Wie sieht die LMP1-Klasse der Zukunft aus? Darüber wird derzeit hinter den Kulissen heiß diskutiert. Die Serienbosse der WEC und IMSA haben sich bereits im Rahmen der 24h von Daytona ausgetauscht, und auch in Sebring war eine Abordnung der Langstrecken-WM zugegen, um den Dialog weiter zu führen. Auf Seiten der Hersteller ist die Haltung klar: 'Einigt euch' lautet hier der Tenor. Neben McLaren stößt nun auch Ford in dieses Horn.

Das Motorsport-Programm ihres GT ist zum jetzigen Zeitpunkt nur bis Ende 2019 in trockenen Tüchern. Danach könnten auch die Amerikaner über einen Einstieg in den Prototypen-Sport nachdenken. "Wir schauen uns an, was Sinn macht. Egal, ob es jetzt weiterhin ein GT-Programm sein wird oder ein Prototypen-Programm, ob DPi in der IMSA oder LMP1 in der WEC oder idealerweise beides", lässt sich Mark Rushbrook, der neue Global Director of Motorsports von Ford Performance gegenüber 'Sportscar365' entlocken.

Ford und McLaren: Wollen EIN globales Prototypen-Programm

Aber für Ford muss die Etablierung einheitlicher Prototypen-Regeln Bedingung sein. Das forderte im Rahmen der 24 Stunden von Daytona auch schon McLaren-CEO Zak Brown. Aktuell sind die LMP1-Boliden aus der WEC nicht in der IMSA startberechtigt, umgekehrt dürfen die DPi aus den USA nicht an der Langstrecken-WM teilnehmen. Ein Horrorszenario für interessierte Hersteller. Schließlich wollen sie mit einem einzigen Fahrzeug alle großen Rennen gewinnen, sowohl Le Mans, als auch Daytona, Sebring und das Petit Le Mans.

McLaren könnte mit dem Senna einsteigen - Wie bei Ford gilt aber: Die Voraussetzungen müssen stimmen, Foto: McLaren
McLaren könnte mit dem Senna einsteigen - Wie bei Ford gilt aber: Die Voraussetzungen müssen stimmen, Foto: McLaren

"Was wir als globales Unternehmen wollen, ist ein globales Programm, so wie beim GT. Damit können wir das gleiche Auto und das gleiche Investment in Design und Entwicklung für das Racing in IMSA und der WEC weltweit höchst effizient einsetzen. Unterm Strich wollen wir das bei den Prototypen sehen. Eine gemeinsame Regelung würde unser Interesse vergrößern. Dann könnten wir mit dem gleichen Auto in der WEC und in der IMSA fahren und drei oder vier Fahrzeuge in Le Mans einsetzen", so Rushbrook.

Doch zunächst muss für die Zukunft ein neues Reglement herausgearbeitet werden. Hoch gehandelt wird von der Fachwelt seit einigen Wochen und Monaten eine Prototypen-Klasse, in der getunte Hypercars starten. So könnten neben dem Aston Martin Valkyrie unter anderem auch der Mercedes-AMG Project One oder der McLaren Senna in der Top-Kategorie um die Gesamtsiege in Le Mans und der WEC kämpfen. Im Juni im Rahmen der 24h von Le Mans wollen die WEC-Macher ihre neuen Regeln ab 2020/21 verkünden.

LMP1 vs. DPi: Zwei Stolpersteine

Auf dem Weg zu einem einheitlichen Prototypen-Reglement gilt es aber zunächst, zwei Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Das erste Hindernis ist die Uneinigkeit unter den Bossen. Die WEC-Chefs wollen ihre zukünftige Königsklasse auch in der IMSA starten sehen. Doch dort denkt man gar nicht daran, vom Erfolgskonzept DPi abzurücken. In Daytona hat man den Homologationszeitraum für Acura, Cadillac, Mazda und Nissan sogar noch um ein Jahr verlängert. Der bisherige Erfolg der Klasse gibt den IMSA-Organisatoren Recht, auch wenn es zuletzt in Sebring Diskussionen um die BoP-Einstufung der LMP2 gegeben hatte.

Gerard Neveu und Pierre Fillon unterhielten sich in Daytona und Sebring mit den IMSA-Bossen, Foto: ACO
Gerard Neveu und Pierre Fillon unterhielten sich in Daytona und Sebring mit den IMSA-Bossen, Foto: ACO

Als zweiter Stolperstein gilt die Frage nach dem Hybrid in den zukünftigen Top-Prototypen. Toyota und die WEC wollen auch in Zukunft daran festhalten, während die IMSA-Hersteller dem kritisch gegenüber stehen. Sie fürchten sich vor allem vor der Kostenspirale, die solch ein Technologie-Wettbewerb verursacht. Ford hingegen kann sich mit einem Hybrid ganz gut anfreuden - auch im Hinblick auf die eigene Zukunft. "Es macht auf jeden Fall Sinn, mitzuhelfen, was unser zukünftiger Zyklusplan für Straßenautos ist, um Hybridisierung und/oder Elektroantrieb als Teil unseres Motorsports voranzutreiben", so Rushbrook.

Erst wenn diese Hürden überwunden sind, kann eine neue und gemeinsame Top-Prototypen-Klasse für die FIA WEC und die IMSA auf den Weg gebracht werden. Die Hersteller wie McLaren und Ford würden einen solchen Schritt auf jeden Fall begrüßen.