Ein wahrer Marathon-Tag steht für die WRC-Piloten am Samstag in Polen auf dem Programm. Von sieben Uhr morgens bis etwa 23 Uhr abends sind sie unterwegs oder im Service. Am dritten Tag der Rallye Polen bestreiten sie mehr als 160 Wettkampfkilometer. Der Führende heißt seit der Zuschauerprüfung am späten Freitagabend Sebastien Ogier, auch wenn auf der 14. Wertungsprüfung kurzzeitig Andreas Mikkelsen wieder die Spitze übernommen hatte. Ogier bekam von den Stewards eine Zeitgutschrift für die Prüfung, da er aufgrund des Unfalls von Mads Östberg viel Zeit einbüßte. Bei der letzten Zwischenzeit war er um mehr als drei Sekunden schneller gewesen als Mikkelsen.

Auch Mikko Hirvonen, Robert Kubica und Thierry Neuville bekamen Zeit gutgeschrieben, an den Positionen im Gesamtklassement änderte sich bei ihnen allerdings nichts. Östberg hatte einen Stein getroffen und sich überschlagen. Damit büßte der Norweger seinen dritten Platz im Gesamtklassement ein. Diesen belegt nun Hyundai-Pilot Juho Hänninen, der schon einen Rückstand von fast zwei Minuten auf Ogier hat. Er hatte auf der ereignisreichen 14. Wertungsprüfung mit einer immer wieder aufgehenden Fahrertür zu kämpfen. "Ich habe versucht, sie zuzumachen, aber es war sehr staubig. Es war schwierig, sich zu konzentrieren", gestand er.

Der zweitplatzierte Mikkelsen liegt mit 19 Sekunden Rückstand noch in Schlagweite zu Ogier, verlor auf der ersten Durchfahrt der Prüfungen am Vormittag jedoch unter anderem wegen eines Reifenschadens Zeit. Zudem rutschte er wie viele andere Fahrer auch auf WP12 auf nassem Kopfsteinpflaster gerade aus. Der Norweger verlor besonders viel Zeit, weil er nicht zurücksetzen konnte. "Es ist nicht einfach. Ich habe nach der letzten Prüfung etwas meinen Rhythmus verloren", räumte er ein. Dennoch versucht er, den Druck auf Ogier aufrecht zu erhalten, muss dafür aber sein Bestes geben, wie er einräumt.

Auf Platz vier kletterte mit Thierry Neuville ein weiterer Hyundai-Pilot. "Das Auto ist viel besser als zu Beginn der Rallye. Wir haben alle Bremsen ausgetauscht und ich habe ein viel besseres Gefühl. Die Balance ist besser", berichtete er. "Ich denke, ich hatte einen guten Vormittag." Hinter ihm reihten sich die beiden M-Sport-Piloten Mikko Hirvonen und Robert Kubica ein. Letzterer musste die letzte Prüfung vor dem Mittagsservice mit einem Reifenschaden bestreiten, da er keinen Ersatzreifen mehr zur Verfügung hatte. Auf der Prüfung zuvor hatte er einen Stein touchiert, als er an die Unfallstelle von Teamkollege Elfyn Evans kam, der mit gebrochener Aufhängung aufgeben musste. "Es war ein sehr unglücklicher Vormittag", räumte Kubica ein. "Man kann das aber auf zwei Arten sehen und sagen, dass es auch ein sehr glücklicher Vormittag war."

Auf Platz sieben fiel Jari-Matti Latvala zurück, der auf der 14. Wertungsprüfung einen Stein traf. Das linke vordere Federbein schoss durch die Motorhaube - da er den Schaden nicht reparieren konnte, bestritt Latvala die letzte Prüfung vor dem Service mit dem vor seiner Windschutzscheibe herumtanzenden Federbein. Der Finne büßte auf die Bestzeit von Ogier mehr als eineinhalb Minuten ein. Platz acht belegt zum Mittagsservice Hayden Paddon, der über Probleme mit der Lenkung klagte. Henning Solberg, der wie viele andere auf WP14 einen Reifenschaden erlitt, rangiert auf Platz neun vor Martin Prokop, der WP15 mit einem losen Reifen absolvierte, da sich ein Bolzen löste.

Nach einem Reifenschaden - ebenfalls auf WP14 - und einem Zeitverlust von mehr als zweieinhalb Minuten findet sich Kris Meeke außerhalb der Top-10 wieder. Ein schwarzer Tag für Citroen. Am Nachmittag werden die Prüfungen ein zweites Mal befahren. Nach der actiongeladenen ersten Durchfahrt von Goldap ist mit weiteren Verschiebungen im Klassement zu rechnen. Am späten Abend rundet die Super Special im Stadion in Mikolajki den Tag ab.

Die Top-10 zum Mittagsservice an Tag 3

1. Ogier (Volkswagen) 1:31:00.2 Stunden
2. Mikkelsen (Volkswagen) +19.0 Sekunden
3. Hänninen (Hyundai) +1:52.3 Minuten
4. Neuville (Hyundai) +2:08.0
5. Hirvonen (Ford) +2:09.7
6. Kubica (Ford) +2:39.8
7. Latvala (Volkswagen) +2:53.6
8. Paddon (Hyundai) +3:04.2
9. Solberg (Ford) +3:32.4
10. Prokop (Ford) +3:43.4