Hallo zusammen,

heute fällt es mir nicht so leicht, etwas über mein Asienabenteuer zu schreiben als in den Rennen zuvor. Der Grund ist einfach: Es war vom Ergebnis ein schlechtes Wochenende.

Aber der Reihe nach: Zhuhai in China - nur unweit von Macao und Hong Kong - war der Austragungsort vom 5. und 6. Lauf zum Porsche Carrera Cup Asia. Eine richtig moderne Strecke, die zunächst einfacher aussieht als sie in Wirklichkeit ist. Es war mal wieder so richtig schön heiß - 37 Grad in der Sonne und fast 50 Grad Asphalttemperatur! Für mich als Deutscher, der auch noch in der Eifel (Deutsches Mittelgebirge - meist kalt und verregnet...) wohnt - ein sehr ungewohnter Zustand.

Mein Ziel war es meinen 9 Punkte Vorsprung in der Tabelle zu verteidigen oder gar weiter auszubauen. Mit der bisherigen Saisonbilanz können wir mehr als zufrieden und stolz sein - zweimal Sieger und zweimal P2. Nicht schlecht für ein neues Team (Starchase - Porsche Center Nanjing) und auch für mich. Ich kenne immerhin nicht eine Rennstrecke.

Aber es kann ja nicht immer alles gut laufen. Ich möchte Euch mal einen Einblick mit den Hintergründen geben: 1. Freies Training. Strecke kennen lernen. Oh, es gibt ein Problem mit dem Schaltkraftunterbrecher. Immer wenn ich schalte, springt der Gang nicht richtig rein und ich verliere viel Zeit. Auto liegt aber gut - alles Ok. Fahrer ist auch happy...

2. Freies Training. Wir haben die Position des Sensors für die Schaltkraftunterbrechung in eine bessere Position gebracht. Porsche Asia kann das mit dem Computer korrigieren. Aber das Problem ist immer noch da! P3 trotz der Probleme. Wir haben einige Dinge am Fahrwerk ausprobiert. Die Strecke behandelt den Reifen anders als von mir erwartet. Der Asphalt sieht sehr rau aus - tut dem Reifen aber nicht weh. Man lernt als Rennfahrer nie aus - es gibt immer wieder Überraschungen.

In Zhuhai lief es nicht nach Plan., Foto: Christian Menzel
In Zhuhai lief es nicht nach Plan., Foto: Christian Menzel

Qualifikation. Porsche Asia hat die Daten ausgelesen und sich daraufhin entschlossen, alle Sensoren mit einem Kontaktspray bzw. Öl einzusprühen. Die Autos werden ja immer per Schiff in einem Container transportiert. Darin ist es bekanntlich sehr feucht und es kann zu Korrosion von solchen empfindlichen Teilen kommen. Es lässt sich aber kein Fehler finden. Aber das Problem ist immer noch vorhanden. Das ist nicht gut! Trotz der Probleme Startplatz 5 und nur 0,4 Sekunden hinter der Pole. Ich kann hier niemandem einen Vorwurf machen. Ich hätte bis jetzt auch alles so entschieden. Wir haben versucht, dieses Problem systematisch zu analysieren.

Rennen 1. Wir haben den kompletten Schalthebel und den Sensor für die Kraftunterbrechung gewechselt. Alle sind sich sicher, jetzt muss es gehen! Was soll es sonst sein? Es war immer noch... Nur P5 und wichtige Punkte verloren. Aber jetzt ist es wichtig, die Ruhe zu bewahren. That's Racing. Mal läuft es - und dann läuft es halt mal nicht.

Rennen 2. Wir haben die Schaltseile vom Schalthebel hin zum Getriebe gewechselt. Außerdem noch einen Sensor am Getriebe, obwohl die Datenanalyse keinen Fehler erkennen konnte. Er läuft! Und wie er läuft! Auto liegt auch super auf der Strasse. Ich bin voll motiviert und freue mich. Aber jetzt passiert mir etwas ganz Schlimmes: Ich bin wirklich 105% gefahren, um für mein Team Starchase alles wieder gut zu machen - und dann rutsche ich vom Bremspedal ab!

Direkt in das Kiesbett und Feierabend. Ganz ehrlich - ich war schockiert! So etwas ist mir schon lange nicht mehr passiert. Und im Kiesbett war ich auch schon ewig nicht mehr. In einem solchem Moment schießen Dir viele Dinge durch den Kopf. Ich habe mir sogar überlegt, meine Karriere sofort zu beenden, so geschämt und geärgert habe ich mich.

So etwas dauert meist nur wenige Minuten und Du versuchst Dich neu zu motivieren. Dann ist mir die Kollision von Hamilton und Rosberg in Kanada an der Boxenausfahrt eingefallen - und die bekommen viele Millionen Fahrergage. Oder wie oft liegen andere Rennautos an der Mauer oder im Kiesbett - sollen die jetzt alle mit Racing aufhören? Oder Fußball: Guck mal Italien oder Frankreich bei der EM.

Nein, solche Niederlagen gehören zum Sport. Wichtig ist immer, aus Fehlern zu lernen oder nur ganz wenige zu machen. Ich habe mich mit diesen Beispielen sehr gut "getröstet". 11 Punkte Rückstand sind bei noch 5 Läufen aufzuholen. Mein Team und ich werden hart kämpfen. Positiv war eigentlich wie immer - wir als Team haben sehr gut funktioniert. Mein Auto war vom Setup sehr gut und ich bin auch wieder voller Motivation. Das hier passierte gehört einfach zum Motorsport dazu.

THAT'S RACING!

In Sentul/Indonesien ist vom 18.-20.07 mein nächstes Asienabenteuer. Da war ich auch noch nie...