Übergangsjahr ist ein Wort, das eher negativ konnotiert ist. Denn es steht dafür, dass erst danach etwas Besseres kommt und es dementsprechend so schnell wie möglich abgehakt werden sollte. Die WRC erlebt 2016 ein solches Übergangsjahr, denn ab 2017 tritt ein neues Reglement in Kraft. Es soll die Rennserie mit spektakuläreren Autos revolutionieren und den Herstellern mehr Freiraum geben.

Diesen Entwurf veröffentlichte die FIA bei der Vorstellung des neuen Reglements für 2017, Foto: FIA
Diesen Entwurf veröffentlichte die FIA bei der Vorstellung des neuen Reglements für 2017, Foto: FIA

Doch es gibt bereits im Übergangsjahr 2016 einige Neuerungen. Citroen hat sich für eine werksseitige Auszeit entschieden, um sich optimal auf einen Neustart im Jahr 2017 vorbereiten zu können. Ganz verschwindet die Marke jedoch nicht aus der WRC, denn das private Abu Dhabi World Rally Team wird die Fahnen hochhalten. Mit dem DMACK World Rally Team gibt es eine weitere neue Komponente bei den Teams.

Des Weiteren hat sich auf dem Fahrer- und Beifahrermarkt einiges getan. Mit der Rallye China kommt ein neues Event hinzu und mit dem Hyundai i20 WRC der zweiten Generation ein neuer Bolide. Es gibt also genug Gründe, sich die Eckpunkte der neuen Saison genau anzusehen. Motorsport-Magazin.com verschafft einen Überblick.

Die Teams

Wie bereits erwähnt geht Citroen 2016 nicht als Werksteam an den Start. Stattdessen greifen Kris Meeke, Stephane Lefebvre, Craig Breen und Khalid Al Qassimi bei ausgewählten Events für das Abu Dhabi World Rally Team ins Lenkrad. Betreut werden die Citroen DS3 WRC vom PH Sport Team. Der Ford Fiesta RS WRC des DMACK World Rally Teams wiederum wird von M-Sport betreut.

Ein weiteres Novum gibt es bei Volkswagen. Nach drei Weltmeistertiteln in Folge nimmt Motorsportdirektor Jost Capito seinen Hut und wechselt in die Formel 1. Der 57-Jährige übernimmt bei McLaren Racing die Rolle des CEO, sobald im Laufe des Jahres bei Volkswagen ein Nachfolger für ihn gefunden wurde.

Die Fahrer und Beifahrer

So viel Bewegung auf dem Fahrer- und Beifahrermarkt wie vor der Saison 2016 gab es schon lange nicht mehr. M-Sport setzt auf ein komplett neues Fahreraufgebot, auch wenn Mads Östberg für das Team ein alter Bekannter ist. Ein neues Gesicht ist hingegen WRC2-Aufsteiger Eric Camilli.

Östberg kehrt ohne seinen langjährigen Beifahrer Jonas Andersson zu M-Sport zurück, da dieser künftig WRC2-Pilot Pontus Tidemand den Aufschrieb vorträgt. Ola Floene ist der neue Mann an Östbergs Seite und wechselt vom einen Norweger zum anderen. Denn bislang war Floene Beifahrer von Andreas Mikkelsen, der nun mit Anders Jaeger, dem ehemaligen Co-Piloten von Ole Christian Veiby zusammenarbeitet. Auch Elfyn Evans hat mit Craig Parry einen neuen Beifahrer, geht allerdings 2016 in der WRC2 an den Start.

Mads Östberg ist zurück bei M-Sport, Foto: Ford
Mads Östberg ist zurück bei M-Sport, Foto: Ford

Bei Hyundai bleibt vom Fahreraufgebot her alles beim Alten, jedoch hat sich das Team für eine neue Philosophie entschieden. Zwar wurde Dani Sordo als 'Hauptfahrer' für die Herstellerwertung gemeldet und muss damit mindestens zehn Rallyes bestreiten. Doch Hyundai will bei der Besetzung der Cockpits des A-Teams rotieren, um seine Chancen in der Herstellerwertung zu maximieren.

Kein Konzept gibt es bislang bei Robert Kubica. Der ehemalige Formel-1-Pilot hat zwar sowohl für die Rallye Monte Carlo als auch die Rallye Schweden gemeldet. Jedoch ist bislang nur der Start bei Ersterer gesichert. In Schweden steht der ehemalige Formel-1-Pilot nur provisorisch auf der Starterliste. Damit ist weiterhin eine Rückkehr auf die Rundstrecke denkbar.

Lorenzo Bertellis Plan für die Saison 2016 ist hingegen fix. Er wird einen von M-Sport vorbereiteten und eingesetzten Ford Fiesta RS WRC bei 13 der 14 Saisonrallyes pilotieren. Die Rallye China wird er auslassen. Auch die Zukunft von Meeke ist geklärt, denn er hat von Citroen einen Dreijahresvertrag erhalten und wird neben seinen ausgewählten Rallyeeinsätzen vor allem den Boliden für 2017 entwickeln. Ott Tänak hat beim DMACK World Rally Team eine neue Heimat gefunden und Yazeed Al Rajhi mit dem Aufstieg von der WRC2 eine neue Herausforderung.

Der Kalender

Der Kalender der Saison 2016 hat es in sich. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte stehen die Teams vor einer großen Herausforderung. Im Oktober haben sie drei Rallyes zu bewältigen und gleichzeitig die Entwicklung und Testfahrten an den Boliden für 2017 voranzutreiben. Zuvor steht mit der Rallye China eine neue Überseerallye an, was eine logistische Herausforderung darstellt. Auch die Verlegung des Saisonfinals nach Australien stieß bei den Teams nicht unbedingt auf Begeisterung.

Reglement

Zur Saison 2016 treten einige kleinere Änderungen im sportlichen Reglement in Kraft. So kann sich ein Team, das in der Herstellerwertung punkten möchte, auch erst während der Saison registrieren. Ein Mindestmaß an sieben Rallyes ist nicht mehr vorgeschrieben. Einzige Bedingung für eine verspätete Einschreibung ist, dass sie vor dem Nennschluss der ersten Rallye erfolgt, an der das Team teilnehmen möchte.

Die Anzahl an Chassis, die pro Auto verwendet werden dürfen, wurde auf drei beschränkt. Limitiert ist auch die Zahl der Getriebe, Differentiale und Turbolader, die im Laufe der Saison verbaut werden dürfen. Auch die Startreihenfolge für WRC-Piloten, die unter Rally2-Reglement erneut starten, wurde angepasst. Diese fuhren in der vergangenen Saison vor allen anderen WRC-Piloten los. 2016 wird die Gruppe der am Vortag Ausgeschiedenen erst nach ihren Kollegen auf die Prüfungen gehen. Damit sollen Sicherheit und Fairness verbessert werden.

Für verkürzte Rallyes wie zuletzt in Frankreich gibt es eine neue Regelung zur Punktevergabe, Foto: Sutton
Für verkürzte Rallyes wie zuletzt in Frankreich gibt es eine neue Regelung zur Punktevergabe, Foto: Sutton

Für den Fall, dass eine Rallye nicht komplett gefahren werden kann, wie es zum Beispiel aufgrund des Unwetters bei der letzten Rallye Frankreich der Fall war, gibt es eine Regelung zur Punktevergabe. Volle Punktzahl gibt es nur, wenn mehr als die Hälfte aller Prüfungskilometer absolviert wurde. Halbe Punkte werden vergeben, wenn 25 bis 50 Prozent der gesamten Wertungskilometer zurückgelegt wurden. Wenn es weniger als 25 Prozent sind, gibt es nichts Zählbares für die Teilnehmer.

Die Autos

Anfang Dezember stellte Hyundai die lange erwartete zweite Generation des i20 WRC vor. Bei der Rallye Monte Carlo gehen zunächst nur zwei der neuen Autos an den Start, ab der Rallye Schweden sind es dann deren drei. Optisch auffälligste Veränderung ist, dass der i20 nun entsprechend dem Straßenmodell ein Fünftürer ist. Er ist vier Meter lang und 1,82 Meter breit. Unter der Haube werkelt ein Turbomotor mit Direkteinspritzung und 300 PS. 8.000 Testkilometer absolvierte der neue Bolide, ehe er enthüllt wurde.

Konkurrent Volkswagen verbesserte den Polo R WRC im Detail, vor allem in Bezug auf die Zuverlässigkeit. Auch das Design wurde leicht verändert. Der Polo ist mit 34 Siegen bei 39 WRC-Starts das erfolgreichste Rallye-Auto aller Zeiten.