Hyundai machte zuletzt mit der Strafe und dem damit verlorenen Podestplatz von Dani Sordo sowie mit dem heftigen Unfall von Thierry Neuville inklusive Krankenhaus-Besuch Schlagzeilen. Dadurch ist etwas untergegangen, dass der neue Hyundai i20 WRC nun drei sehr unterschiedliche Rallyes auf dem Buckel hat und damit erstmals einem genaueren Check unterzogen werden sollte.

Anfang Dezember 2015 wurde der neue Bolide der Koreaner in Alzenau enthüllt. Sein Debüt gab er beim Saisonauftakt in Monte Carlo - reichlich verspätet, denn eigentlich waren die ersten Einsätze für das vergangene Jahr geplant. Hyundai beschloss jedoch, sich bei der Entwicklung mehr Zeit zu lassen. In Monte Carlo kamen zunächst nur zwei neue i20 WRC zum Einsatz. Hayden Paddon pilotierte das Vorjahresmodell. Ab der Rallye Schweden ging Hyundai mit drei neuen Autos an den Start.

Die Ergebnisse

Zwei Podestplätze aus drei Rallyes sind eine ordentliche, aber nicht perfekte Bilanz. Die hätte es ohne die Strafe gegen Sordo in Mexiko werden können. Denn dann hätte jeder der drei Hyundai-Piloten mit dem neuen i20 WRC einen Podestplatz eingefahren. Den Auftakt machte Neuville mit Platz drei in Monte Carlo. Paddon ließ einen beeindruckenden zweiten Platz in Schweden folgen. Er kämpfte zeitweise - allerdings bevorteilt durch seine Startposition - mit Sebastien Ogier um den Sieg.

Bereits bei der ersten Rallye durfte Hyundai auf dem Podest jubeln, Foto: Hyundai
Bereits bei der ersten Rallye durfte Hyundai auf dem Podest jubeln, Foto: Hyundai

In Mexiko erreichte Paddon mit Platz fünf sein selbstgestecktes Ziel. Für Neuville ging es nach dem Saisonauftakt jedoch bergab. Nach technischen Problemen und Platz 14 in Schweden, flog er in Mexiko gleich zwei Mal ab. Sordo hingegen punktete konstant mit zwei sechsten Plätzen und einem vierten Rang. In der Fahrermeisterschaft liegen die Hyundai-Piloten auf den Positionen vier (Sordo), fünf (Paddon) und acht (Neuville).

In der Herstellerwertung belegt Hyundai Rang zwei hinter Volkswagen, allerdings bereits mit 36 Punkten Rückstand. Nach dem Saisonauftakt waren die Koreaner noch punktgleich mit den Wolfsburgern gewesen. Doch vor allem die magere Ausbeute von gerade einmal zwölf Punkten in Mexiko ließ eine relativ große Lücke entstehen.

Die Zuverlässigkeit

Unter diesem Punkt sind nur technische Defekte zusammengefasst, die nicht direkt von den Fahrern verursacht wurden, etwa durch Berührungen mit Mauern, Steinen oder ähnlichem. Sordo klagte in Monte Carlo über Probleme mit dem Getriebe, während Neuville auf der Power Stage ein Problem mit der Kraftübertragung ereilte. Mit nur noch einer angetriebenen Achse verlor er viel Zeit, hatte jedoch genug Vorsprung, um seinen Podestplatz zu halten.

Bei der Rallye Schweden war Neuville ein weiteres Mal mit nur zwei angetriebenen Rädern unterwegs und büßte damit die Chance auf ein gutes Ergebnis ein. Hyundai stellte fest, dass sich am i20 WRC die Verbindung zwischen dem hinteren Differential und dem Kühler gelockert hatte und Öl leckte. Das Teil wurde nach der Rallye Schweden so modifiziert, dass es sich nicht mehr lockern kann.

Neuville hatte zwei Mal mit Kraftübertragungsproblemen zu kämpfen, Foto: Hyundai
Neuville hatte zwei Mal mit Kraftübertragungsproblemen zu kämpfen, Foto: Hyundai

In Mexiko plagten Sordo und Paddon Überhitzungsprobleme. Bei Sordo brach ein Kühlerventilator, bei Paddon erreichten Motor und Bremsen besorgniserregende Temperaturen. Zudem funktionierten die Schaltwippen am Lenkrad nicht mehr, weshalb er manuell schalten musste.

Das Fahrverhalten

In Monte Carlo waren die Piloten mit dem Fahrverhalten des neuen i20 WRC noch nicht zufrieden. Das hatte allerdings vor allem damit zu tun, dass sie den Boliden bei Testfahrten falsch abgestimmt hatten. Die Aufhängung war zu weich eingestellt und damit bewegte sich das Auto viel hin und her. Sordo war auch in Schweden und Mexiko zeitweise unzufrieden. Er klagte über ein rutschendes Heck und war mit der Balance und Traktion nicht glücklich.

Der Zeitenvergleich

Die ersten Prüfungssiege fuhr Neuville bereits in Monte Carlo ein. Auf WP12 fuhr er vor seinen beiden Teamkollegen die schnellste Zeit - der erste Dreifacherfolg für Hyundai. Auf der folgenden Prüfung lagen immerhin zwei Hyundai-Piloten vorne. Auf der Power Stage sammelte Sordo mit Platz zwei hinter Ogier Punkte.

In Schweden kamen durch Paddon zwei weitere Prüfungssiege für den neuen i20 WRC hinzu. Neuville verpasste hauchdünn einen Punkt auf der Power Stage. Dafür war er auf der ersten Prüfung in Mexiko - der Hatz durch die Tunnel von Guanajuato - der Schnellste. Sordo erzielte auf einer der Super Specials die Bestzeit und war bis auf zwei Ausnahmen auf allen Prüfungen unter den besten Fünf. Paddon sammelte seinen ersten Punkt auf einer Power Stage und war Dritter auf der 80-Kilometer-Monsterprüfung.

Die Stimmen

"Das Auto ist definitiv eine Verbesserung in allen Bereichen", lobte Neuville. "Ich bin mit dem Performance-Potential des Autos zufrieden." Vor allem ermutigte ihn, dass Hyundai Tag für Tag Verbesserungen erzielen konnte. "Ich habe viel Vertrauen in die neue Generation des i20 WRC, ein Auto mit einer vollkommen neuen Philosophie im Vergleich zu dem, das wir bislang verwendet haben - besser und schneller, mit einem guten Motor und Chassis", zeigte sich auch Sordo begeistert.

Paddon war ebenfalls überzeugt, sah jedoch auch noch einige Hausaufgaben für das Team. "Wir haben ein paar gute Zeiten erzielt und waren recht oft unter den Top-3. Aber gleichzeitig gibt es noch ein paar Dinge, an denen wir für die Zukunft arbeiten müssen", erklärte er. "Wir werden vor Argentinien und den folgenden Schotterrallyes hart arbeiten, um näher an die Spitze heranzukommen und etwas mehr Druck auf diese Jungs auszuüben."

Auch Teamchef Michel Nandan mahnte die Mannschaft zu Verbesserungen. Nach der Rallye Schweden hatte er gegenüber der offiziellen Webseite der WRC erklärt: "Es ist schwierig zu beurteilen, aber bislang läuft es nicht so schlecht. Wir konnten ein paar gute Zeiten erzielen, aber wir müssen uns noch verbessern, denn ich glaube nicht, dass wir auf dem Niveau sind. Es fehlt noch etwas. Insgesamt würde ich aber sagen, dass ich relativ zufrieden bin."

Das Fazit

Die lange Entwicklungszeit des neuen Hyundai i20 WRC sorgte für hohe Erwartungen. Diese konnte das Auto bislang noch nicht ganz erfüllen. Allerdings war die tatsächliche Pace nur ab und an zu sehen. Sie wurde verschleiert durch technische Defekte, Abstimmungsfehler, Reifenschäden und falsche Reifenwahl. Zudem müssen Fahrer und Team das Auto erst kennenlernen. Das volle Potential des Autos haben wir sicherlich noch nicht gesehen.

Die ersten drei Rallyes sind aufgrund ihres sehr speziellen Charakters auch nicht für eine klare Bilanz geeignet. Darauf machte auch Teamchef Nandan aufmerksam. "Die beste Rallye, um einen echten Vergleich anzustellen, wird Portugal sein", sagte er gegenüber der offiziellen Webseite der WRC. "Argentinien ist eine Unbekannte, weil so viel von den Bedingungen abhängt. Wenn sie so rau sind wie letztes Jahr, dann werden wir andere Probleme zu lösen haben und das Setup wird ein Kompromiss sein."

Die wahre Pace lässt sich also erst ab der fünften Saisonrallye einschätzen. Hyundai hat jedoch bereits jetzt ein klares Ziel für den Rest der Saison ausgegeben: Bei jeder Rallye aufs Podest zu fahren.