Thierry Neuville kommt sich vor wie in einem Traum. Er bestreitet erst sein zweites Jahr in der WRC und war in der zweiten Saisonhälfte der einzige Pilot, der Weltmeister Sebastien Ogier ernsthaft herausfordern konnte. Dabei stand die WRC-Karriere des Belgiers vor der Saison 2013 schon kurz vor dem Ende, denn Citroen - wo er 2012 unter Vertrag stand - hatte keinen Platz mehr für ihn. "Ich unterschrieb bei M-Sport erst einen Tag bevor die Einschreibefrist endete", erinnerte sich Neuville an seine schwierige Zeit.

Thierry Neuville stand kurzzeitig vor dem Aus, Foto: Sutton
Thierry Neuville stand kurzzeitig vor dem Aus, Foto: Sutton

Damit war zwar ein neues Auto gefunden, die Erfahrung fehlte aber auf ganzer Linie. In den ersten Saisonrallyes strauchelte der Belgier mit dem Fiesta und verlor in Monte Carlo, Schweden, Mexiko, Portugal und Argentinien 90 Punkte auf den späteren Weltmeister Ogier. Erst ab Griechenland ging es für Neuville steil bergauf. Er fuhr auf Rang drei - der erste von fünf Podestplätzen in Folge.

Neben steigender Erfahrung ist für Neuville die Umstellung des Aufschrieb-Systems der Hauptgrund für die steigende Form. "Wir benutzen für die Kurven nun Speed-Angaben anstelle von Winkeln", erklärte er der Red-Bull-Motorsport-Seite sein neues System. Das schließt ein, das Neuville und sein Co-Pilot Nicolas Gibsoul bei jeder Rallye den Aufschrieb komplett überarbeiten müssen.

Siegen, siegen, siegen

Etwas fehlt dem Belgier aber noch zum perfekten Glück: Sein erster Sieg in der WRC. Bei der Rallye Deutschland war er so nah dran wie nie zuvor. Im Zehntel-Sekundenduell unterlief ihm kurz vor dem Ziel ein kleiner Fehler und Dani Sordo feierte. Für Enttäuschung gab es damals keinen Platz, denn die Erleichterung überwog, nach diesem Schwierigkeiten überhaupt als Zweiter ins Ziel gekommen zu sein.

Das war kürzlich in Frankreich anders. "Ich war 15 Sekunden vorne und hatte Pech mit einem Reifenschaden", ärgerte sich Neuville, der sein Unglück kaum fassen konnte. Bis jetzt ist er sicher, dass er ohne den Platten in Frankreich gewonnen hätte. "Nach dem Reifenschaden setzten wir weiterhin sehr gute WP-Zeiten, obwohl es nicht mehr viel zu gewinnen gab. Daher bin ich sicher, dass wir gewonnen hätten."

In der zweiten Saisonhälfte hieß das Duell Neuville gegen Ogier. Für viele Rallye-Experten die beiden Fahrer der Zukunft. Neuville hätte nichts dagegen. "Wer weiß? Ich hoffe, es entwickelt sich eine großartige Konkurrenzkampf mit Ogier, aber ich hoffe, dass wir mehr als zwei Teilnehmer sehen, die um den Sieg kämpfen", wünschte sich der Ford-Pilot ein ausgeglichenes und starkes Feld. "Vier oder fünf verschiedene Fahrer wären für jeden interessanter."