Toyota-Hypercar 2021: Erste Fahraufnahmen des GR010 (02:36 Min.)

Es ist der Beginn einer neuen Ära für den Prototypen-Langstreckensport: Toyota hat am Freitagmorgen in Japan als erster Hersteller sein Hypercar für die WEC und die 24 Stunden von Le Mans vorgestellt. Der Bolide mit dem Namen GR010 HYBRID folgt in der neu geschaffenen Hypercar-Topklasse auf den TS050, mit dem Toyota zuletzt dreimal in Folge das 24-Stunden-Rennen in Frankreich gewann.

Der GR010, der optisch zumindest an die LMP1-Ära erinnert, verfügt über eine Systemleistung von 680 PS. Die maximale Power ist per Reglement festgelegt und soll per Balance of Performance zu einem fairen Kampf zwischen Toyota, den Privatiers ByKolles und Glickenhaus sowie später den neuen LMDh-Autos (ab 2023 unter anderem mit Audi und Porsche) sorgen.

Der bei Toyota Motorsport in Köln und Higashi-Fuji in Japan entwickelte GR010 bezieht seine Kraft aus einem V6-Twinturbo mit 3,5 Liter Hubraum und verfügt über Allradantrieb. Ein Hybridsystem dar laut Reglement nur an der Vorderachse zum Einsatz kommen, wobei die MGU 272 PS leistet. Wird der Hybrid zugeschaltet, muss die Motorleistung per Elektronik angepasst werden.

Zum ersten Mal seit dem WEC-Einstieg 2012 startet Toyota mit einem Wagen, der nicht über ein Hybridsystem an der Hinterachse verfügt. Toyota spricht im Vergleich zum Vorgänger von einer um 32 Prozent verringerten Leistung. Der TS050 brachte es auf rund 1.000 PS Systemleistung. Für das wichtige Rennen in Le Mans erwartet Toyota zehn Sekunden langsamere Rundenzeiten als zuletzt.

"Ein Hauptunterschied ist die Architektur des Hybridsystems", erklärt Pascal Vasselon, Technical Director Toyota. "Wir werden ein kinetisches Energierückgewinnungssystem und Brake-by-Wire an der Vorderachse haben. Dies bedeutet, dass wir in unserem WEC-Projekt erstmals einen Anlasser und vollhydraulische Hinterradbremsen einbauen mussten."

Foto: Toyota Gazoo Racing
Foto: Toyota Gazoo Racing

Der GR010 Hybrid wiegt 1.040 Kilogramm und damit 162 Kilo mehr als das Vorgängerauto. Die Abmaße haben sich zudem vergrößert: Das Hypercar ist 4.900 Millimeter lang und damit 250 Millimeter länger als der TS050, 2.000 Millimeter breit und 1.150 Millimeter hoch. Der GR010 wurde innerhalb von 18 Monaten entwickelt.

Auch die Aerodynamik wurde per Reglement beschnitten, um Kosten zu sparen. Ab 2021 ist nur noch ein Aero-Paket für eine volle Saison erlaubt. In der Vergangenheit nutzten die Hersteller unterschiedliche Konfigurationen für langsame respektive schnelle Rennstrecken. Einzige Möglichkeit, die Aero am GR010 zu verändern: ein verstellbarer Heckflügel.

"Die größte Veränderung für uns war hier, nach fünf Jahren mit Hybrid an Vorder- und Hinterachse nur noch auf eine vordere Motorgeneratoreinheit umzusteigen", sagt John Litjens, Project Leader Chassis Toyota. "Die Verpackung für das Hybridsystem war bei diesem Auto aufgrund aktualisierter Sicherheitsstandards schwieriger. Darüber hinaus ist der Verbrennungsmotor beim GR010 HYBRID stärker als beim TS050 HYBRID. Es ist also ein ganz anderes Auto, sowohl im Aussehen als auch im Klang."

In seiner neunten Saison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft setzt Toyota auf Konstanz. Wie in den Vorjahren teilen sich Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López das Auto mit der Startnummer #7. Auf dem Schwesterauto #8, das dreimal in Le Mans siegte, sitzen weiterhin Sebastien Buemi, Kazuki Nakajima and Brendon Hartley. Mercedes-Fahrer Nyck de Vries bleibt Test- und Ersatzfahrer.

Foto: Toyota Gazoo Racing
Foto: Toyota Gazoo Racing

Sein erstes Rennen soll der Toyota GR010 am 19. März 2021 bei den 1.000 Meilen von Sebring bestreiten. Das Auftaktrennen der WEC-Saison ist wegen der anhaltenden Corona-Pandemie allerdings ungewiss. Das Highlight des sechs Rennen umfassenden Kalenders sind die 24 Stunden von Le Mans am 12./13. Juni. Die kurze Saison endet am 20. November in Bahrain.