Führungswechsel bei der Rallye Portugal! VW-Pilot Jari-Matti Jatvala nutzte am Freitagmorgen seine nahezu optimale neunte Startposition auf sandigem Fahrbahnbelag und weichem Schotter, übernahm nach Wertungsprüfung SS4 die Führung, die er bis zum Abend nach SS7 nicht mehr abgab. Auf der ersten Stage des Tages hatte sich Hyundai-Pilot Dani Sordo noch die Führung vom Donnerstags-Schnellsten Andreas Mikkelsen geschnappt, ehe dieser in SS3 wieder zurückschlug.

Latvala hatte den Freitag nach zuletzt drei Rallyes in Folge ohne Punkte vorsichtig begonnen, schlug auf der dritten Etappe des Tages dann jedoch eiskalt zu. Mehr Spannung und Drama als das sportliche Geschehen im Norden Portugals brachte jedoch ein verheerender Waldbrand, der auf den Hängen rund um die Wertungsprüfung Ponte de Lima wütete. Direkt bei der ersten Durchfahrt am Freitagmorgen musste SS2 so nach 33 Startern von den Organisatoren abgebrochen werden.

Sebastien Ogier hatte mit seiner Startposition bisweilen doch sehr zu kämpfen, Foto: Volkswagen Motorsport
Sebastien Ogier hatte mit seiner Startposition bisweilen doch sehr zu kämpfen, Foto: Volkswagen Motorsport

Top-10 eng beieinander

Alle WRC-Teilnehmer absolvierten das Teilstück bei der ersten Durchfahrt allerdings komplett. Beim zweiten Loop am Nachmittag entfiel Ponte de Lima dann ganz. Die Stages Caminha und Viana do Castelo wurden allerdings planmäßig jeweils zweimal durchfahren. Nach sieben von insgesamt sechszehn Wertungsprüfungen führte Latvala am Freitagabend 11,1 Sekunden vor dem einmal mehr bärenstarken Argentinien-Sieger Kris Meeke (Citroen).

Auf Rang drei fand sich Mikkelsen ein (+16,0), gefolgt von Ford-Pilot Ott Tänak (+17,8) und Sordo (+21,8). Erst auf Rang sechs fand sich der Doppel-Weltmeister und aktuelle WM-Leader Sebastien Ogier ein. Dem VW-Superstar fehlen bereits 25,9 Sekunden auf die Spitzenzeit des finnischen Teamkollegen. Allerdings musste Ogier aufgrund seiner Führung in der Gesamtwertung den Tag als Erster beginnen. Citroens Mats Östberg (+31,3), Hyundai-Pilot Hayden Paddon (+40,0), dessen Markenkollege Thierry Neuville (+1:08,0) und Robert Kubica (+1:29,1) auf Ford komplettierten die doch relativ engen Top-10.

"Das war ein großer Schub für mich", resümierte Latvala seinen fast perfekten Tag. "Es gab viel lockeren Schotter und die Autos vor mir haben viel davon weggefegt. Manchmal musst du eine Chance nutzen, wenn sie dir geboten wird. Eine Zeit wie diese hatte ich schon lange nicht mehr, deswegen ist es jetzt sehr nett." Weltmeister Ogier zeigte sich vor allem nach der tückischen ersten Durchfahrt von Viana do Castelo angefressen: "Das war eine der schlimmsten Prüfungen, die ich je freifegen musste. So habe ich leider viel zu viel Zeit verloren. Ich hoffe sehr, dass das Vorausfahren morgen nicht wieder einen derart großen Nachteil bedeutet."

Robert Kubica hatte am Freitag unter anderem mit einem Reifenschaden zu kämpfen, Foto: Sutton
Robert Kubica hatte am Freitag unter anderem mit einem Reifenschaden zu kämpfen, Foto: Sutton

Allerdings verschwieg Ogier, dass er am Nachmittag bei der zweiten Durchfahrt der Wertungsprüfungen auf den immer schwieriger zu befahrenen Ideallinien wohl sogar einen kleinen Vorteil gegenüber den späteren Startern gehabt haben dürfte. Allgemein hatte der Superstar aber einen schwierigen Tag zu verdauen. Bereits auf der ersten Stage des Tages (SS") beschädigte sich der Franzose an einem großen Stein den rechten Hinterreifen, verlor bis ins Ziel so zwölf Sekunden.

Neuville hatte hingegen mit Problemen anderer Art zu kämpfen. Nach behutsamer Fahrt aus Angst vor Reifenschäden verlor er auf den Wertungsprüfungen des Morgens massiv Zeit auf die Spitze. Als er im Gegensatz zum Gros der Konkurrenz für den zweiten Loop dann hauptsächlich die härtere Reifenmischung aufzog, verlor er ob des schlechteren Grips einmal mehr viele Sekunden. "Das war vielleicht ein Fehler, auch wenn ich für Samstag nun mehr frische weiche Reifen zur Verfügung habe als die Konkurrenz. Ich hoffe, ich habe heute nicht schon zu viel Zeit liegen lassen", haderte der Belgier.

Evans einziges Ausfallopfer

Den einzigen Ausfall des Tages musste der Brite Elfyn Evans verkrafte. Auf SS2 rollte sein Ford Fiesta drei Kilometer vor dem Ziel mit einem Elektronikschaden aus. Dennoch rettete er sich bis in den Service-Park vor dem Nachmittags-Loop, den er allerdings nicht mehr verließ. Evans wies bis zu diesem Zeitpunkt bereits einen Rückstand von über einer Stunde auf.

Martin Prokop musste seinen Ford Fiesta am Morgen hingegen ohne Hinterbremse durch das Schottergeschlängel im portugiesischen Hinterland wuchten, blieb allerdings von einem Ausfall verschont. Auch Robert Kubica überstand einen Reifenschaden vorne rechts auf SS4 mit lediglich einigem Zeitverlust. Auch Prokop und Lorenzo Bertelli beschädigten sich am Nachmittag an den auf der Ideallinie freigefahrenen Spitzen Steinen ihre Reifen, retteten sich jedoch beide ins Ziel.