Latvala kann es doch noch: Zu langsam, zu fehleranfällig, nicht geeignet für Volkswagen. Das waren nur einige der Kritikpunkte, die sich der Finne immer wieder anhören musste, während Sebastien Ogier von Sieg zu Sieg fuhr. Nun der Schlag zurück. Mit knapp zwei Minuten die Konkurrenz geschlagen und ohne Fehler durch die Rallye gekommen. Endlich stimmt das Gefühl zwischen Fahrer und Auto. Doch auch die Herangehensweise passt. Latvala fährt schnell, wenn er es muss, und nimmt Dampf heraus, wenn es um Risikovermeidung geht.

Zum ersten Mal hatte Jari-Matti Latvala richtig Grund zu jubeln, Foto: Sutton
Zum ersten Mal hatte Jari-Matti Latvala richtig Grund zu jubeln, Foto: Sutton

Nun ist der Finne der erste Verfolger seines Teamkollegen Ogier und war in den drei abgelaufenen Rallyes der konstanteste Pilot im Feld. Zwar fehlen Latvala noch stolze 54 Punkte auf Ogier, dieser hat seinen Teamkollegen aber absolut auf der Rechnung. "Natürlich wird auch mein Teamkollege Jari-Matti Latvala schnell sein. Er fühlt sich nun langsam richtig sicher mit dem Polo und ich bin überzeugt, dass er noch ein Wörtchen um die Top-Platzierungen mitsprechen wird", erklärte Ogier kürzlich im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Citroen ein schlechter Verlierer: Wenn Sebastien Loeb nicht da ist, kann Citroen auch nicht gewinnen. Das ist wohl die bittere Erkenntnis der Saison. Anstatt das zu akzeptieren und sich Gedanken zu machen, wie ein Lösungsvorschlag aussieht, kehrt Citroen vor anderen Haustüren. Denn plötzlich ist den Franzosen aufgefallen, dass Volkswagen eine zweite Batterie im Polo mitführt und legte Protest gegen das Ergebnis in Griechenland ein.

Peinlich aber, dass Citroen im Eifer des Gefechts formale Fehler einbaute und schon alleine deswegen der Protest abgelehnt wurde. Korrigiert, erneut versendet und wieder nicht ohne Formfehler, drückten die Rennkommissare aber ein Auge zu und nahmen den Protest an - ohne Erfolg für Citroen. Denn Volkswagen konnte belegen, dass alles mit dem Technischen Delegierten der FIA abgesprochen ist.

Mikko Hirvonen kann einem leidtun, Foto: Citroen
Mikko Hirvonen kann einem leidtun, Foto: Citroen

Immer wieder Hirvonen: Während er mittlerweile von vielen Seiten belächelt wird, kann einem Mikko Hirvonen nach Griechenland einfach nur leidtun. Offenbar schreit er unbewusst bei jedem Problem: 'hier'. Am Samstagabend war Hirvonen so frustriert, dass er am liebsten seine Koffer gepackt und den nächsten Flieger in die Heimat genommen hätte. Schon auf der ersten Prüfung war der Siegtraum wieder dahin, als seine Lenkung ihn sechs Minuten kostete.

Dabei wäre die Siegchance wohl nirgendwo größer als in Griechenland gewesen, wo mit Ogier schon der größte Konkurrent aus dem Weg war. Selbst ankreiden muss er sich allerdings, dass er erneut im Qualifying versagte und damit von Beginn an die Ausgangslage schwierig war - was man daraus dennoch hätte machen können, zeigt Latvala, der noch vor Hirvonen auf die staubigen Pisten ging.

Freud und Leid bei VW: "Irgendwann wird auch eine Rallye kommen, bei der wir große technische Probleme haben", erklärte Ogier immer wieder. In Griechenland war es so weit - und wirklich bitter. Schon auf der ersten Prüfung versagte die Benzinpumpe. 100 Mal vorher gesagt und am Ende war Ogier doch ziemlich angefressen. "Es ist natürlich frustrierend, wenn man die Pace für einen Podiumsplatz in sich und dem Auto spürt", ärgerte sich der WM-Führende. Die Pace spürte auch Andreas Mikkelsen. Der Norweger holte in Griechenland seine ersten drei Bestzeiten - in Folge - und belegte mit Rang vier die beste Platzierung seiner bisherigen WRC-Karriere.

Robert Kubica war der heimliche Held in Griechenland, Foto: Sutton
Robert Kubica war der heimliche Held in Griechenland, Foto: Sutton

Kubica der Held in Griechenland: Während Volkswagen feierte, gab es noch einen anderen, der still und heimlich vor sich hin jubelte: Robert Kubica. Der Pole hat die kleine Sensation perfekt gemacht und bei seiner zweiten Rallye in der WRC2 bereits den ersten Sieg gefeiert. In 14 Prüfungen war er neun Mal der schnellste Pilot seiner Kategorie und untermauerte seine Ambitionen auf den Titel.

Aktuell hat der Citroen-Mann 33 Punkte auf seinem Konto - damit fehlen noch 42 auf Spitzenreiter Abdulaziz Al Kuwari. Dieser hatte aber vier Rallyes Zeit, um seinen Vorsprung aufzubauen, während Kubica seine Punkte in nur zwei Events sammelte. Wenn es nach Teamchef Yves Matton geht, ist der Titel für Kubica absolut im Bereich des Möglichen, denn während er bisher nur schnell war, war er in Griechenland zum ersten Mal auch besonnen und konstant. "Ich habe das Gefühl, dass dies eine Art Wendepunkt für ihn sein könnte", erklärte Matton nach der Rallye.

Östberg schafft es einfach nicht: "Wenn wir in Griechenland mal ein bisschen Glück anstatt Pech haben, bin ich überzeugt, dass wir Sebastien Ogier herausfordern können", erklärte der Ford-Pilot im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Vor Ogier landete Östberg zwar, aber auch nur, weil es dem Franzosen noch schlechter als dem Norweger erging. Ein Reifenschaden, ein Problem mit der Lenkung und am Ende Rang sechs. Das ist die Bilanz eines erneut schlechten Wochenendes für Östberg.

Das Ergebnis: Rang sieben in der WM und keine realistische Chance mehr nach vorne. Die Krönung für den Norweger war noch die Power Stage, wo er ein versöhnliches Ende anstrebte. "Und noch ein Reifenschaden obendrauf. Das ist wirklich das passende Finale für ein perfektes Wochenende", erklärte Östberg mit viel Sarkasmus. "Nun ist es mir aber auch egal, ich werde einfach nur noch Vollgas fahren und sehen, was passiert."