Für M-Sport gab es bei der Rallye Deutschland mit dem Podestplatz für Thierry Neuville zwar viel Licht, mit den Unfällen von Mads Östberg, Evgeny Novikov und Nasser Al-Attiyah allerdings auch viel Schatten. Neuville fuhr zum dritten Mal in Folge auf Platz zwei. Den ersten WRC-Sieg verpasste er auf den letzten Kilometern der Power Stage, als er von der Straße abkam. Davor hatte er sich nach den Ausfällen von Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala einen packenden Zweikampf mit dem späteren Sieger Dani Sordo geliefert und trotz eines schleichenden Plattfußes auf der vorletzten Prüfung seine Chancen auf den Sieg gewahrt.

"Es war ein unglaubliches Wochenende und ich habe das Gefühl, dass wir wieder viel bewiesen haben, auch wenn wir den Sieg letzten Endes verpasst haben", fasste er zusammen. "Der Kampf mit Dani [Sordo] erinnerte mich an einige Kämpfe in der IRC! Nicolas [Gilsoul; Beifahrer] und ich beschlossen, auf der letzten Prüfung alles auf eine Karte zu setzen, aber da war eine Kurve in der Nähe des Starts, die viel dreckiger war als erwartet, und ich bin leicht nach außen gekommen, was mich zwei Sekunden gekostet hat." Dann habe das Duo jedoch erst recht alles gegeben, um mit Vollgas die verlorene Zeit gutzumachen.

Fatale Verwechslung

"Die Zwischenzeiten haben gezeigt, dass die Herangehensweise gut funktionierte, aber als ich dann aus dem Wald kam, habe ich eine schnelle Linkskurve in den Weinbergen mit einer anderen verwechselt und bin rausgerutscht", schilderte er die Schlüsselszene. "Als mir Nicolas die Ansage gab, war es schon zu spät. Zum Glück konnten wir auf die Straße zurückfahren und ins Ziel kommen, ohne eine Position zu verlieren. Dani ist das gesamte Wochenende wirklich gut gefahren, er hat konstant schnelle Zeiten gesetzt und keine Fehler gemacht", zollte er seinem Konkurrenten Respekt.

"Ich kann ihm und Carlos [del Barrio; Beifahrer] nur gratulieren und ich hoffe, dass wir bald an der Reihe sind. Der zweite Platz ist immer noch ein gutes Ergebnis für uns und ich bin mit unserer Leistung in Deutschland wirklich zufrieden. Zumindest haben wir es versucht und unsere Zeit wird kommen." In der Meisterschaft ist Neuville nun alleiniger Zweiter und damit der schärfste Verfolger von Ogier.

Schadensbegrenzung bei Novikov und Östberg

Östberg hatte ebenfalls die Chance auf ein starkes Ergebnis, jedoch wurde er auf der zwölften Prüfung ein Opfer der kniffligen Bedingungen. Als er von der Straße abkam, wurde sein Ford Fiesta RS WRC zwar nicht schwer beschädigt, doch er hing in einem Graben fest, aus dem er trotz tatkräftiger Hilfe von Zuschauern nicht mehr zu befreien war. Östberg blieb daher nur, unter Rally2-Regeln erneut zu starten und Schadensbegrenzung zu betreiben. Als Neunter sammelte er immerhin zwei WM-Zähler.

"Wenn man den Ausrutscher gestern bedenkt, ist der neunte Platz nicht so schlecht! Es war ein schwieriges Wochenende, aber es gibt auch Positives, das ich mitnehmen kann. Wir haben uns über die Rallye verbessert und wir haben auf dem Weg sicherlich eine Menge gelernt", meinte der Norweger. "Wir wissen, dass das Auto gut ist. Dieses Wochenende brauchte ich nur mehr Unterstützung vom Auto, stattdessen haben wir zu viel am Setup geschraubt und ich hatte dann Schwierigkeiten, meinen Fahrstil zu 100 Prozent anzupassen." Nun freut sich Östberg auf sein Debüt in Australien und die Rückkehr auf Schotter.

Auch Novikov musste sich unter Rally2-Reglement nach vorne kämpfen und machte dabei 61 Positionen gut. Der Russe war bereits auf der ersten Prüfung der Rallye von der Straße abgekommen und konnte sich aus dem Unterholz nicht mehr befreien. Den Rest des Events nutzte er, um gemeinsam mit Beifahrerin Ilka Minor seinen Aufschrieb zu verbessern. "Nach dem Zeitverlust am ersten Tag gab es für uns nichts mehr, wofür wir hätten kämpfen können. Wir mussten uns nur darauf konzentrieren, es durch alle Prüfungen zu schaffen und in die Punkteränge vorzustoßen - das ist uns gelungen. Das ist zumindest ein Pluspunkt."

Al-Attiyah war auf dem besten Weg zu seinem besten Ergebnis auf Asphalt, als er sich auf der Arena Panzerplatte an einem Stein die Lenkung brach und zurückfiel. So blieb ihm am Ende nur Rang 13. "Das ist ein wirklich gutes Event und wir haben unsere Leistung auf Asphalt an diesem Wochenende deutlich verbessert", stellte er dennoch fest. "Natürlich war es sehr enttäuschend, was gestern passiert ist, aber wir haben ein paar gute Zeiten gesetzt und waren auf dem Weg, ein wirklich gutes Ergebnis einzufahren. Thierry hat dieses Wochenende eine großartige Leistung gezeigt. Ok, er hätte gewinnen können, wenn alles glatt gegangen wäre, aber der zweite Platz ist ein hervorragendes Ergebnis für ihn und wir sind alle extrem stolz darauf, was er erreicht hat."