Jari-Matti Latvala steht vor einem der größten Erfolge seiner Karriere. Teilweise wurde der Finne schon abgeschrieben, weil er im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Sebastien Ogier noch keine Rallye mit Volkswagen gewinnen konnte - nach seiner schlechten Leistung im Qualifying standen die Vorzeichen wieder ähnlich. "Wenn mir nach dem verkorksten Qualifying gestern jemand gesagt hätte, dass wir heute die Rallye anführen, hätte ich es wohl kaum geglaubt", strahlte der 28-Jährige nach dem Samstag. "Der mit Abstand beste Tag für mich, seit ich bei Volkswagen bin"

Dass es so kam, schreibt er den besonderen Gesetzen der Akropolis zu. Jeder kleine Fehler würde hart bestraft werden und alles könne passieren - dessen ist sich der Finne in jeder Sekunde bewusst. "Wir haben heute versucht, hohen Druck auf die Konkurrenz auszuüben, ohne selbst zu viel zu riskieren", erklärte Latvala. Nachdem er die Führung von Evgeny Novikov übernommen hatte, versuchte der VW-Mann den Vorsprung zu verwalten und immer konzentriert zu bleiben. Genau das ist auch die Herangehensweise an den finalen Tag in Griechenland. "Die Akropolis ist unberechenbar, wir haben noch nicht gewonnen und morgen geht es darum, Platz eins sicher ins Ziel zu bringen."

Der Bremsschlauch schlägt zurück

Wie unberechenbar diese Rallye ist, musste Teamkollege Andreas Mikkelsen erkennen. Der Norweger liegt auf einem sicheren fünften Rang, schlug sich im Laufe des Samstags aber mit allerlei Problemen herum. Den Anfang machte die dritte Prüfung. Der Belüftungsschlauch der Bremsanlage löste sich, wickelte sich auf und durchschlug dabei die Bremsleitung. "Wir hatten urplötzlich keinen Bremsdruck mehr - kein besonders schönes Gefühl, wenn man im Rallye-Tempo entlang von Klippen fährt", schilderte Mikkelsen das Abenteuer. Am Nachmittag folgte ein Reifenschaden und ein undefinierbarer Knall - nichtsdestotrotz blickt Mikkelsen nach vorne und will sich am Sonntag noch den vierten Rang holen.

Von diesen Regionen kann WM-Leader Sebastien Ogier in Griechenland nur träumen. Durch seinen Ausfall am Freitag war er am Samstag der erste Pilot auf der Strecke und spielte mit seinem Polo die Kehrmaschine. Das momentane Resultat: Rang zehn. "Mit Konstanz durchzufahren und da zu sein, wenn unsere Gegner uns Chancen auf Punkte eröffnen, ist unsere Strategie", erklärte Ogier, der Geduld als den einzigen Schlüssel zu ein paar Zählern in Griechenland sieht.