Nach fast vier Wochen Sommerpause treten die Piloten bei der Rallye Finnland, die vom 28. bis 31. Juli ausgetragen wird, wieder in den Kampf um Sekunden und Meter. Die Rallye - vormals 1000-Seen-Rallye genannt - zieht jedes Jahr zahlreiche Motorsportfans in die rund 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki gelegene finnische Studentenstadt Jyväskylä. Überall an den Schotterpisten, die durch die Wälder des Landes führen, sind tausende Fans positioniert und fiebern mit den Piloten.

Der erste Austragungsort nach der Sommerpause hat viele besondere Eigenschaften zu bieten. Nirgendwo gibt es so viele Kuppen und Hügel, über die die Autos abheben und im Anschluss eine halbe Ewigkeit durch die Luft fliegen.

Grund ist die hohe Geschwindigkeit der Veranstaltung. Die 333,99 gewerteten Kilometer werden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 120 km/h bestritten. Dabei erreichen die Piloten teilweise um die 200 km/h. Daher wird die Rallye oft mit dem finnischen Wort 'Sisu' betitelt, was frei übersetzt so viel heißt wie 'mit Mut'. "Sie ist einfach die viel zitierte Formel 1 im Wald", sagt Lokalmatador Jari-Matti Latvala.

Im vergangenen Jahr stellte der Finne einen Rekord auf: Mit 125,44 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit bestritt er die schnellste WRC-Rallye aller Zeiten. Auf der Power Stage erzielte Teamkollege Sebastien Ogier ebenfalls eine Bestmarke: Mit im Schnitt 135,25 km/h spulte er die Prüfung ab.

Tribut für Henri Toivonen

Ein perfekter Aufschrieb ist unerlässlich, da viele Ecken blind angesteuert werden. Ein besonderes Highlight für die Piloten ist Ouninpohja, die 2016 in umgekehrter Richtung gefahren wird. Die berüchtigte Prüfung findet auf weitläufigen, schnellen Straßen statt und enthält viele Sprünge. Die Ouninpohja steht am Samstag, der die Piloten Richtung Süden in die Region Jämsä führt, zwei Mal im Programm.

Los geht es am Donnerstagabend mit der Harju-Prüfung auf den Straßen von Jyväskylä. In diesem Jahr ist die Zuschauerprüfung etwas ganz Besonderes, denn es ist ein Tribut für den vor 30 Jahren verstorbenen Henri Toivonen geplant. Bruder Harri soll den Gruppe B Lancia Delta S4 vorführen, mit dem Toivonen 1985 die RAC-Rallye in Großbritannien gewann.

Am Freitag, dem ersten vollen Tag der Rallye, geht es Richtung Westen auf klassische Prüfungen durch die finnischen Wälder von Keuruu. Nach dem Samstag mit dem Highlight Ouninpohja warten am Sonntag noch zwei Prüfungen, die je zwei Mal gefahren werden. Oittila 2 bildet dabei die Power Stage. Die Prüfungen südöstlich von Jyväskylä wurden zuletzt in den 90er Jahren befahren. Sie sind eine von zahlreichen Neuerungen: Insgesamt wurden 43 Prozent der Route im Vergleich zum Vorjahr verändert.

Ott Tänak will sich in Finnland erstmals als Sieger feiern lassen, Foto: Red Bull
Ott Tänak will sich in Finnland erstmals als Sieger feiern lassen, Foto: Red Bull

Revanche für Ott Tänak?

Sechs verschiedene Sieger gab es in den bislang sieben Rallyes dieser Saison. Bei der Rallye Finnland könnte ein weiterer neuer Name in den Siegerlisten hinzukommen: Ott Tänak stand bei der Rallye Polen kurz vor seinem ersten Sieg und ist in Finnland auf Wiedergutmachung aus. Er profitiert ebenso wie Kris Meeke, Thierry Neuville und Mads Östberg von einer späten Startposition - es sei denn, es regnet. Dann wäre Ogier als Erster auf der Prüfung einmal nicht im Nachteil.

Von den aktiven Piloten liegt Latvala mit bislang drei Siegen in Finnland vorne. Sollte ihm 2016 ein vierter gelingen, würde er in der ewigen Bestenliste mit seinen Landsleuten Hannu Mikkola und Tommi Mäkinen gleichziehen. Dagegen haben aber nicht nur die bereits genannten Piloten etwas einzuwenden, sondern auch Andreas Mikkelsen. Mit seinem Sieg bei der Rallye Polen hat er als Erster in dieser Saison bewiesen, dass man bei einer Schotter-Rallye auch mit einer Top-3-Startposition gewinnen kann. In Finnland wartet der Volkswagen-Pilot allerdings noch auf sein erstes Podest.