Sprünge, Tempo und Rekorde - die Rallye Finnland ist mit großem Sport in ihre 42. Ausgabe gestartet. Im Zentrum des Interesses: das Duell Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila versus Sébastien Ogier/Julien Ingrassia, die sich einen packenden Zweikampf um die Führung beim Klassiker der WRC liefern. 2,6 Sekunden trennen die beiden Volkswagen Duos nach der ersten Halbzeit und gut 160 von 320 Prüfungskilometern. Mit einem Durchschnitt von 126,34 Kilometern pro Stunde auf Schotter ein Zweikampf bei höchstem Tempo. Zum Vergleich: Die schnellste jemals ausgetragene WM-Rallye datiert aus dem Jahr 2012 - als ebenfalls in Finnland eine mittlere Geschwindigkeit von 122,89 km/h erreicht wurde. Von zehn Wertungsprüfungen gingen in diesem Jahr bisher neun nach Wolfsburg - entweder an Latvala oder Ogier.

Eine entscheidende Rolle spielte am Rallye-Freitag die legendäre Prüfung Ouninpohja. Was für Rennfahrer die Nürburgring-Nordschleife ist, ist für Rallye-Fahrer diese spektakuläre Schotter-Strecke durch die Wälder rund um Jyväskylä. Auf dem zweiten Durchgang setzten Latvala/Anttila hier einen neuen Tempo-Rekord von 132,18 km/h, gewannen zum 400. Mal in ihrer Karriere eine Wertungsprüfung und übernahmen obendrein die Führung von ihren Teamkollegen Ogier/Ingrassia. Auf zwei WPs wurden allerdings höhere Geschwindigkeiten erreicht: auf den zweiten Durchgängen von Pihlajakoski und Päijälä mit 133,26 und 133,17 km/h.

"Es hat heute richtig viel Spaß gemacht. Was mich besonders freut: Dass ich meinen Frieden mit ‚Ouninpohja' geschlossen habe", strahlte Leader Latvala. "Ich war dort noch nie so gut unterwegs wie heute. Für einen Finnen hat diese Prüfung einen sehr hohen Stellenwert, bei der Heimrallye in Führung zu liegen ebenfalls. Aber es sind noch zwei lange Tage und die Strecken werden uns auch morgen wieder alles abverlangen. Jetzt heißt es, weiterhin den Rhythmus und einen kühlen Kopf zu bewahren."

Sebastien Ogier beendete den Tag auf Rang zwei, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier beendete den Tag auf Rang zwei, Foto: Volkswagen Motorsport

Teamkollege Ogier zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Freitag in Finnland. "Die Strecken sind fantastisch, allen voran ‚Ouninpohja'. Diese Prüfung ist wirklich ein Erlebnis und wahrscheinlich ist es die schönste Wertungsprüfung im gesamten Jahr. Die Geschwindigkeit, die vielen Sprünge und die rasanten Richtungswechsel fühlen sich an wie eine Achterbahnfahrt", so der Weltmeister. "Als Fahrer spürt man über die gesamten 34,39 Kilometer einen Adrenalin-Austoß nach dem anderen. Einfach großartig! Kompliment an Jari-Matti Latvala, der in seinem Heimatland erwartungsgemäß stark unterwegs ist. Um ihn zu schlagen, müssen Julien und ich in den nächsten zwei Tagen alles geben. Aber so dicht am Limit zu sein, ist nicht ohne - wie der Unfall meines Teamkollegen Andreas Mikkelsen gezeigt hat. Ein Glück, dass beide unversehrt geblieben sind - das ist am Ende das Wichtigste."

Vorzeitig beendet ist die Rallye dagegen für Andreas Mikkelsen/Ola Fløene im dritten Polo R WRC. Auf der fünften Wertungsprüfung "Himos" kamen die WM-Zweiten von der Strecke ab, überschlugen sich bei hohem Tempo mehrmals und blieben dabei unverletzt. Da die Schäden am Polo R WRC für eine Reparatur vor Ort zu umfangreich waren, ist ein erneuter Start unter Rallye-2-Reglement nicht möglich. Das World Rally Car wird allerdings bereits für die Rallye Australien vorbereitet.

"Wir hatten uns für die Rallye Finnland viel vorgenommen und wollten vor allem unseren zweiten Platz in der WM verteidigen, möglichst sogar ausbauen. Doch leider war heute nicht unser Tag und wir sind vorzeitig ausgeschieden. Auf der fünften Prüfung war mein Aufschrieb etwas zu optimistisch. In einer langgezogenen Linkskurve mit einer leichten Kuppe, die bei perfekten Bedingungen voll geht, habe ich gelupft. Doch das war nicht genug. Uns ist die Straße ausgegangen und wir haben uns mehrfach überschlagen. Glücklicherweise ist der Polo R WRC ein sehr stabiles Auto und uns ist nichts Ernstes passiert. Die Enttäuschung ist natürlich groß, dass der Schaden zu groß ist, um ihn hier vor Ort reparieren zu können", ärgerte sich Mikkelsen nach seinem frühen aus.

Andreas Mikkelsen wird erst in Deutschland wieder starten, Foto: Volkswagen Motorsport
Andreas Mikkelsen wird erst in Deutschland wieder starten, Foto: Volkswagen Motorsport

Bei Motorsport-Direktor Jost Capito kamen Erinnerungen an das hauchdünne Duell zwischen Ogier und Latvala aus dem Vorjahr auf. "Jari-Matti Latvala gegen Sébastien Ogier - das war hier in Finnland schon 2014 ein fantastisches Duell. Und auch in diesem Jahr steht dieser Zweikampf im Mittelpunkt. Dass zwei Volkswagen Fahrer um die Führung kämpfen, gefällt uns natürlich besonders gut. Wie immer bei uns im Team gilt: Möge der Beste gewinnen", erklärte Capito diplomatisch. "Neben viel Licht haben wir bei heute allerdings auch Schatten erlebt. Andreas Mikkelsen hat sich bei hohem Tempo überschlagen und musste die Rallye frühzeitig beenden. Die gute Nachricht ist aber, dass es ihm und seinem Beifahrer Ola Fløene gut geht - auch, weil der Polo R WRC ein sicheres Auto ist. Dass dieses Chassis in Australien wieder am Start stehen wird, ist dafür ein weiterer Beweis."