Die Entscheidung um die WEC-Weltmeisterschaft 2021 in der GTE-Pro-Kategorie ist gefallen: Porsche hat sich entschieden, nach dem kontroversen Saisonfinale in Bahrain keine Berufung gegen einen abgelehnten Protest einzulegen. Diesen Schritt teilte der Sportwagenbauer am Mittwochabend um 21:50 Uhr auf seiner Twitter-Seite mit. Die 96-stündige Frist für eine schriftlich eingelegte Berufung wäre in der Nacht auf Donnerstag um 00:39 Uhr abgelaufen.

Damit stehen die Ferrari-Piloten Alessandro Pier Guidi und Teamkollege James Calado als offizielle WEC-Weltmeister in der GTE-Pro-Klasse fest. Neben dem Erfolg des #51 Ferrari, können sich die Italiener zudem über den WM-Titel in der Hersteller-Meisterschaft freuen. Porsche belegt in beiden Wertungen den zweiten Platz.

Hätte Porsche stattdessen die angekündigte Berufung fristgerecht eingereicht, wäre der Fall rund um die Kollision zwischen dem #92 Porsche und dem #51 Ferrari vor dem FIA-Schiedsgericht ausgetragen worden.

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

Porsche-Statement im Wortlaut

"Porsche hatte angekündigt, gegen die Ablehnung des Protestes Berufung einzulegen", hieß es in der Mitteilung. "Dies sollte eine umfassende Prüfung der Umstände und des Sachverhalts im Allgemeinen sowie des Rechtsstandpunkts ermöglichen. Eine eingehende Analyse der Situation und die Beratung durch einen Rechtsbeistand haben zu der Entscheidung geführt, keine weiteren rechtlichen Schritte einzuleiten."

Der Hersteller weiter: "Im Interesse des Sports wünscht sich Porsche in Zukunft einen stringenten und einheitlichen Umgang mit Strafen bei Verstößen auf der Strecke - insbesondere während des Rennens."

Kontroverses Bahrain-Finale: Was war passiert?

Wie kam es zum zunächst eingelegten Protest und der anschließenden Ablehnung durch die Stewards, gegen die Porsche eine Berufung angekündigt hatte? Im letzten Rennen der Saison duellierten sich in der Schlussphase Porsche-Werksfahrer Michael Christensen - der das Duo Neel Jani und Kevin Estre in der #92 unterstützte - und Ferrari-Fahrer Pier Guidi. Der Porsche führte das Rennen an und hätte damit nach Punkten den Titel geholt.

Zwölf Minuten vor Schluss des achtstündigen Rennens kam es allerdings zu einer Kollision, die den 911er die Führung kostete. Pier Guidi erwischte den klassenführenden Porsche während einer hektischen Situation, in die auch LMP2-Boliden involviert waren, am Heck. Christensen verlor die Kontrolle über das Auto und drehte sich von der Strecke. Die Rennleitung untersuchte den Vorfall und wies einen Platztausch der beiden Kontrahenten auf der Strecke an, wodurch der Porsche die Führung wieder übernommen hätte.

Dazu sollte es allerdings nie kommen. Christensen steuerte kurz nach der Ansage aus der Race Control die Boxengasse an und tankte wenige Liter Sprit nach. Kurz zuvor hatte Pier Guidi mit seinem Ferrari um mehrere Sekunden im letzten Sektor verlangsamt, wie sich aus den Rundenzeiten ablesen lässt. Als der Porsche abgebogen war, zog der Italiener das Tempo allerdings wieder an und behielt auch nach einem eigenen Tankstopp weiterhin knapp die Führung.

Nach einem zwischenzeitlichen Vorsprung von rund 13 Sekunden, überquerte letztendlich Pier Guidi die Ziellinie 3,2 Sekunden vor Christensens Porsche. Während im Anschluss die Porsche-Crews auf dem Podium jubelten, zog sich das Porsche-Trio ohne Champagner respektive Rosenwasser-Dusche höchst angefressen vom Siegerpodest zurück. Wegen des schwebenden Verfahrens konnten in der GTE-Pro-Kategorie auf der Meisterfeier am Abend keine Champions gekürt werden.

Foto: Porsche AG
Foto: Porsche AG

So argumentierten die Stewards die Ablehnung

Wie aus der Entscheidung der Stewards hervorging, protestierte das Porsche GT Team gegen die Kollision mit dem Argument, dass sie den Sportkommissaren nicht gemeldet worden sei und der Renndirektor die Entscheidung allein getroffen habe.

Die Ablehnung des Protests begründeten die Stewards wie folgt: "Tatsächlich wurden alle Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Vorfall zwischen Fahrzeug 51 und 92 in Turn 14 den Rennkommissaren vom Renndirektor gemeldet, untersucht und von den Kommissaren in Übereinstimmung mit dem Renndirektor getroffen. Es wurde mündlich und mit Videobeweis gemeldet."

Die Szene sorgte bei allen Beteiligten und Zuschauern für große Verwirrung und überschattete das WEC-Saisonfinale im Wüstenstaat merklich. Es war das unrühmliche Ende einer länger andauernden Schlacht am grünen Tisch, die mit einem Protest seitens Ferrari zwischen den beiden Bahrain-Rennen begonnen hatte. Die Italiener hatten gegen eine aus ihrer Sicht unfaire Einstufung in der Balance of Performance protestiert, was allerdings abgelehnt wurde. Die Kollision im letzten Rennen setzte einem schwelenden Kampf der Hersteller schließlich die Krone auf.