Du hast in Argentinien sensationell Sébastien Ogier auf Schotter geschlagen und deinen ersten Sieg gefeiert. Danach blieben die großen Erfolge aus. Was hat sich seither verändert?
Hayden Paddon: Nichts - für mich absolut nichts! Wir hatten danach zwei schlechte Rallyes, aber das waren Fehler von mir. Die Vorbereitung auf die Events war genau die gleiche. Natürlich haben wir in der Gesamtwertung einen Sprung nach vorne gemacht. Dadurch hat sich die Startposition verschlechtert und wir hatten mehr mit dem Streckensäubern zu tun. Von außen sind die Erwartungen natürlich deutlich gestiegen. Aber auf mich hatte das absolut keinen Einfluss. In letzter Zeit läuft es etwas besser, es geht wieder in die richtige Richtung.

Es war dein erster WRC-Sieg. Hat das mental für dich wirklich absolut nichts verändert?
Hayden Paddon: Nein. Mein Ziel ist klar: Ich bin fokussiert darauf, eines Tages Weltmeister zu werden. 2018 möchte ich mich voll darauf konzentrieren und daher muss ich sicherstellen, dass alle Schritte bis dahin absolviert sind. Argentinien war ein weiterer kleiner Schritt auf diesem Weg. Das ist alles, woran ich denke.

Reagieren die anderen Fahrer nach dem Sieg anders auf dich?
Hayden Paddon: Vielleicht sehen sie mich als konstanteren Konkurrenten. Wir zählen unter den WRC-Fahrern immer noch zu den unerfahrensten. Wir müssen noch ein bisschen aufholen und ich muss mich als Fahrer entwickeln. Vielleicht haben wir in diesem Jahr etwas Respekt gewonnen. Ein Sieg ist gut, aber es fühlt sich an, als wäre Argentinien schon wieder ewig her. Wir müssen daran arbeiten, eine weitere Rallye zu gewinnen.

Erster WRC-Sieg in Argentinien, Foto: Sutton
Erster WRC-Sieg in Argentinien, Foto: Sutton

Du bist ein absoluter Schotter-Experte. Vor der Rallye Deutschland hast du deshalb einen Tag auf der Rundstrecke verbracht, um deine Asphalt-Fähigkeiten zu verbessern. Wie kannst du die Erkenntnisse bei einer Rallye anwenden?
Hayden Paddon: Für mich geht es eher um die Denkweise. Für Asphalt muss ich meine Bremstechnik, den Lenkeinsatz und wann ich aufs Gas gehe, verändern. Im Grunde alle meine natürlichen Angewohnheiten, die ich schon seit meiner Kindheit habe. Das Verwirrende ist: Wenn du es richtig hinbekommst, hast du auf Asphalt tatsächlich das Gefühl, langsamer zu sein. Wenn ein Rennfahrer dieses Gefühl hat, versucht er, schneller zu fahren. Aber dann kannst du all die guten Dinge auf Asphalt nicht mehr machen. Also geht es darum, sich gedanklich anzupassen - und das ist schwierig.

Mit Dani Sordo und Thierry Neuville hast du zwei Asphalt-Spezialisten im Team. Wie arbeitet ihr zusammen?
Hayden Paddon: Auf Asphalt trete ich eher einen Schritt zurück und schaue mir an, was sie machen. Besonders Dani ist sehr erfahren, was Setup oder Fahrstile angeht. Ich sehe Dani und Thierry als die beiden besten Asphalt-Fahrer in der WM - also die perfekte Messlatte. Ich versuche, ihre Daten und Informationen zu nutzen, um näher an sie heranzukommen - für mich ein perfektes Umfeld zur Entwicklung.

Wie ist allgemein die Stimmung im Team. Speziell zwischen Thierry und dir gab es in der Vergangenheit ja immer wieder Spannungen...
Hayden Paddon: Die Stimmung ist sehr gut. Wir sind alle wie eine große Familie und arbeiten wirklich hart. Zwischen uns Fahrern herrscht natürlich ein großer Wettkampf. Wir wollen uns untereinander schlagen. Thierry und ich sind beide ehrgeizige Kämpfernaturen. Wir haben beide sehr starke Persönlichkeiten, die manchmal aneinander rasseln. Aber wir wissen natürlich auch, dass wir für das Team zusammenarbeiten müssen. Manchmal muss man die privaten Dinge beiseitelassen und professionell sein, um sich auf das zu konzentrieren, was wir zu tun haben.

Im Moment hast du viel Testarbeit mit dem Auto für 2017 zu tun. Wo steht Hyundai aktuell?
Hayden Paddon: Ich denke, es ist kein Geheimnis, dass wir etwas hinter den anderen Teams sind. Aber gleichzeitig arbeiten wir wahrscheinlich härter und schneller als jeder andere. Das Auto macht gute Fortschritte und jeder ist motiviert. Ich habe keine Zweifel, dass wir nächstes Jahr konkurrenzfähig sein werden. Zuvor warten aber noch stressige Monate bis zur Rallye Monte Carlo.

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