Mit einem Gesamtsieg bei seinem Heimspiel auf der Nürburgring-Nordschleife hat sich Teamchef Ernst Moser standesgemäß von der Motorsport-Bühne verabschiedet. Besser hätte der Renngott das Drehbuch rund um den Abschied des langjährigen Phoenix-Chefs nicht inszenieren können. 25 Jahre nach der Gründung seines erfolgreichen Teams war am vergangenen Samstag endgültig Schluss.

Christopher Mies und Stammpilot Frank Stippler hatten dafür das passende Geschenk: Das Audi-Duo feierte den 19. Gesamtsieg für das Team aus Meuspath mit dem neuen Namen Scherer Sport PHX beim Saisonfinale der Nürburgring Langstreckenserie (NLS) in einem R8 LMS GT3 EVO II.

Den Abschied vom Rennsport hatte Moser bereits im Mai dieses Jahres kurz vor dem 24h-Rennen Nürburgring in einen Exklusiv-Interview bei Motorsport-Magazin.com angekündigt.

"Zum Jahresende werde ich die Geschäftsführung abgeben. Den ersten Schritt habe ich bereits mit dem Verkauf der größten Unternehmensanteile an die Scherer Gruppe gemacht. Das war der erste Schritt, um meinen Ausstieg aus dem Berufsleben vorzubereiten", hatte der 62-Jährige dabei verraten. "Der Name 'Phoenix Racing' wird in dieser Form nicht fortgeführt. Das Unternehmen läuft als Scherer Sport PHX weiter, wobei das Kürzel PHX für den sportlichen Bereich von Projekten vorgesehen ist, die aus dem Motorsport abgeleitet sind."

Das i-Tüpfelchen auf einer großen Motorsport-Karriere

Mosers sportlicher Abschied war das i-Tüpfelchen auf eine überaus erfolgreiche Karriere im Rennsport, die 1999 mit dem Triumph beim berühmten Macau Grand Prix im dortigen Spielerparadies begann, als Michael Bartels in einem von Phoenix Racing eingesetzten Audi A4 quattro triumphierte.

In 25 Jahren gewann der Rennstall rund um Ernst Moser sechsmal das 24h-Rennen auf dem Nürburgring mit drei verschiedenen Herstellern: 2000 mit Porsche, 2003 mit Opel sowie 2012, 2014, 2019 und 2022 jeweils mit Audi. Mit dem Autobauer aus Ingolstadt siegte Moser auch beim 12-Stunden-Rennen der Creventic-Serie in Spa (2022) und an gleicher Stelle auch nach der doppelten Distanz 2012 sowie zudem noch mit einer Chevrolet Corvette 2009.

Die drei Siege 2012 bei den Langstreckenklassikern auf dem Nürburgring und in Spa sowie im australischen Bathurst fielen inmitten der beiden DTM-Titelgewinne 2011 mit Martin Tomczyk und 2013 mit Mike Rockenfeller.

DTM-Champions 2013: Phoenix-Audi und Mike Rockenfeller, Foto: Audi
DTM-Champions 2013: Phoenix-Audi und Mike Rockenfeller, Foto: Audi

Ernst Moser, was war ihr schönster Sieg?

Auf die Frage, welcher von all diesen Erfolgen der schönste für ihn gewesen sei, musste Moser kurz nachdenken, bevor er sich für den DTM-Triumph 2011 entschied. Kein Wunder, denn dieser grandiose Erfolg, fast auf den Tag genau vor zwölf Jahren in Valencia, war ein wahrer Husarenstreich, für den Audi-Werksfahrer Martin Tomczyk in einem drei Jahre alten "Jahreswagen" mit der Bezeichnung Audi A4 DTM 2009 sorgte.

"Die Gesamtsiege bei unseren vielen Langstreckeneinsätzen sind sicher ebenfalls eine großartige Teamleistung gewesen, um die beiden DTM-Titel mussten wir aber ein halbes Jahr kämpfen", ordnete Moser den Stellenwert der Erfolge ein.

Ernst Moser feiert die DTM-Meisterschaft 2011 mit Martin Tomczyk, Foto: Audi
Ernst Moser feiert die DTM-Meisterschaft 2011 mit Martin Tomczyk, Foto: Audi

Moser: "Wir haben uns den Respekt erarbeitet"

Von Anfang an sei sein Team konkurrenzfähig gewesen, "trotzdem mussten wir hart um jeden Podiumsplatz kämpfen", betonte Moser am Rande des NLS-Finals im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Auch vor der eigenen Haustür, denn das Unternehmen liegt nur einen Steinwurf von der legendären Grünen Hölle entfernt.

"Wir sind am Nürburgring gewachsen und haben uns hier im Laufe der Jahre den Respekt erarbeitet, das war rückblickend richtig schön. Ich glaube schon, dass wir am Ring zu den besten Teams gehören und das macht mich stolz", sagte Moser mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sechs Gesamtsiege beim 24h-Rennen Nürburgring sowie 19 Gesamterfolge in der VLN/NLS sind der beste Beweis.

Ernst Moser mit seiner Lebensgefährtin Petra Tille, Foto: Audi
Ernst Moser mit seiner Lebensgefährtin Petra Tille, Foto: Audi

Moser zum Abschied: "Ich musste loslassen"

Seit dem Rückzug der Hersteller aus der DTM hat sich der Fast-Rentner Gedanken darüber gemacht, wie es mit seinem Team auf höchstem Niveau weitergehen könnte. Die logische Konsequenz aus Sicht von Moser war der Verkauf seines Unternehmens an die Scherer Gruppe, die jetzt die größten Anteile hält.

"Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen und ich hätte sie auch keine Minute früher getroffen. Heutzutage geht im professionellen Rennsport und auf diesem Niveau aber fast gar nichts mehr ohne Partner und Sponsoren", erklärte Moser die Beweggründe seiner Entscheidung. "Ich musste loslassen und deshalb war der Zeitpunkt wohl überlegt und richtig, um jetzt hoffentlich auch noch das letzte Drittel meines Lebens in Angriff nehmen zu können."

Das Ende einer Ära

Wie sehr sich das gesamte Team den letzten Sieg für ihren langjährigen Teamchef nach einer rund elfmonatigen Durststrecke gewünscht hatte, war schon unmittelbar nach der Zieldurchfahrt von Mies zu sehen. Die Teammitglieder ließen es sich nicht nehmen, ihren langjährigen Chef emotional auf ihren Schultern hochleben zu lassen und mit einer Champagner-Dusche zu feiern. Wenig später durften auch Partner, Sponsoren und Freunde in der Lounge von Scherer-Sport-PHX auf den Rennsport-Abschied von Moser anstoßen.

"Für uns ging bei diesem Rennen eine Ära zu Ende", sagte Nordschleifen-Veteran Stippler. "Denn es war der letzte Einsatz für Ernst Moser, der diese Mannschaft 1999 gegründet hat. Wir haben in den letzten Jahren viele Erfolge zusammen gefeiert. Deshalb waren Chris und ich uns einig, dass wir Ernst zum Abschied einen Sieg schenken wollten."

Perfekt zum erhofften Erfolg passte auch die fünfte Pole Position und die schnellste Rennrunde (7:51.908 Minuten, Schnitt 185,818 km/h) eines Audis auf der 24,358 Kilometer langen NLS-Variante, für die jeweils Stippler verantwortlich war. Und natürlich der erste Saisonsieg von Audi, den das Scherer-PHX-Duo Stippler und Mies im schnellsten VLN/NLS-Rennen der Historie über die vierstündige Distanz sicherstellte, nämlich 29 Runden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 173,961 km/h.

Huch! Kehrt Moser noch einmal zurück?

"Unser Ziel für das Saisonfinale war, in diesem Rennen alles richtig zu machen. Und das ist uns gelungen", wird Moser in einer Pressemitteilung des Teams Scherer Sport PHX zitiert. "Ein großes Lob an die Mannschaft und natürlich die beiden Fahrer. Für mich war es ein ganz besonderes letztes Rennen."

Für Moser steht ab sofort der Ruhestand im Vordergrund, den er mit seiner Lebensgefährtin Petra Tille abseits von Rennstrecken genießen möchte. Ob sie weiß, was ihre bessere Hälfte Motorsport-Magazin.com gegenüber völlig überraschend noch bei der Verabschiedung verraten hat? "Ich will nicht ausschließen, in zwei oder drei Jahren zurückzukehren, wenn mir im Privatleben etwas fehlen sollte..."

Phoenix Racing: Größte Erfolge im Motorsport

JahrErfolge
1999Sieger Tourenwagen-GP Macau
2000Sieger 24h Nürburgring
2003Sieger 24h Nürburgring
2007Sieger 24h Spa
2009 Sieger FIA-GT3-EM, Sieger Belgische GT3-Meisterschaft
2011Sieger DTM-Fahrerwertung
2012Sieger 24h Nürburgring, Sieger 24h Spa, Sieger 12h Bathurst
2013Sieger DTM-Fahrerwertung, Sieger DTM-Teamwertung
2014 Sieger 24h Nürburgring
20152. Platz 12h Bathurst
2017Sieger 24h Nürburgring Qualifikationsrennen
2018GT4 Europameister, Sieger 24h Dubai GT4-Klasse
2019Sieger 24h Nürburgring, Sieger SP9 Pro-Am VLN
2022Sieger 24h Nürburgring
202315. Gesamtsieg in VLN/NLS-Historie