Das IronForce-Raing-Team beendete die 24h am Nürburgring auf Platz fünf der Cup-2-Klasse. Doch das gute Ergebnis des Rennstalls rund um YouTube-Größe und Rennfahrer Jan-Erik Slooten kam nicht ohne Minuten des Bangens. In den Nachtstunden machten zwei technische Defekte am 911 GT3 Cup (992) dem von Phoenix-Racing unterstützen Teams fast einen Strich durch die Rechnung.

"Es war das emotional krasseste 24-Stunden-Rennen am Nürburgring, was ich jemals gefahren bin", teilte GT3-Routinier Slooten seinen Fans nach dem Rennen auf Instagram mit. Zu Beginn des Rennens war mit diesem emotionalen Rennverlauf noch nicht zu rechnen. Von der Startlinie weg, konnte zunächst der zweifache DTM-Champion Timo Scheider seine Extraklasse unter Beweis stellen. Souverän verteidigte der ehemalige DTM-Phoenix-Pilot die dritte Startposition.

Nach wenigen Stunden konnte sich der Fahrertrupp aus Slooten, Engstler, Köhler und Scheider auf die erste Position kämpfen. In Führung liegend dann das erste Problem. Ein Defekt an der Auspuffanlage zwang den 911er in den Nachtstunden an die Box. Das erfahrene Team machte sich sofort an die Arbeit und entfernte den heißen Endtopf in Windeseile. Nach kurzer Zeit konnte Luca Engstler das Rennen mit neuem 'Pott' zumindest für einige Stunden wieder aufnehmen.

In den frühen Morgenstunden folgte Schaden Nummer zwei: Ein abgerissener Radbolzen. "Was eine wilde Nacht. Geplatzter Auspuff, schmelzende Heckstoßstange und am Ende abgerissene Radbolzen/Aufnahmen, sodass wir den kompletten Radträger hinten links wechseln mussten", fasste Slooten zusammen. Nach der zweiten Reparatur lag das IronForce-Team nur noch auf Rang neun.

Durch einen unerbittlichen Kampf schaffte es das Team am Ende der 24-Stunden auf Platz fünf der Cup-2-Klasse zum Sieg der Pro-Kategorie und auf Platz 30 der Gesamtwertung. "Jeder Einzelne hat 100 Prozent gegeben und keiner hat ans Aufgeben gedacht", schrieb Slooten, der den letzten Stint absolvierte und somit den Boliden 'Made in Flacht' über die Ziellinie brachte. "Ich muss gestehen, dass mir auf der letzten Runde deren Ehre mir zu Teil wurde, die Tränen gekommen sind." Auch Scheider sprudelte auf Social-Media vor Begeisterung. "Was ein geiles Wochenende", schrieb der DTM-Champion.

Auch das Team lies das 24-Stunden-Spektakel auf dem IronForce Racing Instagram Account Revue passieren: "Mal führten wir für mehrere Stunden (in unserer Klasse) und mal standen wir für längere Zeit in der Box. Es war eine Gefühlsachterbahn, die auf Platz 5 endete. Vielen Dank für euren Support. 230.000 Leute waren an der Strecke. Ein absoluter Wahnsinn!"

Drei Mal absolvierte das Iron-Force-Team den 24h-Stunden-Klassiker in der Eifel. Der 37-jährige Slooten bestritt 2022 zum elften Mal die 24h. Das beste Resultat konnte der Bronze-Fahrer 2019 sowie 2021 einfahren, in beiden Läufen landete der gebürtige Gelderner auf Gesamtplatzierung elf.

Lucas Luhr, Jean Pierre Krämer und Jan-Erik Slooten., Foto: ADAC GT Masters
Lucas Luhr, Jean Pierre Krämer und Jan-Erik Slooten., Foto: ADAC GT Masters

Godehardt-Hype: Darum braucht der Motorsport das IronForce-Team

Der Grund für den regelrechten 'Hype' um das noch junge Team ist die Online-Präsens von Slooten, der im Internet gerne mit dem Alias 'Godehardt' auftritt. Auf die Idee, einen YouTube-Kanal zu gründen, um die Hintergründe eines Rennteams zu beleuchten, kam Slooten jedoch nicht allein.

Geschäftsmann und YouTuber aus Leidenschaft, Jean Pierre Krämer motivierte den Rennfahrer, in die Webvideo-Branche einzusteigen. Der aus der erfolgreichen TV-Show 'PS-Profis' bekannte Tuner aus Dortmund erkannte das Potenzial des unterhaltsamen Slooten und ging später sogar einen Sponsoring-Deal mit dem IronForce- beziehungsweise Ring-Police-Team ein.

Das Konzept aus lustigen Videos im Internet und einem eigenen Rennteam schlug ein wie eine Bombe. Das Interesse an vorher wenig bekannten Rennserien wie dem GT-Masters stieg an. Slooten kümmerte sich um spezielle Zuschauer-Bereiche für klein und groß in der Boxen-Garage und um Live-Übertragungen auf YouTube. Die Reichweite seines YouTube-Kanals namens 'Ring Police' beläuft sich auf 135.000 Abonnenten (Stand Mai 2022) und mehr als 30 Millionen Aufrufe.

Auch der ehemalige Audi- und BMW-Werksfahrer Lucas Luhr, auch bekannt als der 'Luchs' oder 'Lucky-Luhr', schloss sich dem Team für einige Jahre als Fahrer an. 2021 wurde ein Insolvenzverfahren gegen die Ring-Police Vertriebsgesellschaft eingeleitet. Im Zuge dessen trennten sich Luhr und Krämer von Slooten. Die genauen Gründe hierfür sind nicht bekannt.

Obwohl diese abrupte Trennung einen faden Beigeschmack bei vielen Fans hinterließ und sich unter dem Video der Bekanntmachung einige spekulative Negativ-Kommentare breit machten, hielten die meisten Zuschauer an Slooten fest.

Ob IronForce 2023 wieder bei den 24h Nürburgring dabei sein wird, ist noch nicht offiziell. Timo Scheider macht Hoffnung: "Wir kommen wieder und ich kann nur hoffen, euch hats so gefallen wie mir." Fakt ist jedoch: Slootens Engagement hat dem GT3-Sport gutgetan und durch seinen YouTube-Auftritt erreicht der Rennfahrer die Motorsport-Fans von morgen.