Underdog statt Favorit, Rot und Weiß statt dunklen Blaus, hungriges Privat- statt eines erfolgsverwöhnten Werksteams: Dirk von Zitzewitz startet 2012 in eine neue persönliche Zeitrechnung bei der Rallye Dakar. Der Norddeutsche, der 2009 die härteste Wüstenrallye der Welt als erst dritter Deutscher Beifahrer der Geschichte für sich entschied, wird vom 01. bis 15. Januar 2012 erneut als Co-Pilot seines langjährigen Partners Giniel de Villiers (Stellenbosch/Südafrika) antreten.

Für de Villiers/von Zitzewitz ist der Start bei der 33. Auflage, die durch Argentinien, Chile und Peru führt, der Beginn eines neuen Kapitels bei dem legendären Marathon-Rallye-Klassiker. Nachdem das Duo bei den vergangenen drei ebenfalls in Südamerika ausgetragenen Dakars mit Volkswagen zweimal auf dem Podest stand, treten "Ginny" und "Schnietz", wie sie sich gegenseitig freundschaftlich nennen, 2012 für Imperial Toyota mit einem Hilux-Prototyp an.

"Die neue Aufgabe ist mehr als nur interessant und herausfordernd: Die Aufbruchsstimmung und der absolute Wille, etwas Überraschendes zu leisten, ist bei Imperial Toyota geradezu greifbar. Jeder im Team gibt sein Maximum, um dieses ambitionierte Projekt zum Erfolg zu führen", sagte Zitzewitz. "Doch bei allem Potenzial für die Zukunft: Im Hier und Jetzt sind wir die absoluten Außenseiter und werden bei der Dakar Tag für Tag dazulernen. Unsere Testfahrten in Namibia und rund um Johannesburg haben jetzt schon Lust auf mehr gemacht. Und keine Frage: Giniel und ich werden all unsere Erfahrung einbringen, um Achtungserfolge zu feiern."

Ehrgeiziges Projekt "made in South Africa"

Toyota Motorsport Südafrika und der südafrikanische Toyota-Importeur Imperial ließen bei Hallspeed in Rekordzeit von weniger als 100 Tagen einen reinrassigen Dakar-Prototyp entwickeln. Auf Basis des Toyota Hilux entstand ein Pickup-Doppelkabiner mit V8-Motor, der 300 PS leistet. Für die sympathische Mannschaft rund um den Südafrikaner Glyn Hall, die in Sachen Logistik vom etablierten Dakar-Team Overdrive unterstützt wird, markiert die Rallye Dakar 2012 den ersten Einsatz in der Top-Kategorie für Automobile- der sogenannten T1.

Neben de Villiers/von Zitzewitz treten Duncan Voss und Rob Howie (beide Johannesburg/Südafrika) mit einem zweiten Hilux-Prototyp beim Dakar-Abenteuer "made in South Africa" an. Einziger Nicht-Südafrikaner unter den krassen Außenseitern auf Tages- und Gesamtsiege: Navigator Dirk von Zitzewitz. Der Faktor Erfahrung ist bei der Rallye Dakar einer der entscheidenden. Bei der härtesten Prüfung im Motorsport hängt der sportliche Ausgang neben ausdauerndem und konkurrenzfähigem Material wie bei keiner zweiten Disziplin von der Leistung von Fahrer und Beifahrer ab. Dabei wird der Einfluss der Navigatoren häufig unterschätzt.

Erfolgsfaktor sitzt rechts

Während ein Fahrfehler Sekunden kostet, gehen bei einem Navigationsirrtum viele wertvolle Minuten sprichwörtlich ins Land. Die Fahrer können auf den Wertungsprüfungen auf ihre unmittelbare Wahrnehmung vertrauen, die Co-Piloten sind dagegen auf die Deutung von abstrahierten Zeichnungen im - nicht immer exakten - sogenannten Roadbook angewiesen. Das Roadbook stellt eine inhaltlich komprimierte Wegbeschreibung anhand von Skizzen, Schlagworten und Kilometerabständen dar. Blitzschnelle Entscheidungen im Renntempo erfordern deshalb einen großen Erfahrungsschatz.

Kaum verwunderlich deshalb: In der Geschichte der Rallye Dakar trugen sich mehr unterschiedliche Fahrer in die Siegerliste ein als Beifahrer. Bei der Ausgabe 2012 wird die Bedeutung der Navigatoren weiter steigen: Neben einem größeren Anteil an Sand erwartet die Teams ein Mehr an Offroad-Navigation abseits von Wegen und Pfaden.