Die Rallye Italien-Sardinien, die am Sonntag zu Ende ging, bot die längste Etappe seit der Rallye Kenia 2002 auf. Am Samstag verließen die Teams um 06:18 Uhr am Morgen den Service Park und kamen erst kurz vor 14 Uhr für einen Zwischenstopp zurück. Danach ging es auf die Nachmittagsschleife der Prüfungen, die sich bis weit in den Abend zog.

Volkswagen-Motorsportchef Jost Capito zeigte sich von der Gestaltung der Route alles andere als angetan. Dabei waren ihm weniger die Prüfungen selbst, als vielmehr die Verbindungsetappen dazwischen ein Dorn im Auge. An besagtem Samstag absolvierten die Piloten 212,83 Prüfungskilometer. Mehr als doppelt so viele galt es dazwischen zurückzulegen. Insgesamt standen 677,70 Kilometer auf dem Programm.

"Wir sprechen über das Ausdauer-Element, aber was ist Ausdauer?", fragte Capito. "Ist das eine 500 Kilometer lange Verbindungsetappe? Das hat nichts mit Ausdauer zu tun. Eine Rallye mit langen Verbindungsetappen zu verlängern ist dumm, das hat nichts mit Wettbewerb zu tun", wetterte er gegenüber Autosport. "Das ist reine Zeitverschwendung für alle."

Zudem äußerte Capito Sicherheitsbedenken. "Was wenn etwas passiert und sich die Leute das ansehen und feststellen, dass die Jungs 18 Stunden im Auto waren?" Capito empfindet das als nicht mehr zeitgemäß. Das sei etwas für die Rallye Dakar, die WRC sei jedoch kein Ausdauer-Event mehr. "Die FIA und die Organisatoren müssen über den Zeitplan nachdenken", forderte er.

Go hard or go home

Der Koordinator der Rallye, Antonio Turitto, wollte das nicht auf sich sitzen lassen und nannte sein Event die 'europäische Rallye Safari'. "Wir brauchen das Adrenalin und die Emotionen, um eine Geschichte zu erzählen", betonte er. "Dies ist eine Rallye mit Charakter, nicht nur eine Rallye rund um eine Stadt." Zudem gab er zu bedenken, dass die späte Rückkehr in den Service Park 5.000 Schaulustige anzog.

Turitto hatte jedoch auch Verständnis für die Kritik des VW-Motorsportchefs. "Ich verstehe den Punkt mit den langen Verbindungsetappen und wir suchen nach mehr Möglichkeiten, um ein paar neue Prüfungen in dieser Region zu finden", versicherte er.

Ex-Pilotin Michele Mouton, die bei der FIA für die WRC verantwortlich ist, sieht hingegen keinen Handlungsbedarf. "Wenn wir die Rallyes weiter verkürzen, dann sind wir bald auf dem Level der europäischen Rallyemeisterschaft", sagte sie und kann die Aufregung um die Rallye Sardinien nicht verstehen. "Es ist der einzige Lauf dieses Jahr, bei dem wir 400 [Wertungs-]Kilometer haben. Die meisten Rallyes liegen bei etwas mehr als 300 Kilometern, denn jeder zusätzliche Kilometer kostet so viel Geld."

Zudem finde nur alle drei Wochen eine Rallye statt, weshalb ihre - wie sie selbst zugibt - rüde Reaktion ist: "Wenn ihr das nicht aushaltet, dann geht nach Hause." Mads Östberg wird sie damit wohl nicht beeindrucken, denn er erklärte: "Es ist verdammt dumm, um 5 Uhr morgens aufzustehen und um Mitternacht ins Bett zu gehen - das gibt es in keinem anderen Sport."