gegenüber der Rennleitung rechtfertigte Basseng sein Verhalten damit, dass sein Bremspedal durchgefallen sei. Wenn mir bitte irgendjemand erklären könnte, weshalb dann dieser Bremsdefekt auf der einen Seite zu keinem längeren, weil reparaturbedingten, Boxenstop geführt hat und auf der anderen Seite auch die anschließend gefahrenen Rundenzeiten trotz fehlenden Bremsdrucks auf einer Rennstrecke mit über 80 Kurven nicht litten, freue ich mich über eine plausible Erklärung". Und Olaf Manthey ergänzte: "Die technischen Selbstheilungskräfte des Phönix-R8 scheinen wahrlich außergewöhnlich zu sein."

Es war nun am 5fachen 24h-Gewinner Timo Bernhard den finalen Stint mit schief stehendem Lenkrad und verzogener Spur im Manthey-R über die Restdistanz zu treiben. In seinem zweiten Rennen nach dem unfallbedingten Comeback zeigte sich der Pfälzer von seiner gewohnt kämpferischen Seite und sicherte mit dem dritten Gesamtrang nach 28 Runden Manthey-Racing den sechsten Podiumserfolg in 2012. "Ich bin glücklich, nach dem Unfall zu Beginn des Jahres wieder da zu sein. Im Rennen heute hatte ich tolle Duelle und habe mich wirklich sehr wohl gefühlt in Auto als auch beim Manthey-Team", sagte Bernhard bei der Siegerehrung. "Es wäre heute mehr drin gewesen, aber umso mehr will ich in diesem Jahr noch für einen Sieg auf meinem Konto kämpfen."

Bausatz angeliefert

Neben der Nennung von Rookie Pilet war es vor allem die Nachricht im Vorfeld des achten VLN-Laufes, dass sich Georg Weiss nicht von den tragischen Geschehnissen im Umfeld des 6h-Rennens unterkriegen lässt und ein neuer Wochenspiegel-Porsche mit am Start sein wird. Bei einem Nordschleifentest kurz vor VLN7 hatte sich sein nagelneuer und frisch aufgebauter Porsche 911 GT3 RSR buchstäblich in Rauch aufgelöst. Der motorsportbegeisterte Unternehmer aus Monschau tat das einzig Richtige: Er orderte schnell ein neues Fahrzeug. In Ermangelung eines fertigen Modelles, ließ die Manthey-Truppe einen Bausatz anliefern, der in den zwei Wochen zu einem fertigen Rennwagen zusammengesetzt wurde. Als das schnellste Puzzle der Welt bezeichnete Weiss vor dem Rennen seinen neuer Elfer und lobte in höchsten Tönen die Manthey-Mitarbeiter, die in zahlreichen Nachtschichten den Wagen auf die Räder gestellt hatten: "Unglaublich - aus sprichwörtlich hunderten Einzelteilen zusammengebaut von den Jungs! Und dann lässt du den Wagen an, und alles läuft völlig ohne Probleme, ohne Klappern, ohne irgendwelche Nachjustierungen! So perfekt, auch im Detail, bekommst Du den Wagen nicht einmal aus Weissach. Einfach toll, was Olaf und sein Team vollbracht haben!"

So positiv die Stimmung von Weiss und seinen Mitstreitern Oliver Kainz und Michael Jacobs auch war, so schnell kehrte das Pech zurück. Von einem hervorragenden fünften Startplatz aus ins Rennen gegangen, endete der Lauf bereits in der zweiten Rennrunde durch einen Unfall. Im Bereich der Mercedes-Arena war Kainz als traditioneller Startpilot des Wochenspiegel-Trios beim Überfahren der Curbs das Heck des 911 GT3 RSR ausgebrochen. Mit dem heftigen Einschlag in die Streckenbegrenzung war das Renn-Aus nach nur wenigen Minuten besiegelt. "Das war klar mein Fehler", konstatierte ehrlich ein am Boden zerstörter Kainz.

Nur eine Rennrunde mehr ging auf das Konto des in der Cup2-Kategorie genannten Porsche von Christian Menzel und Wolfgang Kohler. Im Streckenabschnitt Flugplatz verunfallte Kohler, als er mit einem BMW kollidierte und frontal in die Leitplanke einschlug.

Der schnellste Meuspather Cup-Renner war ein Mal mehr der von Frank Kräling und Marc Gindorf pilotierte VitaSport-Porsche! Dem Duo gelang im achten Lauf der erste Klassensieg der Saison! "Alles schön, alles gut", fasste Kräling kurz und trefflich seine Einschätzung des Rennens zusammen. "Marc hatte einen Dreher in der ersten Runde, doch den haben wir anschließend mehr als kompensiert. Unser erster Klassensieg macht mich einfach nur happy!" Zur neunten VLN-Veranstaltung wird Peter Scharmach das Duo zum Trio machen.