Der vierfache Weltmeister Sebastien Ogier steht nach dem Aus von Volkswagen in der WRC ohne Team und Auto da. Sofort begannen die Spekulationen um den Franzosen und seine Zukunft. Er selbst heizte am Mittwoch die Gerüchteküche an, als er verkündete: "Macht euch keine Sorgen um mich, wir sehen uns wieder."

Die Frage ist nur, in welchem Team? Offiziell haben lediglich Toyota und M-Sport noch freie Plätze für 2017 zur Verfügung. Citroen ist jedoch auch zu Gesprächen bereit. Doch wohin verschlägt es Ogier? Motorsport-Magazin.com wägt die Möglichkeiten ab.

Citroen

Der Franzose war seit 2008 Teil von Citroen und seit Ende der Saison 2010 sogar Fahrer des Werksteams. Er galt als der neue 'Super-Seb' und es schien sicher, dass er nach dem Karriere-Ende von Sebastien Loeb dessen Rolle im Team übernehmen würde. Das Problem: Ogier wollte nicht warten, sondern sofort gewinnen. So suchte er Ende 2011 das Heil in der Flucht zu Volkswagen. Seine vier WM-Titel in den Jahren 2013 bis 2016 gaben ihm Recht.

Nun könnte Ogier den Weg zurück gehen. Allerdings hat Citroen mit Kris Meeke, Stephane Lefebvre und Craig Breen bereits drei Fahrer bis einschließlich 2018 verpflichtet. "Ich habe mein Fahreraufgebot für die kommende Saison", erklärte Citroen-Teamchef Yves Matton gegenüber Autosport. Gleichzeitig erklärte er, bei einem Anruf von Ogier auf jeden Fall das Gespräch zu suchen, unterstrich dabei aber nochmals: "Aber es besteht nicht die Option, mein Fahreraufgebot für die kommende Saison zu ändern. Aber wenn du einen viermaligen Weltmeister hast, kann das die Dinge interessant machen."

Sebastien Ogier und Citroen? Eine mögliche Option, Foto: Citroen
Sebastien Ogier und Citroen? Eine mögliche Option, Foto: Citroen

Motorsport-Magazin.com meint: Eine Verpflichtung von Ogier bei Citroen wäre die perfekte Lösung für beide Seiten. Ogier ist ohne Zweifel der schnellste Fahrer der aktuellen WRC und hat dazu noch das technische Know-How, um ein Auto weiterzuentwickeln - von den Marketing-Möglichkeiten eines Franzosen in einem französischen Teams ganz zu schweigen.

Tatsächlich müsste Matton sein Fahreraufgebot für 2017 auch nicht verändern, sondern nur erweitern. Zum Saisonauftakt in Monte Carlo stehen zwei Citroen C3 WRC bereit. Diese könnten Meeke und Ogier pilotieren. Wenn - vermutlich ab der Rallye Portugal - das dritte Auto einsatzbereit ist, können sich die beiden jungen Fahrer Breen und Lefebvre diesen Wagen teilen. So hat Matton die perfekte Möglichkeit, den beiden Nachwuchshoffnungen Fahrpraxis zu geben und sie gleichzeitig miteinander vergleichen zu können.

Toyota

Der neue Hersteller kehrt nach seinem Abschied 1999 ab der kommenden Saison in die WRC zurück. Er lockt aktuell mit zwei freien Cockpits im Toyota Yaris WRC. Juho Hänninen wurde vor kurzem als erster Pilot bestätigt, die beiden anderen geplanten Autos sind noch zu haben. Der WRC2-Pilot Esapekka Lappi galt als heißer Anwärter auf einen Sitz neben Hänninen.

Nun hat sich das Blatt allerdings gewendet, wie Teamchef Tommi Mäkinen gegenüber dem finnischen TV-Sender MTV erklärte: "Wir sind auf jeden Fall in Kontakt mit Ogier und Latvala. Die beiden sind die schnellsten Fahrer der Welt, es wäre ein Wunder, wenn ich kein Interesse hätte."

Motorsport-Magazin.com meint: Toyota als aufstrebendes Werksteam ist sicher eine Option für Ogier. Allerdings steht ein großes Fragezeichen hinter der Performance des Yaris. Das Team sagt selbst, dass 2017 ein Entwicklungsjahr werden wird und seinen fünften Titel kann Ogier - aller Voraussicht nach - zumindest in naher Zukunft - nicht dort feiern.

Es wird also viel davon abhängen, was Ogier wichtig ist: schnell Performance und ein siegfähiges Auto vom ersten Moment an, oder vielleicht doch die Herausforderung, den Neueinsteiger Toyota zum Siegerteam zu formen, wie ihm das mit Volkswagen gelungen ist. Wahrscheinlicher ist eher, dass Jari-Matti Latvala bei Toyota anheuert. Er wurde schon oft mit dem Team in Verbindung gebracht, was nicht zuletzt am finnischen Teamchef Mäkinen und der Teambasis in der Nähe von Jyväskylä liegt.

M-Sport

Das ehemalige Ford-Werksteam rund um Teamchef Malcolm Wilson hat bisher lediglich Eric Camilli für 2017 - allerdings nicht offiziell. Durch seine starke Form und nicht zuletzt das Top-Ergebnis in Großbritannien, galt bislang Ott Tänak als zweiter Mann bei M-Sport. Was mit dem aktuellen Piloten Mads Östberg passiert, ist indes ebenfalls unklar.

M-Sport verfügt im Vergleich zu Citroen, Hyundai und Toyota über das kleinste Budget, was sich auch in der Performance der vergangenen Jahre niedergeschlagen hat. Der letzte Ford-Sieg in der WRC ist auf das Jahr 2012 zurückdatiert, als Latvala in Großbritannien gewann - damals noch im Werksteam. Das letzte Podium erzielte Tänak bei der vergangenen Rallye in Wales, allerdings unter den Flaggen des DMACK-Teams.

M-Sport hat bisher nur Eric Camilli für 2017 verpflichtet, Foto: Sutton
M-Sport hat bisher nur Eric Camilli für 2017 verpflichtet, Foto: Sutton

Motorsport-Magazin.com meint: Eigentlich spricht alles gegen einen Wechsel von Ogier zu M-Sport. Die Performance, die finanziellen Mittel und die Perspektiven. Eine Aussage, die der Weltmeister allerdings während der Rallye Großbritannien getätigt haben soll, bringt das ganze Konstrukt plötzlich doch in ein realistisches Licht. Einer der Punkte, den er in seiner Karriere bereuen würde, sei, nie mit Malcolm Wilson zusammengearbeitet zu haben, den er sehr schätze. War dies ein geschickter PR-Schachzug im Rahmen der Rallye in Wales oder tatsächlich ein Fingerzeig? Ein Wechsel zu M-Sport wäre in jedem Fall die kurioseste Option.