Sieben Weltmeistertitel im Rallye-Sport. Alle sieben am Stück und ohne Unterbrechung. Alle mit Citroen und Daniel Elena als Beifahrer. Und alle in ziemlich ungefährdeter Manier: Sebastian Loeb bricht alle Rekorde. Der Franzose eilt von Erfolg zu Erfolg und sein Lauf will kein Ende nehmen. Veränderung ist nicht in Sicht - auch 2010 schrieb der 36-Jährige wieder Sportgeschichte.

Nach sechs Weltmeistertiteln in Folge konnte selbstverständlich auch vor der Saison 2010 das Ziel nur Titelverteidigung lauten. Loeb übertraf sich wieder einmal selbst. Richtig gefährdet schien der siebte Streich eigentlich nie. Der Franzose begann seine Saison dominant mit einem zweiten Rang zum Auftakt in Schweden und drei Siegen in Folge, in Mexico, Jordanien und der Türkei. Loeb war seinen Konkurrenten stets ein Stück voraus. Manchmal riskierte jedoch selbst der Meister etwas zu viel. In Neuseeland beispielsweise wollte Loeb einfach zu viel. Mehrere Dreher brachten ihm nur Platz drei ein. Beim folgenden Lauf in Portugal musste sich der Elsässer dann Landsmann und Markenkollege Sebastien Ogier geschlagen geben.

Doch bereits auf dem Asphalt von Bulgarien reichte es auf Loebs favorisiertem Untergrund zu Saisonsieg Nummer vier. Danach betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten Sebastien Ogier bereits 51 Punkte. Erster Ford-Fahrer war mit gar 65 Zählern Rückstand Mikko Hirvonen. Loeb konnte es also vor den anstehenden Schotterrallyes ruhiger angelehen lassen. Auf einen Start in Le Mans oder erneute Formel 1 Testfahrten verzichtete Loeb im Sommer zudem, um etwas Zeit zum Durchatmen zu finden. Gerade sein starker Schlussspurt und die mobilisierten Kräfte am Ende der Saison geben dem 36-jährigen Vater einer Tochter auf jeden Fall Recht.

Von Beginn an stark unterwegs

Zwar wurde Loeb beim Lauf in Finnland nur Dritter, doch bei seiner Lieblingsrallye in Deutschland, die Loeb bereits acht Mal und damit so oft, wie kein anderes Event gewinnen konnte, zeigte sich der Franzose wieder von seiner ausgeschlafenen Seite. Wann immer Loeb in Deutschland antrat, gewann er auch. Und wie in den Vorjahren dominierte der Elsässer die Konkurrenz auch 2010 in den Weinbergen an der Mosel nach belieben - auf Asphalt ist der Citroen-Pilot mittlerweile sogar ein unglaubliches halbes Jahrzehnt ungeschlagen.

Gewohntes Bild - in Monaco bei der FIA-Gala jubeln immer Loeb, Elena und Citroen, Foto: FIA
Gewohntes Bild - in Monaco bei der FIA-Gala jubeln immer Loeb, Elena und Citroen, Foto: FIA

Doch Loeb ist nicht nur Spezialist. Zwölf Podestplätze bei dreizehn Läufen 2010 belegen dies eindrucksvoll. Die einzige Rallye, die der Franzose nicht unter den ersten drei beenden konnte, war das Event in Japan - Loeb wurde aber immerhin Fünfter und sammelte wertvolle Punkte. Loebs letzter Ausfall liegt indes schon anderhalb Jahre zurück - damals überschlug sich der ehemalige Kunstturner in Griechenland heftig und konnte die Rallye nicht fortsetzen. In Japan bügelte Markenkollege und 2011-er Teamgefährte Ogier das Resultat für die Franzosen von Citroen mit seinem Sieg in Japan aber ohnehin aus.

Beim folgenden Lauf in Frankreich war Loeb außerdem wieder zurück in Top-Form. Es gelang der Sieg und somit gleichermaßen der Titelgewinn in der Heimat. Gekrönt wurde der Triumph durch den Gewinn der Konstrukteursweltmeisterschaft durch Citroen am selben Tag.

Emotionale Momente in Frankreich

"Überall standen Leute an der Straße, es war ziemlich bewegend. Mein erster Weltmeistertitel wird für mich immer der Beste bleiben, aber dieser hat einen speziellen Platz in meinem Herzen sicher", meinte der Champion nach dem Heimerfolg. "Wir gewannen ihn hier nach einer sehr schwierigen Rallye und es ist einfach überwältigend, die Ziellinie in der eigenen Heimatstadt zu überfahren. Es ist unglaublich, so viele Menschen zu sehen. Ich glaube nicht, dass wir bei einer Rallye jemals so viele Zuschauer gesehen haben", zeigte sich Loeb tief ergriffen.

Nach zwölf Jahren bei Citroen und zehn Jahren im Werksteam hat die Paarung Sebastien Loeb und Citroen alles erreicht, was es im Rallye-Sport zu erreichen gibt. Die Leistungen sind gar nicht hoch genug einzustufen. Was der kleine Franzose geschaffen hat, ist bisher noch nie da gewesen und mit Titel Nummer sieben hat sich Loeb seinen Platz im Motorsport-Olymp neben Michael Schumacher und Valentino Rossi eindeutig gesichert.

Im Stile eines wahren Champions nahm der Elsässer auch nach seinem Titelgewinn kein Gas raus und somit keine Rücksicht auf die Gegner. Bei den beiden übrigen Events in Spanien und Wales trumpfte der Franzose noch einmal auf und gewann auch die beiden Läufe zum Abschluss der Saison.

Rekorde für die Ewigkeit

Loeb zeigt es an - es war sein siebter Streich, Foto: Red Bull/GEPA
Loeb zeigt es an - es war sein siebter Streich, Foto: Red Bull/GEPA

Am Ende des Jahres standen damit 276 Punkte und ein Sieg mehr, als noch im Vorjahr zu Buche. Insgesamt feierte der Wahl-Schweizer in seiner beispiellosen Bilderbuchkarriere bereits 62 Siege und 94 Podestplatzierungen. Damit gewann Loeb fast die Hälfte aller Events, an denen er in der WRC teilnahm. Auch knackte er 2010 die magische 1000 Punkte-Marke und unglaubliche 743 Siege bei Wertungsprüfungen sagen mehr aus, als all die Superlative, an denen die Presse für Loeb bereits arbeitet. "Ich denke, dass das eines der konstantesten Jahre überhaupt war, wenn nicht das konstanteste", gab sich Loeb selbst sogar noch bescheiden.

Langweilig wird es dem Dominator der internationalen Rallyeszene, der regelmäßig die ganze Weltelite verbläst, aber auch im kommenden Jahr nicht. Mit Sebastien Ogier steht ein neuer Teamgefährte zur Seite, der mehr einheizen dürfte, als noch sein oft zu harmloser Vorgänger Dani Sordo. Zudem hat Citroen mit dem neuen DS3 WRC einen brandneuen Boliden am Start - Sebastien Loeb freut sich bereits auf die Herausforderung. Und wer, wenn nicht er, sollte auch diese im Handumdrehen meistern können.