Führungswechsel bei der Rallye Dakar! Auf der achten Etappe von Uyuni nach Iquique hat KTM-Fahrer Marc Coma seinem schärfsten Rivalen Joan Barreda (Honda) die Gesamtführung abgeluchst. Satte drei Stunden brummte Coma seinem Landsmann im zweiten Teil der Marathon-Etappe auf. Damit verlor der von massiven mechanischen Problemen an seinem Motor geplagte Barreda im Gesamtklassement nicht nur die Führung, sondern jede Chance noch das Podium zu erreichen. Selbst aus den Top-10 purzelte der Spanier, ist nur noch 24. Auf den zweiten Platz schob sich damit der Sieger der ersten Marathon-Hälfte und siebten Etappe, Paulo Goncalves (Honda).

Auf Coma wiederum ließ der Portugiese jedoch vier Minuten liegen und weist vor den fünf letzten Etappen nun fast zehn Minuten Rückstand auf. Für eine Titelverteidigung Comas ist damit alles bereitet. Den Tagessieg indessen sicherte sich Lokalmatador Pablo Quintanilla. Der KTM-Fahrer klettert damit auch auf den dritten Gesamtrang. Österreichs Matthias Walkner (ebenfalls KTM), der im Klassement erneut lange Zeit vermisst wurde, teilte das Schicksal Barredas. Es reichte es nur zu einer Platzierung im Nirvana des Feldes. Der bisher Gesamtvierte Helder Rodrigues (Honda) verlor ebenfalls mehrere Stunden und verabschiedete sich aus den Top-10.

8. Etappe: Uyuni - Iquique

(Verbindung: 24 km, Prüfung: 784 km, davon 368 neutralisiert)

Einen Tag nach den Autos stand für die Motorrad-Kategorie mit der achten Etappe der Rallye Dakar der zweite Teil der Marathon-Etappe an. Bei unwirtlichem Wetter führte die Route die verbliebenen 111 Teilnehmer aus Bolivien zurück nach Chile. Der erste Teil der Wertungsprüfung verlief über den großen, überfluteten Uyuni Salzsee mit einer 100 Kilometer langen Vollgaspassage in 3.600 Metern über dem Meeresspiegel. Hier hatten die Fahrer damit zu kämpfen die Salzablagerungen an ihren Maschinen zu entfernen. Diese Material und Konzentration fressenden Bedingungen trieben viele Teilnehmer in Fehler, Unfälle, Defekte und letztlich zum Aussscheiden aus der Dakar.

Im zweiten Teil, bereits auf chilenischem Boden, wartete die Dünenlandschaft der Atacama-Würste mit dem berühmten Fesh-Fesh-Sand und eine spektakuläre Abfahrt. Hier galt es einzig und allein durchzuhalten - dieser Teil der Etappe gehörte zu einer neutralisierten Zone, deren Start kurzfristig um 94 Kilometer vorverlegt wurde. Schließlich ging auf den finalen 38 Kilometern bis zum Biwak nochmal um jede Sekunde - wortwörtlich: Vielmehr trennte das Spitzenquartett am Ende nicht.

Die Bikes jagen in Gruppen über den Salzsee von Uyuni, Foto: Red Bull
Die Bikes jagen in Gruppen über den Salzsee von Uyuni, Foto: Red Bull

Goncalves fällt weit zurück - Walkner fehlt im Klassement

Anders als gewohnt starteten die Bikes nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen. So sollten spektakuläre Aufnahmen auf dem Salzsee sichergestellt sein. Nach 124 Kilometern erreichte Javier Pizzolito den ersten Checkpoint und setzte sich an die Spitze. Knapp dahinter folgte eine Gruppe um Ondrej Klymciw, Toby Price, Olivier Pain und Helder Rodrigues. Die Gesamtführenden Coma und Barreda sortierten sich bis auf drei Sekunden zeitgleich knapp eine Minute hinter dem Etappenführenden ein. Der Dritte im Bunde um den Gesamtsieg, Vortagessieger Goncalves, büßte satte sechs Minuten ein.

Bis zur ersten Zeitnahme nach dem Checkpoint gelang es Pizzolito seine Führung zu behaupten. 30 Sekunden hinter dem Honda-Fahrer folgte ein KTM-Trio um Stefan Svitko, Klymciw und Price. Von Matthias Walkner fehlte nach seinem starken dritten Platz im ersten Marathon-Teil zu diesem Zeitpunkt erneut jede Spur im Zeitenklassement.

Marc Coma hat die Gesamtführung übernommen, Foto: Red Bull
Marc Coma hat die Gesamtführung übernommen, Foto: Red Bull

Mega-Schock für Barreda - Coup für Coma

Doch richtig zur Sache ging es im Rennen um die Gesamtführung. Während Marc Coma durch vier Minuten Rückstand auf Pizzolito zunächst einen empfindlichen Zeitverlust auf seine beiden Konkurrenten fürchten musste, lief es für Goncalves und Barreda noch sehr viel schlimmer. Sechs Minuten rangierte Goncalves hinter Coma, Barreda fehlten gar unglaubliche 20 Minuten! Damit war für den spanischen Honda-Fahrer nicht nur die Gesamtführung an Coma verschenkt, selbst Platz zwei entglitt dem bisherigen Spitzenreiter der Dakar.

Viel Hoffnung an diesem Zwischenstand noch einmal zu rütteln gab es nicht mehr. Die neutralisierte Zone rückte näher. Bei der nächsten Zeitnahme kurz vor diesem Abschnitt übernahm KTM-Mann Svitko die Führung, vor Garcia und Price. Pizzolito rutschte ab auf Rang sechs. Goncalves gelang es, zumindest ein paar Sekunden seines Rückstands auf Coma abzufeilen. Barreda verschwand aus dem Timing - ein düsteres Vorzeichen.

Barreda musste abgeschleppt werden, Foto: Twitter/@yosssii
Barreda musste abgeschleppt werden, Foto: Twitter/@yosssii

Heißes Duell um den Tagessieg - Walkner teilt Barreda-Pech

Die 368 Kilometer lange neutralisierte Zone erreichte Svitko ebenfalls als Führender. Allerdings nur mit einer Sekunde Vorsprung auf Garcia. Der neue Gesamtführende Coma sortierte sich mit sechseinhalb Minuten Rückstand auf Rang 13 ein - fünf Minuten und acht Sekunden vor seinem neuen schärfsten Widersacher Paulo Goncalves. Barreda tauchte nun wieder im Timing auf - allerdings mit mehr als eineinhalb Stunden Rückstand! Das Aus aller Ambitionen auf ein Podium bei der Dakar. Und das obwohl Honda zur Sicherheit Jeremias Israel Esquerre abgestellt hatte, um Barreda bei Probleme aushelfen zu können. Was er dann auch per Abschleppmanöver umsetzte als Barreda wegen Motorenproblemen nicht weiterfahren konnte.

Auch Walkner fand sich plötzlich im Timing - nahezu auf Augenhöhe mit Barreda, sodass auch der Österreicher einen schwarzen Tag erwischte. Noch schlechter lief es für den Gesamtvierten Helder Rodrigues, der auf seiner Honda mehr als drei Stunden auf die Spitze verlor und sich aus den Top-10 verabschiedete. Jordi Viladoms, 2014 noch Zweiter der Dakar, schied nach einem Motorschaden gar komplett aus.

Matthias Walkner erwischte einen schwarzen Tag, Foto: Red Bull
Matthias Walkner erwischte einen schwarzen Tag, Foto: Red Bull

Schlusssprint: Lokalmatador siegt, Coma bejubelt Gesamtführung

Nun standen nur noch die finalen 38 Kilometer auf dem Programm. KTM-Fahrer Pablo Quintanilla gelang hier eine große Aufholjagd auf heimischem Boden. Der Chilene arbeitete sich vom sechsten Platz bis an die Spitze - der Tagessieg! Zweiter mit elf Sekunden Rückstand wurde Garcia, der eine Sekunde vor Svitko ins Biwak rauschte. Quintanilla hat damit sogar Aussichten auf das Podium am Ende der Dakar.

Coma fuhr nach den Problemen seiner Konkurrenz auf Sicherheit, verlor eine weitere Minute auf den Tagessieger und stellte die KTM damit auf den neunten Platz, was dem Dakar-Sieger 2014 eine komfortable Ausgangsposition für die finalen Etappen der diesjährigen Ausgabe beschert. Denn Paulo Goncalves gelang es zwar erneut einige Sekunden gut zu machen, doch blieb es immer noch bei mehr als vier Minuten Rückstand auf Coma. In der Gesamtwertung vergrößert sich der Abstand damit auf rund zehn Minuten. Barreda indes verlor auf den letzten 38 Kilometern weitere 2,5 Stunden und rutscht in der Gesamtwertung bis auf Rang 24. Matthias Walker, 54. der Etappe, ist 30.

Ergebnis: 8. Etappe Motorräder (Top-10)

1. Pablo Quintanilla (KTM) 02:56:19 Stunden
2. Juan Pedrero Garcia (Yamaha) +00:00:11
3. Stefan Svitko (KTM) +00:00:12
4. Toby Price (KTM) +00:00:41
5. Laia Sainz Pla-Gribert (Honda) +00:02:36
6. Xavier de Soultrait (Yamaha) +00:06:36
7. Alain Duclos (Sherco TVS) +00:06:42
8. Hans Vogels (KTM) +00:07:34
9. Marc Coma (KTM) + 00:07:37
10. Ruben Faria (KTM) +00:06:06

...

15. Paulo Goncalves (Honda) +00:12:17

54. Matthias Walkner (KTM) +01:40:52

80. Joan Barreda (Honda) +04:25:43

Gesamtwertung: Motorräder 8/13 (Top-10)

1. Marc Coma (KTM) 25:40:48 Stunden
2. Paulo Goncalves (Honda) +00:09:11
3. Pablo Quintanilla (KTM) +00:11:11
4. Toby Price (KTM) +00:15:56
5. Stefan Svitko (KTM) +00:26:30
6. Ruben Faria (KTM) +00:34:34
7. Alain Duclos (Sherco TVS) +00:58:08
8. David Casteu (KTM) +01:10:48
9. Laia Sainz Pla-Gribert (Honda)+01:18:51
10. Ivan Jakes (KTM) +01:47:47

...

24. Joan Barreda (Honda)+04:11:38

30. Matthias Walkner (KTM) +05:26:55

Die Stimmen zur 8. Etappe

Pablo Quintanilla: Es war sehr, sehr kompliziert. Gestern hatten wir eine Etappe anzugehen, bei der es viel Wasser und Schlamm gab. Heute Morgen war die Strecke voller Wasser, weil es die ganze Nacht geregnet hat. Auch der Salzsee war voller Wasser. Am Anfang ist kurz das Thema Sicherheit der Fahrer aufgekommen, aber dann wurde doch die Startorder gegeben. Das Bike hat auf der Etappe sehr gelitten, auch die Elektronik. Es war sehr hart: die Höhenlage, den ganzen Tag auf dem Bike, aber ich bin glücklich zurück in Chile angekommen zu sein. Wir müssen uns jetzt mit den Mechanikern zusammensetzten, um sicherzustellen, dass wir morgen in guter Verfassung starten können. Ich bin zufrieden mit meinem Rennen. Ich habe versucht die Pace aufrecht zu erhalten und den Führenden zu folgen. Aber Coma und Barreda sind wirklich sehr schnell.

Marc Coma: Es war ein sehr extremer Tag. Es war zu schwierig auf dem Salzsee mit der Höhenlage, der Kälte, alles kam zusammen. So einfach ist das. Es ist einfach ein weiterer Tag. Das wichtigste hier ist der letzte Tag und wo wir dann sind. Es war kein leichter Tag für uns, als schaun wir mal ...

Joan Barreda: Im Moment fehlen mir die Worte.

Matthias Walkner: Wir waren alle durchnässt als gestartet wurde. Dann ging es 140 Kilometer durch einen Salzsee, wo ich insgesamt nur dreimal kurz nicht Vollgas fuhr. Leider hat das Wasser auch meiner Elektrik zugesetzt, ich musste einige Male stehen bleiben und alles abstecken und kontrollieren bis ich endlich den Fehler gefunden habe. Das Motorad wurde heute arg in Mitleidenschaft gezogen, der Motor ist ziemlich laut und hat nicht mehr die volle Leistung – aber zum Glück bin ich im Ziel.

Helder Rodrigues:Es war ein Desaster für das ganze Team.

Laia Sainz Pla-Gribert:Heute war ein richtig harter Tag. Am Anfang wollten einige Fahrer nicht starten, weil es gefährlich und kalt war, aber für mich war es unter dem Strich eine gute Etappe. Ich war Dritte bis zu den Dünen, aber dann haben Toby und Quintanilla mich sehr schnell überholt. Wie auch immer, ich bin sehr glücklich mit der fünften Position.