Am vergangenen Wochenende hat das Team BMW Motorsport mit dem BMW M3 GT2 in Spa-Francorchamps (BE) das dritte 24- Stunden-Rennen in dieser Saison absolviert. Parallel dazu feierte Andy Priaulx (GB) mit dem BMW 320si WTCC in Brünn (CZ) den 50. Sieg für die Marke in der FIA World Touring Car Championship. Im Interview zieht BMW Motorsport Direktor Mario Theissen eine Zwischenbilanz zu den Aktivitäten von BMW im Tourenwagen- und GT-Sport 2010.
Herr Theissen, wie lautet Ihr Fazit nach den drei Einsätzen des BMW M3
GT2 bei europäischen 24-Stunden-Klassikern?
Mario Theissen: "Wir sind mit unseren Starts auf dem Nürburgring, in Le Mans und in
Spa-Francorchamps insgesamt zufrieden. Der Höhepunkt war natürlich gleich der
erste Einsatz in der Eifel. Obwohl die Vorbereitungszeit mit dem BMW M3 GT2
extrem knapp war, konnten wir unseren 19. Gesamtsieg bei diesem Klassiker feiern.
Der Schlüssel zum Sieg war zweifelsohne die Zuverlässigkeit unserer Autos. Wir
waren nicht unbedingt die Schnellsten, konnten jedoch bis zum Ende des Rennens
konstante Zeiten fahren. Das ist bei einem solchen Marathon ein entscheidendes
Kriterium."
In Le Mans stand das 17. BMW Art Car im Mittelpunkt des Interesse.
Mario Theissen: "Ganz richtig. Es war faszinierend zu sehen, welche Aufmerksamkeit
der Start mit dem von Jeff Koons gestalteten BMW M3 GT2 Art Car auf sich zog.
Zudem war es schön, zum ersten Mal nach unserem Gesamtsieg mit dem BMW
V12 LMR 1999 wieder bei dieser beeindruckenden Veranstaltung dabei zu sein.
Sportlich lief es leider nicht wie geplant. Mit dem BMW M3 GT2 in der ACOSpezifikation
hatten wir noch weniger Zeit zur Vorbereitung als vor dem Rennen auf
dem Nürburgring. Zudem mussten wir mit einem kleineren Luftmengenbegrenzer
antreten, was uns das Leben zusätzlich schwer gemacht hat. Platz sechs in der LM
GT2-Klasse war am Ende nicht das, was wir uns vorgestellt hatten. Dennoch
konnten wir wertvolle Erfahrungen sammeln, die in die Weiterentwicklung des BMW
M3 GT2 eingeflossen sind."
Wie groß ist Ihre Enttäuschung nach dem knapp verpassten Sieg in Spa-
Francorchamps?
Theissen: "Für jeden im Team war es hart, den Sieg 40 Minuten vor dem Ziel aus
der Hand geben zu müssen. Aber im Motorsport gleicht sich meistens alles aus. Am
Nürburgring hatten wir ein wenig Glück und konnten am Ende jubeln. In Spa-
Francorchamps waren wir sehr gut vorbereitet und sehr schnell unterwegs. Dass wir
die Führung gewissermaßen auf der Zielgerade noch verloren haben, ist zwar
schade. Dennoch kann die ganze Mannschaft stolz auf ihre Leistung sein. Das Team,
die Fahrer und unser Reifenpartner Dunlop haben den BMW M3 GT2 im Lauf der
vergangenen Monate zu einem Siegertyp geformt."
Wo werden wir den BMW M3 GT2 in diesem Jahr noch im Einsatz sehen?
Theissen: "Zunächst kämpft der BMW M3 GT2 natürlich in der American Le Mans
Series weiter um den Titel in der GT-Klasse. Aktuell sieht es dort für das BMW Rahal
Letterman Racing Team viel versprechend aus. In der Fahrerwertung belegen
unsere Piloten die Plätze zwei und drei, in der Team- und Herstellerwertung fehlt uns
lediglich ein Punkt auf den Spitzenreiter. Vor den abschließenden vier Saisonrennen
sind wir also in einer aussichtsreichen Position, um den ersten Titel in der ALMS seit
2001 ins Visier nehmen zu können. Zudem tritt BMW im neuen Intercontinental Le
Mans Cup an. Neben dem Petit Le Mans in Road Atlanta, das zur ALMS zählt,
werden wir in Silverstone und Zhuhai am Start sein. Nach dem jüngsten
Aufwärtstrend bin ich zuversichtlich, dass wir auch in dieser Serie eine gute Figur
abgeben können."
Die Tourenwagen-WM befindet sich in einer fünfwöchigen Sommerpause.
Wie sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Theissen: "Andy Priaulx befindet sich für das BMW Team RBM nach 14 Rennen
mitten im Titelrennen. In Brünn konnte er den 50. Sieg für BMW in dieser
Meisterschaft seit 2005 erringen. Es war ein besonders wichtiger Triumph, da Andys
direkte WM-Konkurrenten gleichzeitig Punkte liegen gelassen haben. So konnte er
sich in der Fahrerwertung bis auf 16 Punkte an die Spitze heranarbeiten. Außerdem
freut es mich, dass einmal mehr auch BMW Fahrer in privater Mission auf sich
aufmerksam machen konnten. Allen voran ist sicherlich Colin Turkington zu nennen,
der in sechs Rennen bisher drei Mal auf das Podium fahren konnte."
Was erwarten Sie von den vier abschließenden Veranstaltungen?
Theissen: "Andys Ausgangsposition für die kommenden Rennen in Oschersleben,
Valencia, Okayama und Macau ist gut. Im vergangenen Jahr haben wir auf jeder
dieser vier Strecken mindestens einen Sieg gefeiert. Wenn uns das auch 2010
gelingt, können wir ein Wort um den Titel mitsprechen. Sollte Andy wie erhofft mit
einer WM-Chance nach Macau reisen, dann kann dort bekanntlich alles passieren."
Wie beurteilen Sie die Premierensaison des BMW Z4 GT3?
Theissen: "Mit jedem Rennen gelingt es unseren Kundenteams in Zusammenarbeit
mit BMW Motorsport, den BMW Z4 GT3 zu verbessern. In der FIA GT3
Europameisterschaft hat diese Arbeit bereits Früchte getragen: Schubert Motorsport
konnte in Jarama den ersten Sieg für unser jüngstes Kundensport-Fahrzeug
erringen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, was die Leistungsfähigkeit des Autos
angeht. Ich bin überzeugt, dass uns der BMW Z4 GT3 in dieser Saison noch häufig
Freude bereiten wird."
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