Während beim 24-Stunden-Rennen in Daytona 2024 mit Porsche eine deutsche Marke triumphierte, lief es beim zweiten heimischen Autobauer BMW alles andere als rund. Schon früh waren die Münchner aus dem Kampf um den Sieg raus, am Ende beendeten die beiden BMW M Hybrid V8 mit der Startnummern #25 (Connor De Phillippi/Nick Yelloly/Maxime Martin/Rene Rast) und #24 (Jesse Krohn/Augusto Farfus/Dries Vanthoor/Philipp Eng) das Rennen mit 13 respektive 15 Runden Rückstand auf den Rängen sieben und acht.

Die Ziele waren vor dem Rennen gänzlich andere gewesen. "Wir sind hier, um das Rennen zu gewinnen und nicht, um Dritter zu werden", gab sich BMW-Motorsportchef Andreas Roos am Samstagmorgen gegenüber Motorsport-Magazin.com noch kämpferisch. Dem BMW-Duo gelang es auch immerhin bis in die Nacht von Daytona hinein, in Schlagdistanz zur Konkurrenz von Porsche, Cadillac sowie Acura zu bleiben. Kurz vor der Rennhalbzeit lagen die beiden BMW auf der dritten und vierten Position, zwischenzeitlich führte Rast das Rennen sogar kurz an.

BMW M Hybrid V8 bei den Roar-Testfahrten zu den 24 Stunden von Daytona
Bis in die Nacht hinein war BMW noch im Kampf um den Sieg dabei, Foto: BMW M Motorsport

Lenkraddefekt und Abschlepp-Pannen beim #24-BMW

Doch wenige Stunden später waren alle Hoffnungen auf den Gesamtsieg dahin. Nach rund 14 Stunden blieb der #24 BMW mit BMW-Werksfahrer Dries Vanthoor mit einem Defekt im Bereich des Lenkrads auf der Strecke stehen. "Da ist ein Kommunikationsproblem aufgetreten auf der elektronischen Seite. Das müssen wir jetzt untersuchen", sagte im Anschluss Roos zu Motorsport-Magazin.com.

Ein anderes Problem als mit dem Lenkrad könne ausgeschlossen werden. "Als das Auto in der Box war, wurde einfach eigentlich nur das Lenkrad gewechselt, die Systeme resettet und danach konnte weitergefahren werden", erklärte Roos. Zusätzlich zum Defekt gesellte sich jedoch auch noch eine Panne beim Abschleppprozess, bei die IMSA-Abschlepp-Crew zunächst versuchte, das Auto quer über die Rennstrecke von hinten ins Fahrerlager an die BMW-Garage zu bringen, sprich 'behind the wall'.

BMW-Motorsportchef Andreas Roos (l.) kann nach dem Saisonauftakt in Daytona nicht zufrieden sein, Foto: BMW M Motorsport
BMW-Motorsportchef Andreas Roos (l.) kann nach dem Saisonauftakt in Daytona nicht zufrieden sein, Foto: BMW M Motorsport

"Bei einer zu abrupten Anfahrung des Berge-Fahrzeuges ist das Abschleppseil abgerissen. Damit war natürlich die ganze Situation unglücklich, weil das Auto in einer relativ gefährlichen Position auf der Rennstrecke stehen geblieben ist. Es ist danach von den Bergefahrzeugen gesichert und entsprechend ins Fahrerlager geschleppt worden, war für uns etwas ungünstig war, weil wir natürlich mehr Zeit verloren haben", beschrieb Roos das Problem.

Roos: Hatten ganz klar andere Erwartungen in Daytona

Auch beim Schwesterauto mit der Startnummer #25 lief es nicht lange rund. Während der 15. Stunde sorgte ein Leck im Getriebeölkühler für wettbewerbsentscheidenden Zeitverlust. Auch hier stand zunächst nicht fest, was genau das Problem verursachte. Zuvor sei ein solches Problem BMW-Motorsportchef Roos zufolge noch nie aufgetreten: "In dem Fall wurde nur der Getriebeölkühler inklusive der Leitung und der Anschlussleitung behoben, aber die Leckage war definitiv im Bereich des Getriebeölkühlers."

Schlussendlich reist BMW als einziger Hersteller in der GTP-Top-Klasse ohne Podestplatz ernüchtert aus Daytona ab. "Wir sind ganz klar mit anderen Erwartungen an das Rennen herangegangen", so Roos' klares Fazit. Die Zeichen im Vorfeld hätten eigentlich Anlass zum Optimismus gegeben: "Auch im Rennen haben wir eine starke Performance zeigen können, was die Rundenzeiten angeht." Im Vergleich zur Premiere im Vorjahr, als hinter allen LMDh-Fahrzeugen Fragezeichen hinter der Zuverlässigkeit standen, seien diesbezüglich riesige Schritte gelungen.

BMW M Hybrid V8 bei den Roar-Testfahrten zu den 24 Stunden von Daytona
BMW reist als einziger GTP-Hersteller ohne Podestplatz aus Daytona ab, Foto: BMW M Motorsport

Doch die technischen Probleme machten dem vom Team RLL eingesetzten BMW-Prototypen einen Strich durch die Rechnung. Roos wollte vor einer finalen Beurteilung zunächst die Untersuchungen nach der Rückkehr nach München abwarten: "Ob man das unter Pech verbuchen kann oder unter eigenen Fehlern, das muss jetzt analysiert und daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden."

BMW 2024: Hohe Ziele für Le-Mans-Rückkehr

BMW bleibt für tiefgreifende Änderungen wenig Zeit. Nach dem Debüt des LMDh-Autos in der IMSA 2023, kehrt die Marke 2024 mit Partnerteam WRT in die WEC und zu den 24 Stunden von Le Mans zurück. Bereits am 24. und 25. Februar finden der traditionelle Prolog, die Vorsaison-Testfahrten der WEC, in Katar statt. Eine Woche später beginnt die Saison mit dem Auftaktrennen an selber Stelle. Das nächste IMSA-Rennen steigt am 16. März mit dem anstrengenden 12-Stunden-Rennen in Sebring.

Für die Rückkehr zum Langstreckenklassiker nach Le Mans hat sich BMW hohe Ziele gesteckt. "Wir haben ein sehr gutes Auto und eine sehr gute Basis, um zu performen und hoffentlich in Le Mans aufs Podium zu kommen. Das ist das offensichtliche große Ziel dieses Jahr", hatte Ex-DTM-Champion und BMW-Werksfahrer Sheldon van der Linde vergangene Woche in einer Medienrunde, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm, erklärt.

Der BMW mit der Nummer 1 auf der Strecke.
Auch in den GT3-Kategorien war BMW von technischen Problemen geplagt, Foto: LAT Images

BMW in Daytona: Auch kein GT3-Fahrzeug im Kampf um den Sieg

In Daytona war BMW auch in den GT3-Kategorien von Problemen geplagt. In der GTD-Pro-Klasse erzielte der von Paul Miller Racing eingesetzte BMW M4 GT3 nach langer Führung zwar den dritten Platz, doch ein Problem beim Boxenstopp, das in einem losen Rad mündete, nahm das Team aus dem möglichen Kampf um den Sieg. Schlussendlich hatte das Auto mit der Startnummer #1 (Sheldon van der Linde/Bryan Sellers/Madison Snow/Neil Verhagen) drei Runden Rückstand auf den siegreichen Ferrari.

In der GTD-Kategorie erreichte der von Turner Motorsport eingesetzte #96 BMW (Robby Foley/Patrick Gallagher/Jens Klingmann/Jake Walker) nach ebenfalls technischen Problemen Platz 14 mit 20 Runden Rückstand auf den in der Klasse siegreichen und privat eingesetzten Mercedes-AMG GT3 des deutschen Rennstalls Winward Racing.