Wie geht es dir nach der ganzen Diskussion um dein mangelndes Selbstvertrauen?
Thierry Neuville: Mir geht es eigentlich ganz gut. Wir hatten sicherlich eine schwierige Zeit. Wir sind unserem Ziel - den vierten Platz in der Weltmeisterschaft einzufahren - immer noch recht nah, auch wenn in Korsika wahrscheinlich wichtige Punkte liegengeblieben sind. Wir werden alles daran setzen, diesen Platz noch einzufahren und mehr wäre für uns ohnehin nicht drin gewesen. Wenn das klappen würde, könnte ich noch relativ zufrieden sein mit dieser Saison, selbst wenn es viele schwierige Momente gab.

Im ersten Moment nach Bekanntwerden deiner "Degradierung" für Wales klangen deine Aussagen sehr positiv und verständnisvoll. Wie sieht es in dir wirklich aus?
Thierry Neuville: Ich hätte mir nie erhofft, dass diese Situation irgendwann eintritt, aber ich habe dann auch selbst eingesehen, dass die Performance im Moment nicht da ist. Es ist auch schwierig, den nötigen Speed und das entsprechende Selbstvertrauen zu finden. Deshalb hatten wir daran gedacht, schon hier bei der Rallye Spanien vielleicht einfach einmal ohne Druck zu fahren. Das war leider nicht mehr möglich und so ist es die letzte Rallye im Jahr geworden. Die wollen wir ohne Druck natürlich besonders gut abschließen. Wir wollen nochmal ans Limit gehen, ohne dabei Fehler zu machen. Wenn das Selbstvertrauen wieder da ist, möchte ich in die neue Saison durchstarten. Es wird ein anstrengender Winter werden und ein guter Saisonabschluss hilft dabei natürlich.

Ist es nicht gerade bei mangelndem Selbstvertrauen nochmals ein Nackenschlag, zurückgestuft zu werden?
Thierry Neuville: Nein, ich denke für das Team ist es wichtig, den zweiten Platz in der Meisterschaft einzufahren. Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, aber ich weiß auch, dass wir beispielsweise in Argentinien oder Korsika dieses Jahr wichtige Punkte weggeworfen haben. Ich habe auch keine Lust, dass das nochmal vorkommt. In Spanien ist der Druck noch da und wir müssen ins Ziel - vor allem müssen wir vor den Citroen ins Ziel. Danach liegt der Druck auf den anderen.

Thierry Neuville im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Motorsport-Magazin.com
Thierry Neuville im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com, Foto: Motorsport-Magazin.com

Einige andere Fahrer wie Jari-Matti Latvala greifen auf die Hilfe eines Mentaltrainers zurück. Könnte dir das bei deinen Selbstvertrauens-Problemen helfen?
Thierry Neuville: Ich denke nicht, dass das Problem so groß ist, dass ich in diesem Bereich Hilfe brauche. Ich habe mein Management. Wir wissen auch, worin einige der fehlenden Resultate begründet sind und genau daran arbeiten wir. Es hat sich nur leider etwas schwieriger als erwartet herausgestellt, den nötigen Speed zurückzufinden. Seit Sardinien hatten wir einen leichten Aufwärtstrend und konnten wichtige Punkte gutmachen, aber Rallyes wie Korsika können das alles wieder kaputtmachen. Ich weiß aber, dass der Speed da ist, das sehen wir auch bei den Testfahrten. Dort liegt nicht das Problem. Wir müssen einfach daran arbeiten, mit dem Team in die gleiche Richtung zu arbeiten.