Sebastien Ogier freut sich nicht nur deshalb auf die Rallye Korsika, weil sie sein Heimevent ist, sondern auch, weil er sich puren Rallyesport erhofft. Ogier erklärte unlängst in einer Presserunde im Rahmen der Eröffnung der Volkswagen-Sonderausstellung '50 Years of Excitement', dass bei der Rallye Korsika die Startreihenfolge eine geringere Rolle spielt als anderswo. Dort sei es aufgrund der Felsen fast unmöglich, die Kurven zu schneiden. Somit komme auch kein Dreck auf die Straße und die Bedingungen seien für alle gleich.

Für faire Bedingungen kämpft Ogier schon so lange, dass ihm langsam die Puste ausgeht. Da in den vergangenen Jahren stets er derjenige war, der die Prüfungen als WM-Führender eröffnen musste - zunächst nur am ersten Tag einer Rallye, dann sogar an den ersten beiden - beklagte er sich immer am lautesten. Das soll möglichst bald ein Ende haben. "Am liebsten wäre es mir, wenn wir in naher Zukunft dieses Thema endlich komplett zu den Akten legen könnten. Denn es ist für mich absolut kein Vergnügen, das immer wieder zu diskutieren", sagte er. "Hoffentlich kommt bald eine bessere Lösung."

Konkrete Vorschläge unterbreitete Ogier nicht, sondern betonte lediglich, dass es ihm um Fairness geht. "Wir wissen alle, dass eine Rallye niemals für alle Autos zu 100 Prozent gleiche Bedingungen bietet, denn sie verändern sich von Auto zu Auto. Aber es gibt viele Möglichkeiten, dass es nicht 80 Prozent der Zeit der Gleiche ist, der diesen Nachteil hat", unterstrich er.

"Ich habe gehört, dass einer der Vorschläge war, am ersten Tag in WM-Reihenfolge und am zweiten in umgekehrter WM-Reihenfolge zu starten. Das kann dann natürlich immer noch einen Einfluss haben, aber das ist in Ordnung. Mich würde es glücklich machen, aber es wäre insgesamt auch ein großer Gewinn für die Weltmeisterschaft, wenn wir dieses Thema zu den Akten legen. Denn jeder hat es immer im Hinterkopf", zeigte er auf.

Ogier konnte 2016 noch keine Schotter-Rallye gewinnen, Foto: Sutton
Ogier konnte 2016 noch keine Schotter-Rallye gewinnen, Foto: Sutton

Dass das Thema immer wieder aufkomme, sei unvermeidlich, da es einen großen Einfluss auf die Performance und die Ergebnisse jedes einzelnen habe. Schließlich habe er zwischen seinen Siegen zu Saisonbeginn und dem Triumph in Deutschland nicht plötzlich seinen Speed verloren. "Jeder weiß, dass ich immer noch die gleiche Performance hatte, das habe ich in jeder Powerstage und jeden Sonntagmorgen bewiesen, wenn ich die gleichen Bedingungen hatte", betonte Ogier. "Ich wünsche mir einfach etwas Akzeptables. Und damit wird auch der Sport besser, besonders da ihm jetzt eine tolle Zukunft blüht."

Ogier steht mit seiner Verärgerung über das Reglement nicht alleine da. Teamkollege Andreas Mikkelsen hofft ebenfalls darauf, dass die Startreihenfolge angepasst wird. "Jeder sieht, dass es auf Schotter für das erste Auto unmöglich ist, zu gewinnen", betonte er. "Das ist nicht schön für den Wettbewerb, jeder sollte eine Chance haben, zu gewinnen. Es gibt viele Möglichkeiten, es sehr viel fairer zu gestalten als jetzt."

Sogar aus dem Lager der Konkurrenz, die unter der Regelung oftmals nicht so sehr leidet wie Ogier, erhält er Unterstützung. Auch M-Sport-Pilot Mads Östberg sah im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Handlungsbedarf. "Der Nachteil, den man als erster Starter auf Schotter hat, ist zu groß. Da muss etwas getan werden", forderte er und machte auch einen Vorschlag: "Für mich ist es okay, am ersten Tag in der Reihenfolge der WM zu starten, aber am zweiten Tag sollte man nach Ergebnis statt nach WM starten."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Nicht nur Ogier hat das Thema Startreihenfolge satt - Konkurrenten, Fans und Journalisten geht es da nicht anders. In der Tat gäbe es einige Lösungen, die für fairere Bedingungen sorgen würden. Die Rückkehr zu nur einem Tag, an dem in WM-Reihenfolge gestartet wird, wäre eine davon. Auch ein Comeback der Qualifying-Prüfung wäre eine Möglichkeit, die allerdings einen gewissen organisatorischen Aufwand für die Veranstalter bedeuten würde. Eine weitere Idee wäre, über den Tellerrand zu anderen Sportarten zu schauen, etwa zum Ski-Alpin. Dort werden die Startnummern abhängig vom WM-Stand verlost. Damit hat man sowohl eine Leistungs- als auch eine Glückskomponente - eine Mischung, die sehr gut zum Rallyesport passt. (Annika Kläsener)