Nach 26 Runden auf dem Autodromo Nazionale di Monza überquerte der Italiener Vitantonio Liuzzi als letzter Sieger eines Formel 3000 Rennens sowie letzter F3000-Champion die Ziellinie und zog damit einen Schlussstrich unter die 20-jährige 206 Rennen andauernde Geschichte der Nachwuchsformel.

Als Quasi-Nachfolger der bisherigen internationalen Formel 3000 Meisterschaft wird im kommenden Jahr die von Renault unterstützte GP2 Serie im Rahmen der Formel 1 Rennwochenenden an den Start gehen.

Das Einheits-Chassis der GP2-Boliden wurde dabei von Dallara entwickelt, der Motor stammt von Renault - es handelt sich um eine von Motorenguru Heini Mader vorbereitete 4 Liter-V8-Zylinder-Maschine, die rund 600 PS leisten soll. Darauf angesprochen, dass der GP2-Motor damit fast mehr leistet als die geplanten 2,4 Liter V8 der zukünftigen Formel 1, verteidigte sich Max Mosley wenig überzeugend: "Die GP2-Motoren werden ja auch eher 500 als 600 PS leisten."

Der alte Zytek-F3000-Motor leistete hingegen wirklich "nur" 450 PS, die GP2-Renner sollen demnach pro Runde um nur sechs Sekunden langsamer als die aktuellen Formel 1-Boliden sein. Unterschied zur Formel 1: Elektronische Fahrhilfen gibt es in der GP2 nicht. Der wesentliche Unterschied zur alten F3000 ist: Auch die GP2-Piloten werden mit den Rillenreifen der Königsklasse Bekanntschaft machen. Schließlich sollen die Bedingungen sollen möglichst jenen der modernen F1 entsprechen. Gummigigant Bridgestone wird die neue Aufsteigerformel mit dem schwarzen Gold versorgen.

Bruno Michel ist der Organisator der GP2 – er möchte die neue Rennserie für die Fans greifbarer gestalten, nicht nur bei einem "Tag der offenen Tür" wie zuletzt in Lyon, sondern ständig. Der "Bernie Ecclestone der GP2" erklärt: "Die GP2-Serie hat die klare Absicht, das Publikum in allen Belangen näher einzubeziehen. Unsere Meisterschaft wird im kommenden Jahr starten und wir arbeiten zurzeit an Ideen, wie wir die Fans an den Rennstrecken zu jeder Zeit näher an die Action bringen können."

Die GP2-Serie wird wie ihre Vorgängerin von der FIA als Technischer und Sportlicher Regulator betreut werden. Sogar Formel 1-Zampagno Bernie Ecclestone war von Beginn an von der neuen Serie begeistert und hat bei deren Etablierung mitgeholfen. Für die aufstrebenden Piloten soll sie im Gegensatz zu den recht schwerfälligen Formel 3000-Autos eine wesentliche Verbesserung sein – die Autos sind stärker und entsprechen viel eher jenen der Königsklasse.

Die Formel 3000 litt in ihren letzten Jahren an Zuschauer-, Teilnehmer- und vor allem an Attraktivitätsschwund. Bei Dallara wird bereits heftig gebaut, denn im Oktober wurde die erste Rate der Boliden an die Rennställe geliefert. 30 Exemplare wurden bestellt. Offizielle FIA-GP2-Testfahrten fanden derweil auf den Strecken von Jerez, Barcelona und Estoril statt.

Während des ersten Shakedowns des neuen Boliden sowie der ersten fünftägigen Testfahrten nahm im südfranzösischen Le Castellet Ende Juli Renault-F1-Testfahrer Franck Montagny in einem dunkelblau lackierten GP2-Boliden Platz. "Das Chassis reagierte auf alle Veränderungen sehr gut und die Balance war ebenfalls konstant gut", konstatierte der Franzose nach dem ersten Test. "Er ist stabil in schnellen Kurven und beim Bremsen", so Montagny weiter. "Die Traktion ist auch in Ordnung. Aus Fahrersicht ist auch die aerodynamische Effizienz eine schöne Erfahrung, besonders der Ground Effect."

GP2 Facts:
Teams: 12, vielleicht 13
Fahrer: mindestens 24
Fahrzeug: Einheitschassis von Dallara
Motor: Renault V8 mit rund 600 PS
Reifen: Bridgestone (Rillenreifen)

Stimmen zur GP2 Serie

Bernie Ecclestone, Mitglied des Organisationskommitees:
Die Idee hinter der GP2 war einfach: Es sollte eine Meisterschaft geschaffen werden, deren Hauptziel es ist Fahrer in die Formel 1 zu bringen, indem sie ein Auto mit einer außergewöhnlichen Performance, vielen Setup-Möglichkeiten und perfekten Sicherheitsstandards geboten bekommen, während gleichzeitig die Kosten reduziert werden. Die GP2 ist nun bereit und ich bin davon überzeugt, dass der Erfolg eintreten wird.

Bruno Michel, Organisator:
Die Kostenkontrolle war für uns in jeder Phase des Designprozesses ein Orientierungspunkt. Das GP2 Auto wird zu einem unschlagbaren Preis angeboten werden ohne dabei auch nur den kleinsten Kompromiss bei der Sicherheit oder Performance einzugehen. Diese Serie wird eine Rückkehr zum wahren Racing darstellen und wir freuen uns alle auf die erste Meisterschaftssaison 2005.

Didier Perrin, Technischer Direktor:
Das GP2 Projekt war ein riesiges Unterfangen, aber hat sehr viel Spaß gemacht vom Beginn an im Team dabei zu sein. Wir haben alle unser Maximum gegeben um das Auto so gut wie menschen- und technikmöglich zu machen. Allerdings wäre nichts davon möglich gewesen, wenn wir nicht auf die Unterstützung unserer großartigen Partner hätten zählen können.

Allan McNish, Entwicklungsfahrer:
Die GP2 wird dem Fahrer ein starkes Gefühl für den Speed und die Technologie geben und fast wie in der F1 sein. Sie müssen mit ihren Ingenieuren zusammenarbeiten und sie müssen selbst über ihr Setup und die Rennstrategie nachdenken. In der modernen F1 geht es nicht mehr darum einfach nur vom Start bis zur Zieldurchfahrt Vollgas zu geben, es geht auch darum eine Serie von kurzen Stints zu fahren. Die GP2 wird den Fahrern eine neue Rennerfahrung bieten – einen intelligenteren Weg zu fahren.

Franck Montagny, Entwicklungsfahrer:
Das Chassis ist großartig, da man mit den Flügeln und dem Ground Effect spielen kann. Es wird für alle ein großes Abenteuer sein, besonders während der Rennen, denn die Fahrer werden direkt hintereinander sitzen. Das erste Jahr einer neuen Serie ist immer sehr spannend, da niemand genau weiß was man erwarten kann und man noch Fehler macht. Aber sicherlich wird das Auto gut sein. In dieser Serie werden die Fahrer wirklich den Unterschied ausmachen und das Racing wird garantiert spannend sein.