Das zweite Dreamteam der WRC ist perfekt: Weltmeister Sebastien Ogier startet 2020 für Toyota. Das gab der Hersteller am Mittwoch bekannt. An seiner Seite werden zwei ebenfalls neue Gesichter den Yaris WRC pilotieren: Elfyn Evans und das Nachwuchstalent Kalle Rovanperä.

Schon während der Saison wurde mit einem Wechsel Ogiers von Citroen zu Toyota spekuliert. Der sechsfache Weltmeister wurde nie mit seinem C3 WRC warm und litt unter fehlender Pace und Defektanfälligkeit. Als schließlich Mitte November Citroen den Rückzug aus der Rallye-WM verkündete, weil Ogier nicht für eine weitere Saison zur Verfügung stand, war die offizielle Bestätigung von Toyota nur noch Makulatur.

"Ich glaube, dass uns das Fahreraufgebot für die kommende Saison eine großartige Balance bietet", so Teamchef Tommi Mäkinen. "Wir wollen nächstes Jahr und in den folgenden weitere WM-Trophäen erzielen. Wir wissen, wie stark Sebastien ist und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm und Julien."

Ogier arbeitet nun mit seinem Kindheitsidol

Der 35-Jährige hat ein großes Ziel: Mit drei unterschiedlichen Marken den WM-Titel zu gewinnen. Von 2013 bis 2016 wurde er viermal hintereinander Champion mit Volkswagen und ließ in den beiden kommenden Jahren Titel mit M-Sport im Ford folgen. Der dritte Anlauf sollte mit der Rückkehr zu seinen Wurzeln bei Citroen gelingen - und scheiterte 2019. Nun will Ogier mit dem Auto angreifen, das ihn in der abgelaufenen Saison gemeinsam mit Ott Tänak entthronte. Der Este hatte bereits vor einiger Zeit seinen Wechsel zu Hyundai bekanntgeben.

"Wir haben bereits Ende 2016 über eine Zusammenarbeit gesprochen. Damals hat es nicht geklappt, aber nun bin ich umso glücklicher, mit einer beeindruckenden Marke wie Toyota zusammenzuarbeiten - und natürlich auch mit meinem Kindheitsidol Tommi Mäkinen. Zusammen wollen wir Erfolge einfahren und die Weltmeisterschaft zurückgewinnen", so Ogier. "Wir sind alle drei neu im Team, daher wird es zur Herausforderung, sich mit dem Auto und allem vertraut zu machen, aber natürlich geben wir alles, umso schnell wie möglich zu performen."

Evans, mit dem Ogier bereits bei M-Sport zusammenarbeitete, wird zum ersten Mal in seiner WRC-Karriere ein anderes Auto als den Ford pilotieren. Der Waliser zeichnete sich in der Vergangenheit durch seine enorme Konstanz und fehlerfreie Fahrweise aus. So belegte er zur Saisonhalbzeit Rang vier in der Tabelle - als "best of the rest" hinter Ogier, Tänak und Thierry Neuville. Eine Verletzung hinderte ihn jedoch an der Teilnahme bei mehreren Rallyes. Er hat einen Zweijahres-Vertrag bei Toyota unterschrieben.

Nachwuchshoffnung Rovanperä steigt in die WRC auf

Kalle Rovanperä gilt al seines der größten Talente, die der Rallye-Sport jemals hervorbrachte. Nicht nur sein neuer Teamchef Mäkinen schwärmt von ihm in den höchsten Tönen. Mit fünf Siegen aus elf Starts sicherte er sich 2019 den Titel in der WRC 2 Pro vor dem deutlich erfahreneren Mads Östberg. "Ich kenne Kalle, seit er ein kleines Kind war und es war immer klar, dass er etwas Besonderes hat. Er muss immer noch viel lernen, aber ich glaube, dass er jetzt bereit für diesen Schritt ist", so Mäkinen.

Das Rallye-Gen wurde dem 19-Jährigen bereits in die Wiege gelegt, denn sein Vater ist der bekannte, finnische Rallye-Pilot Harri Rovanperä. Auch er hat einen Zweijahres-Vertrag bei Toyota unterschrieben. Neben den beiden erfahrenen Piloten im Team ist zu erwarten, dass ihm Freiraum zur Entwicklung und Eingewöhnung in die höchste Klasse des Rallye-Sports gewährt wird.

Zukunft von Latvala und Meeke unklar

Mit der Verkündung des komplett neuen Fahrer-Dreigestirns bei Toyota ist auch klar, dass sich Jari-Matti Latvala und Kris Meeke nach einem neuen Arbeitgeber umsehen müssen. Latvala war 2017 zum Team gestoßen und hatte bereits bei der zweiten Rallye den ersten Sieg für die Japaner erzielt. Im weiteren Verlauf blieb der Finne allerdings durch technische Probleme und Fahrfehler hinter den Erwartungen des Teams zurück. In der abgelaufenen Saison erreichte er als schlechtester der drei Stammfahrer Rang sieben in der Meisterschaft.

Meeke platzierte sich einen Rang weiter vorne. Der Nordire hatte von Mäkinen eine zweite Chance erhalten, nachdem er im vergangenen Jahr bei Citroen während der Saison entlassen worden war. Doch auch bei Toyota glänzte Meeke nur selten durch starke und vor allem konstante Leistungen, sondern eher durch Fehler und Ausfälle.

Diese beiden Piloten kämpfen nun mit Fahrern wie Andreas Mikkelsen, Craig Breen, Esapekka Lappi oder Mads Östberg um die Chance, noch einen der freien Plätze zu ergattern. Als einzige Option in der WRC bleibt M-Sport, die nach dem Abgang von Evans einen großen Verlust zu verschmerzen haben.

"In den vergangenen zehn Jahren habe ich Elfyn dabei beobachtet, wie er zu einem Weltklassefahrer gereift ist - und das alles hinter dem Steuer unserer Ford Fiesta Rallye-Autos", so M-Sport CEO Malcolm Wilson. "Wir wollten auch 2020 mit ihm zusammen bestreiten, aber leider war das nicht möglich."