Die erste Saison im M-Sport-Team endete für Mads Östberg wie sie begonnen hatte: auf dem Podest. Zwischendurch hatte das große Talent aus Norwegen allerdings mit allerlei Nöten zu kämpfen. Denn von Höhenflügen, über Geldsorgen, die beinahe zum verfrühten Ende der Saison geführt hätten, bis hin zu schweren Unfällen hielt das Jahr für Östberg alles bereit.

Bombenstart

Bereits bei der ersten Rallye 2011 zeigte der Norweger, welche Klasse in ihm schlummert. Denn der 23-Jährige setzte seinen Ford am Ende des ersten Tages in Schweden auf die erste Position. Doch zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits bewusst, dass es sehr schwer werden würde, gegen Schneeexperte und Werkspilot Mikko Hirvonen gewinnen zu können. Denn der Vorjahressieger holte im Laufe des Tages immer weiter auf und Östbergs Vorsprung, der für die Verteidigung der ersten Position nötig gewesen wäre, schmolz im skandinavischen Schnee.

Mads Östberg strahlte nach seinem Podestplatz in Schweden, Foto: Sutton
Mads Östberg strahlte nach seinem Podestplatz in Schweden, Foto: Sutton

Als Erster auf der neuverschneiten Strecke am Samstag ging dieser Hauch an Polster dann auch verloren und der 23-Jährige musste sich geschlagen geben. "Wir haben versucht, Mikko einzuholen, aber er war zu schnell und ich konnte nicht mehr pushen", gab der Norweger ehrlich zu, der dennoch nicht mehr aus dem Strahlen herauskam. "Wir haben das ganze Wochenende hart gearbeitet. Gesamtzweiter in Schweden, damit bin ich absolut glücklich. Ich bin einfach nur begeistert."

Weiterer Höhenflug

Schon in Mexiko ging der Höhenflug weiter. Angereist war Östberg noch mit einem mehr als mulmigem Gefühl, denn er war noch nie in einem Rallye-Car in Mexiko unterwegs. "Die Prüfungen, die wir absolvieren, sind seit vielen Jahren Teil der Rallye und eine Menge Fahrer haben einen großen Vorteil", sah er sich deutlich im Nachteil. Als zusätzliches Problem lag er nach seinem Sensationspodest in Schweden auf dem zweiten Rang der Weltmeisterschaft und musste nach Mikko Hirvonen die staubige Strecke säubern.

Diese Hürde meisterte der Ford-Pilot aber ohne größere Schwierigkeiten und schaffte es am Ende der Veranstaltung auf den beachtlichen fünften Platz und jubelte. "Wir haben wirklich nicht erwartet, die Rallye in dieser Position zu beenden", so der junge Norweger. "Wir sind sehr glücklich."

Dummheit fuhr mit

Die Rallye Portugal endete früh und schwarz für Östberg. Denn bei der Eröffnungsetappe verlor sein Fiesta RS WRC durch einen Fahrfehler den rechten Vorderreifen, als er in eine Wand einschlug. Viel dramatischer als sein Ausfall war allerdings die Tatsache, dass sein Pneu einen Zuschauer traf, der am Straßenrand das Geschehen verfolgte. "Ein Zuschauer wurde ins Krankenhaus nach Lissabon gebracht. Dort wird er durchgecheckt. Er hat einen Schock", wurde anschließend Entwarnung gegeben.

Mads Östberg musste alle Ambitionen bei der Rallye Portugal bereits nach dem ersten Tag begraben, Foto: Sutton
Mads Östberg musste alle Ambitionen bei der Rallye Portugal bereits nach dem ersten Tag begraben, Foto: Sutton

Als klar war, dass der Mann nicht schwer verletzt worden war, konnte sich Östberg wieder seiner Leistung widmen. "Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm war", ärgerte sich der Norweger über seinen Fehler. Gleich in Jordanien wiederholte er sein Nullergebnis, diesmal aber unschuldig. Denn sein Wagen erlitt einen Getriebeschaden. Der 23-Jährige war einfach nur frustriert. Allerdings nutze er die Zeit, um an seinem Schotter-Setup zu arbeiten.

Östberg überzeugt weiter

Das zahlte sich bereits im Mai auf Sardinien aus, als sich der Norweger erneut in die Top-5 kämpfte. Diese Freude wurde nur noch von der erneuten Bestätigung dieser Position in Argentinien übertroffen. Denn auch beim zweiten Ausflug der Saison nach Südamerika betrat der M-Sport-Pilot Neuland, was er aber nicht zeigte. Denn während deutlich erfahrenere Piloten strauchelten, hielt sich der 23-Jährige aus allen Problemen heraus, was ihm auch ein besonderes Lob seines Teamchefs Malcolm Wilson einbrachte. "Er hat bewiesen, dass er jeder Hausforderung standhalten kann. Hier hat einen unglaublichen Job erledigt", jubelte der Brite.

In Griechenland dann aber der erneute Rückschlag: Auf Platz vier liegend verlor Östberg in der erst vierten Prüfung der Rallye die Kontrolle über seinen Fiesta und landete neben der Strecke. Erneut reichte es damit nicht, um in die Punkte zu springen. Deshalb wollte er in Finnland wieder richtig angreifen, was aber nur bedingt gelang. "Ich habe einen guten Speed gehabt und das Auto arbeitete gut", freute sich der Norweger über seinen sechsten Platz.

Lang hatte er versucht, wieder in die Top-5 vorzustoßen, allerdings kämpfte er gegen den Weltmeister von 2003, Petter Solberg. "Ich habe heute wirklich versucht, Petter abzufangen, aber habe es nicht hinbekommen. Wir waren sehr nah an der Geschwindigkeit der großen Fünf dran." Am Ende fehlten Östberg 11,6 Sekunden auf seinen Landsmann.

Das liebe Geld

Trotz guter Leistungen verkündete Östberg im Vorfeld der Rallye Deutschland, nicht sicher zu sein, ob die Veranstaltung in Trier nicht seine letzte in der WRC für 2011 sein würde. "Der Deal für dieses Jahr war, die ersten acht Rallyes zu fahren; Finnland war die letzte von diesen, aber wir haben ein bisschen Geld gefunden, um hier nach Deutschland zu kommen und ich würde gerne auch in Frankreich, Spanien und Großbritannien fahren", verriet der 23-Jährige.

Deshalb musste Geld gespart werden, was genau in Deutschland nicht gelang. Denn bereits in der dritten Prüfung fiel der Norweger nach einem Fehler zurück. Zwar konnte er weiterfahren, doch am Sonntag küsste er mit seinem Fiesta eine Mauer, was die finanzielle Lage nicht verbesserte. "Wir arbeiten dafür, Frankreich zu fahren, aber die Rechnung für den Unfall in Deutschland wird die Dinge nicht einfacher machen", resümierte der norwegische Rallye-Meister.

Das Geld reichte

Wie zuvor bekannt, fand die Rallye Australien ohne ihn statt. Allen Unkenrufen zum Trotz schaffte es der M-Sport-Pilot seinen Fiesta in Frankreich wieder an den Start zu stellen. Doch eben dieser Start war von zahlreichen Problemen begleitet, denn die Reifen wollten nicht, wie Östberg wollte. Wieder und wieder hatte er mit Schäden an seinen Pneus zu kämpfen und kam auf einem für ihn persönlich enttäuschenden siebten Platz ins Ziel.

Mads Östberg musste einen Blick auf den Geldbeutel haben, Foto: Stobart
Mads Östberg musste einen Blick auf den Geldbeutel haben, Foto: Stobart

In Spanien erreichte ein wütender M-Sport-Pilot am Ende als Sechster den Service-Park. Doch das Einfahren dieses Platzes war mehr als schwierig, denn die Piloten mussten in Katalonien eine Nachtprüfung überwinden, die durch aufgewirbelten Staub beinahe unfahrbar war. "Es ist absolut schrecklich", machte er keinen Hehl aus seiner Sicht der Dinge. "Du kannst die Straße nicht sehen, daher ist es einfach unmöglich, zu fahren."

Auch das war ein Grund, dass er auf der Strecke etwas getroffen und Zeit verloren hatte. "Ich habe versucht, sensibel zu sein, aber es ist hart, sensibel zu sein, wenn du dumm genug bist, diese Stage zu fahren", äußerte der mittlerweile 24-Jährige deutliche Kritik in Richtung der Organisatoren.

Krönender Abschluss

Nach etlichen Höhen und Tiefen ging es für Östberg in die finale Runde nach Großbritannien. Die gesamte Saison hatte der Norweger angekündigt, dass sein Podestplatz in Schweden nicht der letzte des Jahres war. Tatsächlich mussten seine Fans bis November warten, wo der 24-Jährige sich hinter Jari-Matti Latvala auf den zweiten Platz kämpfen konnte. "Ich bin im Moment so glücklich", strahlte der Ford-Pilot. "Es ist das perfekte Ende der Saison, die Rallye auf dem Podium zu beenden."

Dieses Finale war das i-Pünktchen auf eine insgesamt hervorragende Saison, die Östberg auf dem sechsten Gesamtrang abschloss. "Es war ein Jahr mit vielen Ups und Downs, aber am Ende denke ich, alles hat sich zum Guten entwickelt", freute sich Östberg, der nun von vielen Experten schon als ein zukünftiger Werkspilot gesehen wird.