Der neue Super-Seb, der Superstar der WRC, der neue Weltmeister und...der Crashpilot. So können die momentanen Schlagzeilen der beiden Volkswagen-Piloten Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala zusammengefasst werden. Während der Franzose von Erfolg zu Erfolg fährt und die WM-Wertung anführt, kämpft Latvala immer und immer wieder mit dem Polo R WRC und noch viel schlimmer: mit seiner eigenen Courage.

Jari-Matti Latvala kommt mit dem Polo nicht zurecht, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala kommt mit dem Polo nicht zurecht, Foto: Sutton

Die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl geht sogar so weit, dass der Finne aus Sicht von Volkwagen ein Fehlgriff war - Ogier hingegen der strahlende Held der Zukunft. Doch sind die beiden in ihren Erfolgen, ihren Zielen und Träumen wirklich so unterschiedlich, oder hapert es nur an der Ausführung. Klar ist, dass beide nur einen Traum haben: Weltmeister werden.

Latvala ist Crashkönig

Näher an diesem Ziel war bisher Latvala, der 2010 - allerdings mit 105 Punkten Rückstand - Zweiter hinter Sebastien Loeb wurde. Im letzten Jahr gelang dem Finnen nach zahlreichen Patzern und Ausrutschern noch der Sprung auf den dritten Gesamtrang. Am wohlsten fühlt sich der ehemalige Ford-Pilot aber anscheinend auf Platz vier, den er 2008, 2009 und 2011 innehatte. Ogier schaffte im ersten Jahr in der WRC ebenfalls den Sprung unter die besten Vier der Welt und arbeitete sich in seinem Jahr im Werksteam von Citroen auf den dritten Rang nach vorne - momentan führt er die WM-Wertung an.

Insgesamt schneidet Latvala aber deutlich schlechter als sein Teamkollege ab. In seinen nun zwölf Jahren in der WRC gelangen ihm sieben Siege - Ogier reichten knapp die Hälfte der Einsätze, um einen Triumph mehr einzufahren. Die alte Schwäche des Finnen - seine zahlreichen Crashs - wird auch in Zahlen deutlich. Bei 18,49 Prozent seiner bestrittenen Rallyes sah Latvala nicht das Ziel - alle Rallyes, die er unter Rally2 nochmals starten konnte, sind in dieser Statistik noch nicht einmal berücksichtigt.

Jari-Matti Latvala hofft auf Verbesserung, Foto: Sutton
Jari-Matti Latvala hofft auf Verbesserung, Foto: Sutton

Was immer man dem ehemaligen Ford-Mann auch nachsagen will, eines kann niemand bestreiten: er ist einfach sauschnell, was 265 WP-Siege eindrucksvoll untermauern. Allerdings ist Ogier - nicht zuletzt durch seine 12 Bestzeiten alleine im Volkswagen - dem Finnen mit einer Quote von zwei Siegen pro Rallye dicht auf den Fersen. Dazu muss bedacht werden, dass der Franzose 2012 im unterlegenen Skoda Fabia S2000 unterwegs war und der erste Pilot der Geschichte wurde, der sich mit diesem leistungsschwächeren Wagen eine Bestzeit sichern konnte.

Trotz all dieser Negativ-Statistiken hat sich Volkswagen für den 27-Jährigen Finnen entschieden und traut ihm zu, Weltmeister zu werden. Deswegen rät auch Testfahrer und selbst zweimaliger WRC-Weltmeister Carlos Sainz, Latvala als Nummer zwei abzuschreiben. Zwar seien Ogiers Ergebnisse deutlich besser, allerdings dürfe nicht vergessen werden, dass der Franzose eindeutig länger Zeit hatte, um sich an den Polo zu gewöhnen.

Für die 'angezogene Handbremse', mit der Latvala in Schweden gefühlt unterwegs war, hat Sainz auch eine Erklärung parat. "Nach dem, was in Monte Carlo passiert ist, bat das Team Jari-Matti, in Schweden ins Ziel zu kommen und Punkte mitzunehmen", schilderte Sainz. Sowohl für die Mannschaft als auch das Selbstbewusstsein des 27-Jährigen sei dieser vierte Platz wichtig gewesen. Spätestens in Mexiko hat der Spanier Latvala auf der Rechnung. "Jetzt geht es auf Schotter und ich bin mir sicher, dass wir ihm ein Auto und ein Setup geben können, mit dem er sein Vertrauen wiederfindet und von Anfang an angreifen kann."