Porsche verabschiedet sich von der Le-Mans-Szene. Vier Jahre lang ging man mit dem 919 Hybrid an der Sarthe sowie in der FIA WEC an den Start. Nun also das Ende des LMP1-Engagements. Porsche hinterlässt eine große Lücke. Die Rennsport-Geschichte der Zuffenhausener ist eng mit der Historie des 24-Stunden-Rennens von Le Mans verbunden. Die erfolgreiche Porsche-Prototypen in der Übersicht:

Porsche 917

Mit dem 917 holte Porsche seine ersten Gesamtsiege in Le Mans, Foto: LAT Images
Mit dem 917 holte Porsche seine ersten Gesamtsiege in Le Mans, Foto: LAT Images

Der Porsche 917 begründet den Mythos Porsche in Le Mans. Das Auto feierte im Jahr 1969 sein Renndebüt und war bis 1975 auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. Den 917 gab es in verschiedenen Motorisierungen, Ausführungen (Kurzheck, Langheck oder Spyder) und Evolutionsstufen. Schon beim Le Mans Debüt galt der Porsche als Siegfavorit, doch der tödliche Unfall von John Woolfe sowie diverse technische Probleme verhinderten den großen Wurf. Den ersten Sieg holten Jo Siffert und Kurt Ahrens aber noch im Jahr 1969 beim 1000-km-Rennen auf dem Österreichring.

Danach sollte der Porsche 917 von Erfolg zu Erfolg eilen. 1970 und 1971 siegte der Porsche 917 bei den 24 Stunden von Le Mans, außerdem gewann man in beiden Jahren den Titel in der Interserie, dem europäischen Gegenstück zur CanAm. Auf der anderen Seite des großen Teichs sollten nach weiteren Updates 1972 und 1973 die Meistertitel folgen. Nach dem Ende der CanAm durch die Ölkrise hatte auch der 917 kein Betätigungsfeld mehr. Einzig Kremer Racing setzte in der Sportwagen-WM 1981 noch einmal auf den 917 als Fahrzeug.

Porsche 936

Der Porsche 936 war Porsches zweiter erfolgreicher Prototyp in den 70ern, Foto: LAT Images
Der Porsche 936 war Porsches zweiter erfolgreicher Prototyp in den 70ern, Foto: LAT Images

Als Nachfolger des 917 baute Porsche ab Mitte der 70er-Jahre den Porsche 936 nach dem Gruppe-6-Reglement der FIA. Typisch für die Sportwagen-Prototypen der damaligen Zeit: die riesige Lufthutze über dem Fahrerhelm. Durch die eingeschränkte Entwicklungszeit wurden viele Teile des 917 einfach weiter verfeinert. Das sollte sich für Porsche bezahlt machen. Schon in der Premierensaison des 936, 1976, gewann man mit diesem Fahrzeug den Titel in der Sportwagen-WM.

In Le Mans sollte der Porsche 936 noch erfolgreicher sein als sein Vorgänger: Insgesamt drei Gesamtsiege (1976, 1977 und 1981) gehen auf sein Konto. Nach der Le-Mans-Ausgabe von 1981 verabschiedete Porsche den 936 in die Hände von Privatteams. Noch bis 1984 ging dieses Modell in verschiedenen Rennserien an den Start. In seinem letzten Rennen, dem Nürburgring-Lauf zur Interserie 1984, holte der Porsche 936 mit Siegfried Brunn am Steuer den zweiten Platz.

Porsche 956

Mit dem Porsche 956 dominierte man die Anfangsjahre der Gruppe C, Foto: LAT Images
Mit dem Porsche 956 dominierte man die Anfangsjahre der Gruppe C, Foto: LAT Images

Eine Neuentwicklung musste 1982 her, denn die FIA hat zu diesem Jahr die Gruppe-C-Regularien eingeführt. Diese sollten den Weg in die goldene Ära der Sportwagen ebnen. Porsche baute dafür den 956, der mit einem komplett neuen Chassis ausgestattet war. Der 956 sollte, wie sich in den kommenden Jahren zeigte, die Basis für eine regelrechte Porsche-Dominanz im Sportwagen-Bereich legen.

Vier Mal hintereinander gewann der Porsche 956 die 24 Stunden von Le Mans, und auch in der Sportwagen-WM war man eine Klasse für sich. Zwischen 1982 und 1984 sicherte sich Porsche dank diesem Fahrzeug drei Jahre in Folge alle WM-Titel, sowohl bei den Fahrern als auch bei den Herstellern. Doch danach zwangen immer wieder Regeländerungen wie die Verringerung der Treibstoffmenge Porsche dazu, den 956 umzubauen. Nach 1985 stellte man die Entwicklung zugunsten des Nachfolgers endgültig ein.

Porsche 962

Der 962 setzte Porsches Dominanz in der Gruppe C fort, Foto: LAT Images
Der 962 setzte Porsches Dominanz in der Gruppe C fort, Foto: LAT Images

Dieser Nachfolger hieß Porsche 962. Ein Rennwagen, der so universell gebaut wurde, dass er jeglichen Regeln entsprach, sei es in der Gruppe C oder in der US-amerikanischen IMSA-Serie. Der Porsche 962 kam bereits während der Saison 1985 erstmals zum Einsatz und war in verschiedensten Varianten noch bis 1995 im Einsatz, obwohl die Gruppe C bereits nach der Saison 1992 unterging. Der 962 setzte die Siegesserie seines Vorgängers in Le Mans weiter fort, denn auch 1986 und 1987 siegte Porsche in Le Mans.

Insgesamt feierte der Porsche 962 54 Rennsiege und zahlreiche Titelgewinne und zählt damit zu den erfolgreichsten Rennwagen der Geschichte. Legendär ist der Le-Mans-Gesamtsieg 1994: Jochen Dauer setzte damals eine umgebaute und straßenzugelassene Version des 962 ein, den Dauer 962 LM. Dieses Fahrzeug meldete er in der GT-Klasse, da Gruppe-C-Fahrzeuge 1994 verboten waren. Das Ergebnis: Der private Porsche holte den Gesamtsieg. Den letzten Sieg feierte der 962 in einer offenen Variante 1995 bei den 24 Stunden von Daytona.

Porsche 911 GT1

Der 911 GT1 war Porsches Bolide in der GT1-Ära, Foto: LAT Images
Der 911 GT1 war Porsches Bolide in der GT1-Ära, Foto: LAT Images

Nach dem Ende der Gruppe C war die GT1-Klasse in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre die Königsklasse in Le Mans. Die Idee dahinter: Rennversionen von straßenzugelassenen Supersportwagen sollten hier gegeneinander antreten. Porsche wählte für den 911 GT1 jedoch einen anderen Zugang: Man entwickelte lediglich ein Homologationsmodell in begrenzter Auflage. Später übernahmen weitere Hersteller wie Toyota diese Herangehensweise und hebelten damit die GT1-Regeln aus.

Wie seine Vorgänger war auch der 911 GT1 in Le Mans erfolgreich. Nachdem 1996 und 1997 Porsche-befeuerte Le-Mans-Prototypen gewannen, war der Werks-Porsche 1998 an der Reihe. An der Sarthe setzte man sich gegen Konkurrenten wie Toyota, Mercedes und Nissan durch. In der BPR Global GT Serie und in der FIA-GT-WM war der Porsche ebenfalls erfolgreich. 1996 holte man hier die ersten Laufsiege, in der Saison 1998 war man jedoch hinter Mercedes klar zweite Kraft. Nach 1998 beendete Porsche das Motorsport-Engagement des 911 GT1.

Porsche 919 Hybrid

Der Porsche 919 Hybrid gewann Le Mans drei Mal in Folge, Foto: Porsche
Der Porsche 919 Hybrid gewann Le Mans drei Mal in Folge, Foto: Porsche

14 Jahre ist Porsche dem Prototypen-Sport in der Le-Mans-Szene fern geblieben. 2012 dann die Bekanntgabe: Man steigt zur WEC-Saison 2014 in die LMP1-Kategorie ein und tritt dort gegen Konzernschwester Audi sowie Toyota an. Als Fahrzeug schickt man den 919 Hybrid ins Rennen. Der LMP1-Bolide wurde nach den Effizienzregeln gebaut, die zur Saison 2014 in Kraft traten. Zwei Hybrid-Systeme mit einer Gesamtleistung von 8MJ hat Porsche dafür verbaut.

Mit dem 919 Hybrid sollte Porsche an die glorreiche Vergangenheit anschließen. Von 2015 an gewinnen die Zuffenhausener drei Mal in Folge die 24 Stunden von Le Mans, 2015 mit Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg am Steuer. Und auch in der Langstrecken-WM sollte der Porsche 919 Hybrid zur Messlatte werden. Seit dem Einstieg 2014 holte man 15 Siege in 29 WM-Läufen. Darüber hinaus sicherte man sich die Fahrer- und Konstrukteurs-Titel 2015 und 2016. Auch 2017 ist Porsche nach Siegen in Le Mans und auf dem Nürburgring auf dem besten Weg zum WM-Doppelpack.